Den Louvre von zuhause aus durchstreifen: Pariser Museum bietet vollständig digitalisierte Sammlung

simo0082, via Flickr unter CC-BY-2.0
Ein Besuch des Pariser Kunstmuseums Louvre ist in Pandemiezeiten schwierig. Zeitweise war der Louvre komplett geschlossen.
Doch bereits vor der Pandemie reichte ein einziger Besuch meist nicht aus: Mit insgesamt acht Abteilungen braucht es mehrere Tage oder sogar Wochen, um das Museum vollständig zu erkunden. Manche Werke bekam man gar nicht erst zu Gesicht, da sie in Depots, als Dauerleihgabe in anderen französischen Institutionen oder zur Restaurierung in den Werkstätten des Louvre lagerten.
Der Museumsbesuch geht jetzt von zuhause aus: Der Louvre hat seine Sammlung mit mehr als 480.000 Werken digitalisiert. Die Datenbank ermöglicht auch einen Blick hinter die Kulissen. Die Datenbank in französischer und englischer Sprache ist „work in progress“: Wie der Louvre selbst schreibt, werden die Einträge täglich aktualisiert.
Digitalisierung von Museen: Eine Mammutaufgabe
Der Großteil der Einträge in der Datenbank umfasst sogenannte Reproduktionsfotografien. Das ist angesichts der hohen Zahl der Werke des Louvre beachtlich: Es ist sehr zeit- und arbeitsaufwändig, Werke zu fotografieren.
Die Werke müssen so bereitgestellt und in Szene gesetzt werden, dass sie sich für ein Foto eignen. Dazu gehört auch, die Werke bei Bedarf zu reinigen, zu entglasen oder zu restaurieren. Auch müssen die umfangreichen Informationen zu den Werken aufbereitet und eingestellt werden.

Die Mona Lisa im Detail. Reproduktion in der Online-Kollektion des Louvre (Screenshot).
Die Fotografien im Louvre seien während vom Museum eigens organisierten Kampagnen entstanden, heißt es auf der Webseite der Datenbank. Diese seien in Zusammenarbeit mit Fotograf*innen der Réunion des Musées Nationaux-Grand Palais, einer öffentlichen Kultureinrichtung, die dem Minister für Kultur und Kommunikation untersteht, sowie Fotograf*innen des Louvre entstanden, heißt es weiter.
Auch weitere Werke, etwa aus den Tuilerien oder der Musées Nationaux Récupération, wurden in diesem Zuge digitalisiert. Bei den dort versammelten Werken handelt es sich um Werke, deren rechtmäßiger Eigentümer*innen unbekannt sind und die am Ende des Zweiten Weltkriegs geborgen wurden.
Filtern und finden
Bestimmte Werke lassen sich auf verschiedene Weisen suchen und finden. Neben einer Volltextsuche lassen sich verschiedene Filter einstellen: So kann nach den Abteilungen Orientalische Altertümer, Ägyptische Altertümer, Griechische, Etruskische und Römische Altertümer, Islamische Kunst, Gemälde und Skulpturen aus dem Mittelalter, der Renaissance und der Neuzeit, Grafiken und Kunstgegenstände aus dem Mittelalter, der Renaissance und der Neuzeit gefiltert werden.
Gleichzeitig können Kategorien von Werken bestimmt werden, wie etwa Gemälde oder Skulpturen, aber auch Schmuck oder Möbel. Schließlich kann die Suche auch nach Künstler*innen oder einer Zeitspanne erfolgen.
Daneben haben Nutzer*innen die Möglichkeit, mithilfe eines erweiterten Suchformulars ihre Ergebnisse zu verfeinern. Dort können Werke beispielsweise nach Alter, Herkunft und Material gesucht werden.

Digitaler Rundgang durch den Louvre (Screenshot).
Weltberühmte Werke neben Geheimtipps
Wer sich lieber treiben lassen möchte, kann auf der Startseite in vom Louvre zusammengestellten Kollektionen stöbern, wie etwa in den „Meisterwerken“ des Louvre, wo unter anderem die „Große Sphinx von Tanis“ aus dem 26. Jahrhundert vor Christus und das Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“ des französischen Malers Eugène Delacroix zu sehen sind. Mittels einer interaktiven Karte lassen sich zudem die einzelnen Werke im Gebäude finden.
Die einzelnen Werke sind detailliert beschrieben: So erfährt man, dass die Mona Lisa von Leonardo da Vinci, im Französischen „La Joconde“ und ein Publikumsmagnet des Museums, zwischen 1503 und 1518 als Ölgemälde auf Holz entstand und nur 77 cm hoch und 53 cm breit ist. Die Werke samt Beschreibung lassen sich als PDF herunterladen.
In der Datenbank ist das Porträt der jungen Frau allerdings nur ein Bild unter tausenden und kann ohne Schlange stehen betrachtet werden – eine Chance, den Fokus auf andere Werke des Museums zu legen.
Digitalisierungstreiber Pandemie
Die Corona-Pandemie hat nicht nur in Frankreich dazu geführt, dass die Museen sich zunehmend digitalisieren. Eine Befragung des Europäischen Netzwerks von Museums-Organisationen NEMO unter 650 europäischen Museen Anfang April 2020 ergab, dass mehr als 60 Prozent der Museen seit der Schließung ihr Onlineangebot erweitert haben oder eine Erweiterung planen.
Doch die Digitalisierung stellt die Museen sowohl vor technische als auch rechtliche Herausforderungen: Wollen sie ihre Bestände online zugänglich machen, sind mitunter komplexe urheberrechtliche und datenschutzrechtliche Fragen zu klären.
Zugang zum kulturellen Erbe gestalten
Nicht nur für Kunstliebhaber*innen, auch für Wissenschaftler*innen ist die Digitalisierung kultureller Werke ein wichtiger Schritt: Seit Beginn der Pandemie ist der Zugang zu Forschungsobjekten und kulturellen Werken in Gedächtnisinstitutionen stark eingeschränkt oder nur mit speziellen, häufig mit Kosten verbundenen Zugängen möglich.
Die Offenheit, mit der der Louvre seine gesammelten Werke nun öffentlich zugänglich macht, ist wegweisend, um den Zugang zum kulturellen Erbe für die Wissenschaft und die interessierte Öffentlichkeit zu ebnen und langfristig zu erhalten – für die derzeitige Pandemie wie auch darüber hinaus.
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