Urheber-Nutzer-Dialog: Wir müssen reden
Nutzer fürchten um die Freiheit des Internets, Kreative um ihre Existenz. Die Frage, wie mit kulturellen Inhalten (Bild, Text, Film, Musik) im Internet umzugehen ist, spaltet die Öffentlichkeit. Mit dem Urheber-Nutzer-Dialog startet iRights.info den Versuch, die Beteiligten zum Reden zu bewegen – miteinander, nicht übereinander. Die Idee dahinter erklärt Philipp Otto von iRights.info: „Wir wollen ein Forum bieten, Ängste und Missverständnisse auszuräumen, und gemeinsame Interessen herausstellen.”
Eingeladen sind Nutzer, Urheber, Vertreter von Urheberverbänden und Nutzerinitiativen.
Beim ersten Treffen in Berlin ging es zunächst nur darum, die drängendsten Themen des Dialogs zu identifizieren. Die Teilnehmer beantworteten anonym die Frage „Wovor haben Sie Angst, wenn Sie ans Urheberrecht denken?“. Die Antworten zeigten vier zentrale Sorgen, um die es künftig gehen soll. Auf dem Spiel stehen je nach Perspektive: Die Freiheit des Internets, die Vergütung und die Existenzgrundlage der Kreativen, die Persönlichkeitsrechte der Urheber, und die Aushandlung der Marktmechanismen.
Nach der World Café-Methode diskutierten die Teilnehmer, was sich künftig ändern sollte. Nach jeweils 15 Minuten wechselten sie den Tisch und damit das Thema, notierten ihre Gedanken auf Plakaten. Im Homebase-Berlin ging es unter anderem um die Kontrolle der Urheber über ihre Werke, die Remix-Kultur, Pauschalvergütungssysteme, die Rolle der Verwertungsgesellschaften und die Kriminalisierung der Nutzer.
Die Ergebnisse der konzentrierten Debatte, in der es ab und zu laut wurde, werden demnächst bei iRights.info dokumentiert.
Kommentare der Teilnehmer
Verena Metze-Mangold, Vizepräsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, sagte: “Ich habe viel mitgenommen, weil ich keine Spezialistin im Urheberrecht bin. In meiner Funktion bin ich dem Wissensbegriff verpflichtet. Und der Zugang zum Wissen steht hinter dem Coyright. Das Copyright in den USA ist aus dem Gedanken entstanden, dass eine Gesellschaft bitte produktiv werden möchte, und sich mit geteiltem Wissen weiterentwickeln kann, aber dass es dazu Anreize bedarf. Das ist mir sehr wichtig.”
Urban Pappi, geschäftsführender Vorstand der Verwertungsgesellschaft VG Bild-Kunst, sagte: “Ich finde es bemerkenswert, dass man, sobald man sich persönlich gegenüber sitzt, sehr freundlich miteinander umgeht, sich zuhört, die Argumente der Gegenseite abwägt. Im Netz kommt es dagegen immer wieder zu sehr emotionalen Reaktionen, bei denen man sich sehr zusammenreißen muss.”
Der Drehbauchautor Peter Henning sagte: “Das Format `World Cafe` finde ich sehr gut, weil es jeden zu Wort kommen lässt, und nicht so konfrontativ abläuft. Mir wird immer deutlicher, dass die Internet-Strukturen in der Diskussion zwischen Urhebern und Nutzern immer noch ausgeblendet werden. Geräteanbieter und Plattformbetreiber verdienen sehr viel Geld an den kulturellen Inhalten, ohne dass Urheber oder Nutzer hier einbezogen werden. Es kann passieren, dass die Urheber irgendwann sagen: `Uns fehlt der Anreiz noch ins Netz zu gehen`.”
Was sagen Sie dazu?