Tweets verwenden im Schatten des Urheberrechts
Ole Reißmann von Spiegel Online macht in seinem Blog auf einen neuen Streit über das Verwenden von Tweets aufmerksam. Die Firma „Visual Statements“ veröffentlicht fremde Tweets zwar mit Quellenangabe, aber als Bild.
Twitter-Nutzer @noemata ärgerte sich öffentlich darüber, dass die Facebook-Seite des Zeit-Magazins das Bild erneut veröffentlichte und schrieb eine Rechnung an das Zeit-Magazin – das sich mittlerweile entschuldigte und die Rechnung beglich. Das Zeit-Magazin schreibt bei Facebook, es habe mit Visual Statements eine Vereinbarung geschlossen, um „deren Memes auf unserer Facebook-Seite posten zu dürfen“. Visual Statements wiederum hat nun 100 Euro an ein SOS-Kinderdorf gespendet, wie von @noemata vorgeschlagen.
Urheberrechtlich ist Twitter auch viele Jahre nach seinem Start noch Neuland. Zwar gibt es immer wieder mal Streit, aber er endet selten vor Gerichten. Es liegt einerseits nahe, bei Social-Media-Plattformen, die auf große Verbreitung ausgelegt sind, von einer Einwilligung der Nutzer darin auszugehen – falls die Inhalte überhaupt die „Schöpfungshöhe“ erreichen. So hat auch gerade das Landgericht Frankfurt im Streit um Facebook-Vorschaubilder argumentiert. Doch Inhalte außerhalb der Plattform und ihrer Funktionen weiterzuverwenden, kann andererseits ungeschriebene Regeln verletzen, worauf Reißmann hinweist:
Ich würde sagen: Jenseits der streng juristischen Bewertung gibt es ein ungeschriebenes Gesetz in Bezug auf Social Media. Einbetten oder Zitieren mit Link geht in Ordnung. Eine Kopie, bei der die Verlinkung zum Original verloren geht, ohne Nachfrage ist unfair.
Das Beispiel ist auch ein weiteres dafür, wie ungeschriebene Normen im Schatten des Urheberrechts entstanden sind, das den neuen Nutzungsweisen ziemlich hoffungslos hinterherhinkt. Ähnliche Regeln scheint es etwa bei Blogs zu geben, wo das Verwenden eines einzelnen Fotos einer fremden Fotoreihe häufig als okay angesehen wird, wenn man zur ganzen Reihe verlinkt. Aber womöglich gibt es im Netz so viele ungeschriebene Regeln, wie es Filterbubbles gibt.
Was sagen Sie dazu?