Britische Regierung will Netzwerkneutralität in der EU kippen
Will die britische Regierung aus dem Internet eine Art Kabelfernsehen machen? Das befürchtet die französische Verbraucherschutzorganisation La Quadrature du Net. Die Organisation veröffentlichte einen entsprechenden Entwurf der britischen Regierung für einen Änderungsvorschlag zur Telekomrichtlinie.
Dem Entwurf (PDF) zufolge sollen Internetnutzer in Zukunft keinen Anspruch mehr auf einen diskriminierungsfreien Internetzugang haben. Stattdessen will ihnen die britische Regierung nur noch ein Recht auf “Transparenz bei den Nutzungsbedingungen für den Zugang zu/die Nutzung von Anwendungen und Dienstleistungen sowie über die Politik [des Providers] hinsichtlich des Traffic-Managements” zugestehen.
Mit anderen Worten: Der Internetprovider soll entscheiden, welchen Teil der Internets die Nutzer unter welchen Umständen in welchem Umfang und zu welchem Preis zu sehen bekommen. Die Musik- und Filmindustrien wären darüber sicher erfreut. Über freiwillige Vereinbarungen mit Internetprovidern könnten sie sich so die lästige illegale oder auch legale Konkurrenz vom Hals schaffen. Der Ausschluss von Peer-to-Peer-Protokollen wäre bei Umsetzung des britischen Vorschlags künftig genauso legitim wie die Blockade von Youtube, iTunes oder SourceForge. Einzige Voraussetzung für den eingeschränkten Internetzugang wäre, dass der Provider seine Kunden darüber informiert.
Der Mitbegründer von La Quadrature du Net, Jérémie Zimmermann, kritisiert den britischen Vorstoß:
“In einer Zeit, da die Märkte im Telekommunikations- und Unterhaltungsbereich […] durch Oligopole kontrolliert werden, […] würden die Nutzer jegliche Wahlfreiheit verlieren. Das einzige Gegenmittel wäre das Wettbewerbsrecht, das sich schon gegenüber Microsoft oder den Mobilfunkkartellen als ineffizient erwiesen hat. Daher ist es unbedingt nötig, den diskriminierungsfreien Zugang festzuschreiben.”
Der britischen Regierung wirft Zimmermann einen Betrugsversuch vor. Die vorgeschlagenen Änderungen an der Telekomrichtlinie seien “als Verbraucherinformation” getarnt. Dabei ginge es der Regierung aber darum, jedwede Zugangsgarantie für Internetdienste “zu beseitigen”. Die EU-Parlamentarier fordert Zimmermann auf, sich diesem “Manöver” zu verweigern.
4 Kommentare
1 Robert A. Gehring am 10. März, 2009 um 23:58
Zu den generellen Hintergründen gibt es auch einen interessanten Artikel in der New York Times vom Sonntag (8.3.): “Fight Over Internet Filtering Has a Test Run in Europe”.
2 the archer am 25. Mai, 2009 um 10:07
Hallo zusammen…
meiner Meinung nach ist es nicht OK wenn man den Nutzer vorschreibt welche Sieten er besuchen kann und welche nicht dies sollte jeder noch frei entscheiden können!!
Was sagen Sie dazu?