Sieben Tage und Schluss? Mediatheken aufnehmen und Sendungen speichern
„Depublikation“ – so nennen ARD, ZDF und Deutschlandradio das, was viele Gebührenzahler nicht verstehen: Audios und Videos von den öffentlich-rechtlichen Sendern verschwinden häufig nach einigen Tagen oder Wochen wieder aus dem Netz. Die Sender sind dazu rechtlich verpflichtet worden, aber am liebsten würden sie die sogenannte „Sieben-Tage-Regel“ und ähnliche zeitliche Beschränkungen abschaffen.
Was tun? Wer einen Fernseher besitzt, kann die klassische Variante wählen und Sendungen selbst aufnehmen, bei modernen Geräten per USB-Stick oder auf eine Festplatte. Die Bildqualität ist dann besser als in den Mediatheken.
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben mittlerweile auch eine ganze Reihe an Apps für iOS und Android-Geräte entwickelt. Mit den Apps lassen sich auch die Inhalte der Mediatheken abrufen. Hier gelten oft die gleichen Bestimmungen wie in den Mediatheken, der „Tatort“ ist zum Beispiel meist 30 Tage lang verfügbar. Wer möchte, kann trotzdem Wege finden, gesendete Inhalte auch nach der Depublikation zu hören oder zu sehen. Dafür ist manchmal jedoch ein wenig Technik-Wissen erforderlich.
Herunterladen erlaubt?
Oft taucht die Frage auf, ob es erlaubt ist, Inhalte herunterzuladen, die zum Beispiel als Videostream angeboten werden. Grundsätzlich dürfen Nutzer Inhalte im Rahmen der Regelungen zur Privatkopie herunterladen. Voraussetzung jedoch: Die Quelle ist nicht „offensichtlich rechtswidrig“. Auch „wirksame technische Schutzmaßnahmen“ wie bei einem kopiergeschützten Stream darf man dabei nicht umgehen.
Anbieter können das Herunterladen in ihren AGB einschränken, müssen dazu aber einen wirksamen Vertrag mit dem Nutzer schließen. Bei frei zugänglichen Angeboten ohne Registrierung wird das in der Regel nicht der Fall sein. Achtung: Nicht erlaubt ist es, die Inhalte anderswo wieder öffentlich anzubieten. Mehr zum Thema.
1. Sendungen als Podcast abonnieren
Einige Inhalte der Öffentlich-Rechtlichen werden als Podcast angeboten. Podcasts kann man zum Beispiel mit iTunes oder mobilen Apps wie Soundcloud abonnieren: Im Unterschied zu den Mediatheken werden neue Sendungen direkt heruntergeladen und können auch nach Monaten oder Jahren noch gehört oder gesehen werden. Ein umfangreiches Podcast-Angebot gibt es im Radio-Bereich, aber auch ausgewählte Fernsehsendungen (von der Sendung mit der Maus bis zum Neo Magazin Royale) gibt es als Podcast.
2. Mediathekview
Wer Sendungen auf seinem Computer speichern möchte, der kann dafür die kostenlose Software Mediathekview nutzen. Mit ihr lassen sich die Inhalte der deutschsprachigen öffentlich-rechtlichen Mediatheken – von Arte bis zum WDR – abrufen. Einmal installiert, fragt das Programm eine Liste aller aktuell verfügbaren TV-Sendungen in den Mediatheken ab. Mit einem Klick lassen sich dann die Inhalte auf dem Rechner speichern.
In einigen Fällen geschieht das in Echtzeit. Das bedeutet, dass es beispielsweise 43 Minuten dauert, eine 43-minütige Doku herunterzuladen. Bei den meisten Sendungen geht das jedoch schneller. Zudem lassen sich wiederkehrende Sendungen abonnieren. Sobald eine neue Folge vorliegt, lädt das Programm sie herunter. Wer über etwas Computerwissen und einen modernen Router verfügt, kann eine Festplatte oder einen USB-Stick an den Router anschließen und im lokalen Netzwerk freigeben. Die über Mediathekview heruntergeladenen Sendungen werden darauf gespeichert und können mit modernen Fernsehern über das Netzwerk wiedergegeben werden.
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3. Spezial-Suchmaschinen und Blogs
Bei Mediathekview ist es jedoch nicht wirklich komfortabel, nach Inhalten zu suchen und interessante Sendungen zu entdecken. Das erledigen Übersichtsseiten besser. Bei Vavideo ist die erweiterte Suche sehr praktisch, denn dort lässt sich nach Sendern, Sendungslängen und Datum filtern. Man kann Listen für Favoriten anlegen und Sendungen dort abonnieren. Die Seite selbst zeigt die Videos nicht an, sondern leitet in der Regel auf die Mediatheken der Sender weiter.
Während sich Vavideo vor allem auf die Öffentlich-Rechtlichen beschränkt, zeigt mediathekensuche.de auch die Inhalte von Privatsendern an. Auch hier gibt es umfangreiche Funktionen zum Filtern, Abonnieren und Anlegen von Listen – nach dem Anlegen eines Nutzeraccounts.
Wer ausgewählte Film- und TV-Empfehlungen sucht statt einer großen Programmdatenbank, der ist bei Mediasteak richtig. Das Team aus sechs Autorinnen des Potsdamer Blogs scannt die Senderangebote und weitere Quellen nach qualitativ hochwertigen Inhalten und kuratiert die Zusammenstellung auf der Webseite.
4. Online-Videorekorder
Anstatt am eigenen TV-Gerät die Aufnahme zu programmieren, kann man sich auch bei Webseiten wie Save-TV, Onlinetvrecorder und weiteren Diensten anmelden. Dort lassen sich geplante Aufnahmen über eine Web-Oberfläche programmieren. Kurz nach der Ausstrahlung im regulären Programm können Nutzer dann die Sendungen als Video-Datei auf ihren Rechner herunterladen.
Save-TV beispielsweise listet rund 40, vor allem deutschsprachige Sender auf, doch nur die Inhalte Öffentlich-Rechtlichen sind in HD-Qualität abrufbar. Es gibt auch eine „All-Catch-Funktion“, mit der sich das komplette Programm aller Sender aufnehmen lässt.
Online-Videorekorder sind in der Regel kostenpflichtig. Bei Save-TV bekommt man jedoch im einfachsten Bezahltarif nicht einmal DVD- oder HD-Qualität geboten. Wer das will, und auch das automatische Entfernen der TV-Werbung nutzen will, muss teilweise tief in die Tasche greifen. Aufgepasst: Viele Online-Videorekorder haben ein Abo-Modell, das sich nach einer kostenlosen Testphase um mehrere Monate oder ein Jahr verlängert.
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12 Kommentare
1 Tanja Ballmann am 10. Juni, 2016 um 09:03
Mir reicht die Mediathekview.
Unverständlich ist mir jedoch, warum die ÖR auf ihren Seiten nicht selber einen Download anbieten. Das hätte man mal hinterfragen können.
2 Chris am 10. Juni, 2016 um 09:28
Es ist korrekt, dass Online-Videorekorder kostenpflichtig sind, aber ein Hinweis über die Größenordnung wäre noch hilfreich. Bei onlinetvrecorder.com z.B. komme ich mit 10 € ca. ein halbes Jahr aus.
3 Maxim am 10. Juni, 2016 um 10:53
Ich kann zum Speichern von Sendungen aus den Mediatheken die Software jDownloader 2 empfehlen. Der Einstieg ist vielleicht nicht ganz einfach, doch lohnt sich dieser: man kann entscheiden in welcher Qualität die Video gespeichert werden.
4 Gert am 10. Juni, 2016 um 11:30
Was ist eine Sendung? — Ach ja, es gibt Rundfunksendungen und Fernsehsendungen.
Fernsehsendungen kann ich mit Tool wie Mediathekview recht bequem downloaden. All das, was im weiteren dazu geschrieben wurde, finde ich mit Google selber recht schnell heraus.
Es wäre schön gewesen, mal etwas zu lesen, ob es für Rundfunksendungen einen vergleichbaren Weg gibt. Gibt es den denn? Das wäre dann wirklich mal eine interessante Thematik.
5 buzzfeed am 10. Juni, 2016 um 12:48
fehlt nur “du glaubst nicht, was in 6. kommt …”
recherche geht anders.
oder ist das “Onlinejournalismus”?
6 sge am 11. Juni, 2016 um 01:59
@2 Chris
halbes jahr? Ich komme mit mit 10€ immer ein Jahr (nach derzeitigen Preisen) bei OTR aus. Gut ich lade mittlerweile auch wenig und auf 120 Dekodierungen im Monat komme ich nie, Da ich meist an ÖR-Sendungen interessirt bin ist mediathekview das Tool der Wahl, Qualität ist weitaus besser und man muß sich nicht mit der seit Jahren amateurhaft betriebenen Seite herumärgern. Man muß halt immer am Ball bleiben mit der 7 Tage Regelung, wenn nicht OTR als Fallback und für das was die Mediatheken natürlich nicht anbieten, wie Spielfilme.
7 Sebastian am 13. Juni, 2016 um 20:40
@Gerd
Es gibt für die Öffentlich-rechtlichen das Tool dradio recorder, dass ziemlich komfortabel ist:
http://www.deutschlandradio.de/erste-schritte.440.de.html
Viel Spaß damit!
8 Frederik Fischer am 17. Juni, 2016 um 11:51
Die beste Übersicht über empfehlenswerte Mediatheken-Inhalte ist meiner Meinung nach, dieser Newsletter: https://twitter.com/Empfehlung
9 Zauberflöte am 27. Oktober, 2016 um 21:39
Na ja, der Artikel ist schon jetzt veraltet. Ein weig mehr Recherche wäre hilfreich gewesen. Mediathekview wird es zum Ende des Jahres nicht mehr geben. Eine wirkliche Alternative sehe ich weit und breit nicht. Dem Artikel ist sie auch nicht zu entnehmen. Schade drum – ich trauere dem Tool schon jetzt hinterher.
10 Tamino am 2. Dezember, 2016 um 14:58
Na ja, der post zu Ziff. 9 ist ja nun auch veraltet. Mediathekview wird es weiterhin geben. Nicht immer so vorschnell…
11 kaohaschel am 5. Februar, 2017 um 12:42
Die Existenz von Mediathekviewer war mir nicht bekannt – tolles Tool. Vielen Dank für den Artikel, hat mir weitergeholfen!
12 Afa am 9. April, 2021 um 13:25
Mich würde ja interessieren, wie es sich rechtlich verhält, wenn Mediatheken-Suchmaschinen Ergebnisse ausgeben, die eigentlich nicht mehr in der Mediathek verfügbar sind, aber doch noch über die speziellen Download-Links der jeweiligen Sender (Qualität Hoch-Mittel-Niedrig) abgerufen werden können, weil diese die Filme in ihrem Archiv nicht gelöscht haben. Darf man diese Links dann für eine Liste von Filmempfehlungen verwenden?
Was sagen Sie dazu?