US-Musikindustrie 1990-2007, Teil 2
Die RIAA erklärt seit 2007, daß die CD heutzutage ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis habe als früher — The CD: A Better Value Than Ever (PDF). Um das zu belegen, werden die empfohlenen Verkaufspreise unter Berücksichtigung der Inflationsraten als angeführt. Stimmt das Argument so?
Die folgende Grafik stellt die Entwicklung der Durchschnittspreise von allen Tonträgern der Entwicklung der Durchschnittspreise von CDs in den Jahren 1990-2007 gegenüber.
Die Durchschnittspreise unterscheiden nicht zwischen Arten der Tonträger.
Man sieht, daß CDs zu Beginn der 1990er Jahre deutlich teurer waren als der durchschnittliche Tonträger.
2007 haben sich die Durchschnittspreise und die CD-Preise angeglichen. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da praktisch ausschließlich CDs verkauft wurden. Andere Tonträger wurden nur noch in so geringen Stückzahlen verkauft, daß sie so gut wie keinen Einfluß mehr auf den Durchschnittspreis haben.
Interpretation
Die ansteigende Fieberkurve der Durchschnittspreise zeigt: Die CD war ein Preistreiber.
Die Plattenfirmen nutzten das neue Medium CD von Beginn an, um den Preis für Musikaufnahmen auf Tonträgern in die Höhe zu treiben.
Das gilt selbst dann, wenn die CD-Preise inflationsbereinigt in den Jahren 1990-2007 praktisch konstant geblieben sein sollten, wie von der RIAA behauptet. (Der Anstieg der Kurve für die Durchschnittspreise ist steiler als der Anstieg der Kurve für die CD-Preise.)
Bei einer differenzierteren Betrachtung der verschiedenen Tonträgertypen, kann man sich die preistreibende Wirkung der CD noch besser vor Augen führen.
Nach absoluten Stückzahlen war zu Beginn der 1990er Jahre die MC das dominierende Tonträgermedium bei Longplayern. Auf den Plätzen 2 und 3 folgten dann die CD und die LP/EP (mit weitem Abstand).
1990 wurden 442 Millionen MCs ausgeliefert und 286 Millionen CDs, aber lediglich noch knapp 12 Millionen LPs/EPs.
Wenn man also die Durchschnittspreise für CDs und MCs vergleicht, kann man feststellen, daß die Preisunterschiede enorm waren: Dieselbe Musik auf CD kostete mindestens 50 Prozent mehr als auf MC.
Fazit
Aus Sicht der Musikindustrie ist die Hochpreisstrategie mit der CD lange Jahre aufgegangen. Daraus zu schließen, daß CDs eigentlich zu billig sind, bringt aber wohl nur die Musikindustrie zustande.
1 Kommentar
1 Stefan am 22. September, 2012 um 06:00
Vielen Dank! Sehr interessant. Ich erinnere mich an eine Zeit, in der die CD-Preise in Deutschland einfach verdoppelt wurden. Habt Ihr dazu Dokumente? Das muss so Mitte der 90er gewesen sein.
Was sagen Sie dazu?