VPN: Der vielseitige Tunnel durchs Netz
Das Kürzel VPN steht für „Virtuelle Private Netzwerke” und damit einen breiten Strauß unterschiedlicher Techniken. Allen gemein ist: Im Internet wird eine verschlüsselte Verbindung zwischen zwei Punkten aufgebaut, durch die Datenverkehr geleitet wird. Der Vorteil: Der Datenverkehr wird so vor dem Abhören und vor Manipulation geschützt. Vorausgesetzt natürlich, man kann dem Tunnel und der Gegenseite vertrauen.
Bis vor einigen Jahren waren VPN-Zugänge vor allem im Firmenumfeld verbreitet: IT-Administratoren nutzen die durch Verschlüsselung gesicherten Tunnel, um von zu Hause oder unterwegs technische Probleme schnell beheben zu können. Ebenso nutzen sie viele Unternehmen, um Filialen oder Außendienstmitarbeiter über VPN-Zugänge an das interne Netz anzuschließen.
Hintertür zu Netflix und anderen Diensten
Besonders durch das fortschreitende Geoblocking – länderspezifische Sperren für Inhalte und Dienste – erlebte die VPN-Technik auch im Privatbereich einen Boom. Mittlerweile gibt es Dutzende Anbieter, die der internationalen Kundschaft virtuelle Zugänge in verschiedenen Ländern wie den USA anbieten.
Der Vorteil hier: Nutzer können so auf Inhalte zugreifen, die nur für bestimmte Länder freigeschaltet sind. Beispielsweise war die Serie „House Of Cards” zunächst nicht im deutschen Angebot von Netflix, obwohl der Dienst die Polit-Serie selbst produziert hatte. Um die hohen Produktionskosten zu tragen, hatte der US-Anbieter die Rechte in Deutschland an den Pay-TV-Anbieter Sky verkauft, dessen Dienste für den Endkunden erheblich teurer sind.
Inwieweit es legal ist, solche Geoblockaden über ein VPN zu umgehen, ist bis heute nicht endgültig geklärt. So verstoßen die Nutzer solcher Dienst zwar oft gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen der Video-Plattformen, also die vertraglichen Bestimmungen zwischen Kunden und Anbietern. Doch statt gegen die eigenen Kunden rechtlich vorzugehen, begnügen sich Anbieter wie Netflix bisher damit, die Zugänge über bekannte VPN-Anbietern zu kappen, um so die strengen Bedingungen der Rechteinhaber zu erfüllen. Und wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.
Schutz vor Lauschern
Viele VPN-Anbieter versprechen andere Dienstleistungen als den schnellen Zugriff auf US-Serien. Das Angebot reicht vom einfachen VPN, das den Internetzugang in ungesicherten Netzen wie zum Beispiel in einem Café oder an einem Freifunk-Zugangspunkt absichern soll. Denn in solchen offenen Funknetzen kann ein Angreifer prinzipiell mit relativ einfachen Mitteln den Datenverkehr abfangen, abhören oder sogar manipulieren.
Für diesen Einsatzzweck ist man allerdings nicht auf kommerzielle Dienstleister angewiesen. So enthalten viele Heim-Router wie die verbreitete Fritzbox eine VPN-Funktion, mit der sich der Nutzer ins Netzwerk zu Hause einwählen kann. Der Nachteil: Die Konfiguration ist nicht trivial; beim Wechsel von einem WLAN in ein anderes Netz reißt die sichere Verbindung nach Hause wieder ab. Der Vorteil: Auch iOS- und Android-Smartphones unterstützen mittlerweile verbreitete VPN-Techniken von Hause aus.
Gegenüber den angesurften Webseiten hilft das VPN in diesem Fall aber nicht als Tarnkappe. Im Gegenteil: Für die Serverbetreiber sieht es aus, als surfe man auch mobil von seiner IP-Adresse zu Hause.
VPN ist Vertrauenssache
Viele Anbieter versprechen mehr als abgesicherte Verbindungen – ihr Alleinstellungsmerkmal ist vollkommene Anonymität. Dienste wie Black-VPN und Tor-Guard verpflichten sich gegenüber ihren Kunden gegenüber, dass sie alle Daten sofort löschen, über die die Nutzer nachverfolgt werden könnten. Damit wäre es möglich, Filesharing-Dienste zu nutzen, ohne Gefahr zu laufen, teure Abmahnungen zu erhalten. Ob sich die Anbieter wirklich an solche Garantien halten, kann der Kunde jedoch nicht wirksam überprüfen. Einige Dienste bieten anonyme Bezahloptionen an, sodass sie die reale Identität ihrer Kunden nicht erfahren. Daten wie die Heim-IP erhalten sie in der Regel aber dennoch.
Wie auch Angreifer in offenen WLANs haben VPN-Anbieter die Möglichkeit, den Datenverkehr der Nutzer zu manipulieren. Einige Anbieter bieten dies als erweiterte Dienstleistung an: Sie löschen beispielsweise identifizierende Browser-Daten aus dem Datenstrom oder verhindern das Laden von Schadprogrammen. Das klappt allerdings nur, wenn der VPN-Provider selbst freien Zugriff auf die Daten hat. Im Allgemeinen empfiehlt es sich aber, auch innerhalb eines VPN übliche Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. Dazu gehört der Gebrauch sicherer Verbindungen zu Webseiten und insbesondere zu Mailservern.
Browser-Erweiterungen und Zensur-Umgehung
Gerade bei kostenlosen Angeboten ist Vorsicht geboten. So bietet beispielsweise der Dienst Hola an, kostenlose VPN-Verbindungen im Browser aufzubauen. Als Gegenleistung muss der Kunde seine eigene Internetanbindung für andere Nutzer freigeben. Was genau von der eigenen IP-Adresse abgerufen wird, kann der Nutzer nicht kontrollieren.
Auch Opera bietet seit kurzem ein sogenanntes Browser-VPN an. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen vollwertigen VPN-Zugang. Es werden lediglich die Browserdaten umgeleitet. Andere Apps und Programme greifen weiterhin auf die unverschlüsselte Standard-Verbindung zu. Zudem ist nur ein beschränktes Datenvolumen kostenfrei.
Gerade in totalitären oder autoritären Staaten ist ein VPN eines der wenigen Mittel, das weiterhin den Zugang zum unbeschränkten Internet ermöglicht – auch für Reisende. Doch auch die Zensoren in China und Iran haben diese Möglichkeit bereits entdeckt und versuchen VPN-Verbindungen möglichst zu verhindern oder zu kappen. Das gelingt mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
4 Kommentare
1 Klaus Brunnen am 16. Juli, 2018 um 04:17
Ahnung von dem allem habe ich nur wenig – also laienhaft!,sorry- ich surfe und maile, verschicke SMS, benutze facebook, mache Online-banking und vertraue den Sicherheitsversprechen. Was ist denn von: ende-zu-ende Verschlüsselung zu halten? Kommt das VPN nahe oder ist VPN jedenfalls sicherer? Wenn möglich bitte eine kurze, verständliche Info
2 Alexander Klein am 6. April, 2020 um 17:08
Ich möchte Ihre Expertenmeinung hören, können wir VPN Apps wirklich vertrauen? Ich bin sehr skeptisch. Ich habe hier gelesen https://vpnwelt.com/youtube-premium/, dass man mit VPN sogar Geld sparen kann, aber aus irgendeinem Grund habe ich Angst davor, es auf meinem persönlichen Computer zu installieren…
3 Dr. Franke am 7. April, 2020 um 15:16
Ich denke, dass VPN von sich aus sicherer ist. Ich benutze es bei der Arbeit, um meine Daten zu schützen.
4 Terrassenüberdachung am 13. Juli, 2023 um 16:52
Super informativ, danke für die Mühe diesen Artikel erstellt zu haben.
Lg Tilda
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