Urheberrecht für Musiker*innen neu denken
Beim fünftägigen Festival Right the Right beschäftigen sich vom 20. bis 24. November in Berlin Musiker*innen und Künstler*innen, Jurist*innen und Wissenschaftler*innen mit dem gegenwärtigen Stand von Urheberrecht und Copyright. In offenen Workshops und Paneldiskussionen, bei Performances, Ausstellungen und Konzerten soll es dabei vor allem um neue Ideen für Musik- und Kulturschaffende gehen, die den jetzigen Rechtsrahmen sprengen.
Mit der Veranstaltung knüpft das Berliner Haus der Kulturen der Welt (HKW) direkt an das 2018er Festival „100 Jahre Copyright“ (siehe dazu unser Interview mit dem Kurator Detlef Diedrichsen). Dort arbeiteten die Beteiligten Entstehung, Entwicklung, gegenwärtige Probleme und Interessenlagen bezüglich Copyright und Urheberrecht auf – um mehr oder weniger eindeutig festzustellen, dass Copyright und Urheberrecht in der Krise sind, wie Diedrichsen in seinem „kuratorischen Statement“ erläutert:
Ungenauigkeiten, Mehrdeutigkeiten und willkürliche Festlegungen machen nicht nur Jurist*innen das Leben schwer, sondern behindern auch Künstler*innen zunehmend in ihrer Arbeit. Besonders deutlich wird dies in der Musik: Während konkurrierende Wirtschaftsinteressen von Tonträgerindustrie und Plattformökonomie miteinander im Clinch liegen und neue Deals ausgehandelt werden, kann nur noch eine kleine Minderheit Musikschaffender von der Rechteverwertung leben.
Zweitägiger offener Workshop: Jetzt anmelden!!
Aufgrund dieses Befundes stellt das HKW beim kommenden, interdisziplinären und international ausgerichteten „Right the Right“-Festival alternative Herangehensweisen in den Mittelpunkt. Insbesondere der zweitägige offene Workshop „Rethinking Copyright and Related Frameworks for Music“ (20. bis 21. November), der von Till Kreutzer vom iRights e.V. mitbetreut wird, bietet eine Plattform das bisherige System neu zu denken:
- Wie könnte man das bisherige System verändern und verbessern?
- Wo sollte man es durch andere Regelungen ersetzen und welche Vorschläge gibt es dazu?
- Wie können Schutz und Nutzung sinnvoll miteinander in Einklang gebracht werden – oder braucht es dafür ganz andere Ansätze als das Copyright?
- Wie müssten überholte Auffassungen von Autorschaft, Originalität und Eigentum realitätsgerecht erneuert werden?
- Wie sehen global betrachtet faire Bedingungen für Kultur tatsächlich aus?
Zum angestrebten Ziel des Festivals gehört es, „Nachhaltigkeitskonzepte für selbstbestimmte Kulturproduktion“ zu entwerfen, in denen sich „Ansprüche der Künstler*innen auf Anerkennung, Mitsprache und Kompensation“ anders formuliert finden als in derzeitigen Richtlinien und Gesetzen. Zu den Rednern und Mitwirkenden des Workshops gehören der Künstler Mat Dryhurst, die Rechtswissenschaftler Martin Kretschmer (University of Glasgow) und Ruth Okediji (Harvard Law School), der Politikwissenschaftler Joe Karaganis (Columbia University) und der Musikjournalist Joey Akan.
Die Workshop-Leitung übernehmen Andrea Goetzke vom Music Pool Berlin und Till Kreutzer vom iRights e.V. (Träger von iRights.info). Die Teilnahme am Workshop ist kostenlos, eine vorherige Online-Anmeldung ist erforderlich. Die Ergebnisse des Workshops präsentieren die Akteure im Rahmen des Festivals.
Auf dem Programm von „Right the Right“ stehen neben Lecture-Performances, Talks und Panels auch Ausstellungen sowie zahlreiche – nicht kostenlose – Konzerte und Performances, etwa von Hermeto Pascoal, Mitch & Mitch & Kassin, Howie Lee, Chicks on Speed sowie eine Filmvorführung von „Der illegale Film“ (siehe hierzu Rezension und Interview mit Regisseur Martin Baer).
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