Warum Urheberrecht?
Diese Frage zu stellen, kommt vielen in der aufgeheizten Diskussion über den “Raub geistigen Eigentums” (oder: wie verpacke ich zwei unsinnige Gedanken in einen Ausdruck?), der angeblich vornehmlich im Internet stattfindet, nicht mehr in den Sinn. Das ist schlecht, denn darüber wird oft genug vergessen, dass ein staatlich verliehenes Monopol – und nichts anderes ist das Urheberrecht – einer gesellschaftlichen Rechtfertigung bedarf. Und es ist ebeneso schlecht zu vergessen, dass ein Grundgedanke des Urheberrechts der Interessenausgleich zwischen Urhebern, Verwertern und Nutzern ist. Egal, was die feudalistischen Heidelberger Werkherrscher dazu sagen.
Nachdem schon iRights.info-Redakteur Till Kreutzer in seiner Dissertation einen Entwurf zu einer Neuordnung des Urheberrechts vorgelegt hat, folgt nun Gerd Hansen: Warum Urheberrecht? lautet der Titel seiner Dissertation, deren Untertitel die Beschäftigung verspricht mit der “Rechtfertigung des Urheberrechts unter besonderer Berücksichtigung des Nutzerschutzes”. Aus dem Pressetext:
Das Urheberrecht steckt in der Krise: Wir schützen immer mehr, wissen immer weniger warum und werden dabei insbesondere den Interessen kreativ-schöpferischer Werknutzer im digitalen Umfeld immer weniger gerecht. Der Ruf nach rechtstheoretischer Neuorientierung und einer grundlegenden Revision des Urheberrechts ist dementsprechend laut.
Diese Arbeit widmet sich daher den Grundlagen und Gestaltungsoptionen urheberrechtlicher Regulierung im digitalen Zeitalter unter besonderer Berücksichtigung des Nutzerschutzes. Zu diesem Zweck werden schwerpunktmäßig kollektivistisch-utilitaristische Rechtfertigungsansätze untersucht, sodass neben den in Kontinentaleuropa traditionell stärker verbreiteten individualistischen Begründungsansätzen primär ökonomietheoretische, demokratie- und kulturtheoretische Rechtfertigungsbemühungen gewürdigt werden.
Aufbauend auf diesen rechtstheoretischen Überlegungen entwickelt der Verfasser ein eigenes Erklärungsmodell, auf dessen Grundlage sich das Urheberrecht im Allgemeinen und die von ihm propagierte Nutzerschutzdoktrin im Besonderen rechtfertigen lassen. Das Werk schließt mit konkreten materiell-rechtlichen Reformvorschlägen für ein stärker nutzerorientiertes Urheberrecht.
2009, 497 S. Broschiert, 114,- €
ISBN 978-3-8329-4195-6
(In Gemeinschaft mit Stämpfli Verlag)
4 Kommentare
1 Thomas am 10. Juli, 2009 um 13:58
Bestimmt eine interessanter Dissertation, doch 114 Euro liegt weit außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten.
Wieso müssen solche Arbeiten so teuer sein? Liegt bestimmt mal wieder an den Verlagen.
2 Raphael Mack am 11. Juli, 2009 um 10:57
Klingt ja echt interessant. Gibt es irgendwo ein pdf? Ich finde wissenschaftliche Ergebnisse sollten frei verfügbar sein. Immerhin sind sie ja auch zum Großteil von der Gesellschaft finanziert. Dass eine Papierausgabe teuer ist, ist klar, das wird vermutlich ja sogar “on demand” gedruckt, aber wir haben ja heute die technischen Möglichkeiten einer “kostenlosen” Vervielfältigung… Und was nicht verfügbar ist hat nun mal leider keinen Nutzen!
3 Matthias Spielkamp am 12. Juli, 2009 um 11:44
@Thomas & Raphael Mack: Der Autor hat mir mitgeteitl, dass es zur Zeit keine kostenlose Version gibt. Vielleicht wird es nach einer Embargo-Zeit eine geben.
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