Twitter lenkt ein: Twitpic-Archiv bleibt nun doch erhalten

Abbildung: Simon Steinberger CC0
Die Kurznachrichtenplattform Twitter will nun doch das Archiv der Foto- und Videoplattform Twitpic erhalten. Die rund 800 Millionen gespeicherten Bilder sollen online verfügbar bleiben, meldet The Guardian. Der drohende Verlust eines global gewachsenen Kulturguts scheint damit abgewendet.
Twitpic startete im Jahr 2008 und diente dazu, Fotos und Videos auf Twitter zu teilen. Trotz der Namensähnlichkeit und der funktionalen Verbundenheit zu Twitter blieb Twitpic bis zuletzt ein eigenständiger Akteur. Auf der Plattform wurden bis heute zirka 800 Millionen Fotos gespeichert – darunter auch zeithistorisch wertvolle Bilder, wie das der Notwasserlandung einer Passagiermaschine im New Yorker Hudson River.
Doch was geschieht mit den gesammelten Nutzerdaten, wenn die Plattform geschlossen wird? Genau diese Frage kam auf, als Twitpic nach markenrechtlichen Streitigkeiten mit Twitter seine Dienste einstellte. Dazu kam, dass Twitter unlängst eine Uploadfunktion für Bilder und Videos in seine Plattform integrierte und Twitpic damit die Geschäftsgrundlage entzog. TwitPic bot dann seinen Bestand zur Übernahme durch Twitter an. Ob die gespeicherten Bilder dann via Twitter zugänglich bleiben, war für lange Zeit unklar und Gegenstand von Verhandlungen.
Auf die Gefahren digitaler Amnesie weisen Organisationen wie das Internet Archive und das ArchiveTeam schon seit einiger Zeit hin. So hatte sich das ArchiveTeam nach Bekanntwerden der Twitpic-Schließung daran gemacht, das Vermächtnis der Bilder-Plattform auf eigenen Servern zu sichern.
Aus Sicht des Twitpic-Gründers Noah Everett sollte dennoch eine Lösung mit Twitter gefunden werden, um den Millionen TwitPic-Nutzern den direkten und gewohnten Zugang zu den Bildbeständen via Twitter zu erhalten. Und tatsächlich gab es nun – nach langem Hin und Her – eine Übereinkunft, zu der Everett in einem Blogpost schreibt:
“Twitter shares our goal of protecting our users and this data. Also, since Twitpic’s user base consists of Twitter users, it makes sense to keep this data with Twitter.”
Offenbar wollten sich Twitter und Twitpic am Ende der Verantwortung stellen, die sie hinsichtlich der gesammelten Fotos und Videos haben. Doch die Fragen hinsichtlich des Verbleibs von Datenmengen bei wirtschaftlichen Veränderungen der Plattformbetreiber werden sich wohl immer wieder aufs Neue stellen. Die Causa Twitpic könnte somit auch zu einer Sensibilisierung für dieses gesellschaftliche Problem beitragen.
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