Youtube einigt sich mit Indie-Labels über Streamingdienst, Konditionen nicht bekannt
Die vergangene Woche abgeschlossene Einigung sei eine tolle Nachricht für alle Konsumenten, meint beispielsweise die Geschäftsführerin des internationalen Independent-Verbands Impala, Helen Smith. Derzeit kämen rund 80 Prozent aller Neuveröffentlichungen auf dem Musikmarkt von Indielabels, weshalb Onlineplattformen kaum auf deren Repertoire verzichten könnten, heißt es in einer Impala-Mitteilung.
Zugleich würden derzeit 30 Prozent des Weltmusikrepertoires von Indies stammen, so Jörg Heidemann, Vizegeschäftsführer beim deutschen Indie-Dachverband VUT. Auch Heidemann begrüßt daher die Vereinbarung und bewertet sie als Erfolg der Independents. Bei so viel Zufriedenheit ist zu vermuten, dass die Bedingungen für die unabhängigen Labels akzeptabel genug sein müssen.
Unbekannt bleibt aber bislang auch, was für Musiker und Urheber dabei herausspringt. Auf entsprechende Nachfragen von iRights.info verweisen VUT und Impala an Merlin Network, das für die Independents am Verhandlungstisch saß. Die 2008 gegründete Rechteagentur Merlin Network vertritt nach eigenen Angaben über 20.000 Indie-Labels in 39 Ländern und will für die mehrheitlich kleinen Musikfirmen vor allem das internationale Rechtemanagement vereinfachen und als zentraler Ansprechpartner für Musikplattformen dienen. Doch auch von Merlin erfährt man nichts über die neue Vereinbarung.
Einigung gingen zähe Verhandlungen voraus
Im Juni des Jahres gingen bei Merlin Network neue Verträge ein, die Youtube den Labels vorgelegt hatte. Darin waren neue Nutzungsbedingungen für das Streaming formuliert. In gleichem Atemzug habe Youtube den Indies damit gedroht, dass es ihre Inhalte sperren würde, wenn sie nicht unterzeichneten. Berichten zufolge waren diese neuen Verträge für Youtube notwendig, um den neuen Streamingdienst auch mit Indie-Content bestücken zu können.
Doch die Indies und ihre Agentur Merlin verweigerten sich Youtubes Ultimatum und suchten mit einer Beschwerde bei der Europäischen Kommission Rückendeckung bei der Politik. Sie argumentierten mit Kultur- und Arbeitsplatzverlusten. Im Juli kam es zu neuen Verhandlungen, die dann wohl auch den Start von „Music Key“ verzögerten. Folgt man den Aussagen der Indie-Vertreter, konnten sie Youtube dabei manches abringen.
„Wir freuen uns, dass die von uns vertretenen Labels an diesem neuen Schritt von Youtubes Evolution teilhaben können“ , sagt Merlin-Geschäftsführer Charles Caldas und wünscht dabei der neuen Abo-Strategie Erfolg. Ob sich Youtube im Zugzwang sah, weil Streamingpionier Spotify kürzlich verkündete, mehr als zwei Milliarden Dollar an Rechteinhaber ausbezahlt zu haben, ist schwer zu sagen. Spotify ist seit Oktober 2008 online; demgegenüber hat Youtube nach eigenen Angaben seit dem Start des 2007 gestarteten Werbeprogramms bei „Content ID“ rund eine Milliarde Dollar an Rechteinhaber im Musik- und Filmbereich ausgeschüttet.
10 Euro Abogebühr, Start für alle nächstes Jahr geplant
Gleichwohl verfügt die Google-Tochter Youtube mit rund einer Milliarde aktiven Nutzern pro Monat über ein riesiges Potenzial. Die Frage ist, wie viele davon bereit sind, für den neuen Dienst „Music Key“ auch zu zahlen. Im Gespräch ist wohl eine Abonnementgebühr von monatlich 10 Euro, wie sie bei Streamingdiensten recht verbreitet ist. Abonnenten erhalten dann Streaming ohne Werbeunterbrechungen und mit der Möglichkeit, Songs auch im Offline-Modus anzuhören. Laut Musikmarkt.de schätzt das britische Marktforschungsunternehmen Midia Research, dass Youtube im ersten Jahr bis zu einer halbe Million US-Dollar durch Audiostreaming-Abonnements einnehmen kann.
Wie viel davon bei den Labels wie viel bei Künstlern ankommt, dazu haben Merlin und Youtube Stillschweigen vereinbart. Es ist zu vermuten, dass „Music Key“ hier dem Modell von Spotify ähnelt. Vielleicht sind Musiker oder Labels bald bereit, über Abrechnungen und Konditionen zu reden. Vor wenigen Tagen ging Music Key in einen ersten Beta-Testlauf, zu dem nach und nach mehr Nutzer eingeladen werden sollen. Der offizielle Start wird für nächstes Jahr erwartet.
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