„Survey Bay”: Die Vermessung der Filesharer
Die Cybernorms Research Group der Universität Lund hat Umfragedaten über 75.000 Nutzer der Piratebay auf der Website „The Survey Bay” veröffentlicht, die Aufschluss über deren Nutzungsgewohnheiten und Ansichten bieten.
Die Daten stammen aus einer Online-Umfrage, die im April 2011 auf der Filesharing-Plattform verlinkt wurde. Die Forscher sprechen von der bislang größten Erhebung in einer Filesharing-Community. Bemerkenswert an den Daten ist unter anderem der Gender-Gap: Mehr als 93 Prozent der Antworten stammen von männlichen, nur etwa 6 Prozent von weiblichen Nutzern, was sich wohl kaum allein durch Umfrage-Effekte erklären lässt.
Auf der Website lassen sich die Daten nach weiteren Kriterien filtern. So fragten die Forscher etwa danach, ob Nutzer für einen VPN-Dienst zahlen und nach Ansichten über die Entwicklung des Filesharings. Vorbildlich wäre es, wenn die CC-lizenzierte Datenbank auch maschinenlesbar im Sinne offener Forschungsdaten angeboten wird – aber das kann ja noch kommen.
Fundierte Einsichten in die Normen und Regeln von Filesharern gibt es währenddessen noch immer wenig – wohl auch, weil Contentverbände und Politik weiter auf Rechtsdurchsetzung mit der Brechstange schwören und Urheberrechtspolitik weitgehend in der evidenzfreien Zone stattfindet.
Solange werden die Regeln der Filesharer und die Rechtslage auch weiter auseinanderklaffen. In einer Untersuchung (PDF) warnten Måns Svensson und Stefan Larsson von der Forschungsgruppe schon 2009, dass blinde Rechtsdurchsetzung Schaden anrichtet:
If we choose to ignore this discrepancy, we run a clear risk of diminishing younger generations respect for rule of law. (…) As the establishment tries to maintain copyright laws with methods that worked during the analogical era, younger generation’s respect for society’s norms are hollowed out in a manner that in the long run will not benefit anyone. (…) Quite simply, there are no social norms to back up the judicial norms in this field.
Einen genaueren Blick auf die Umfragedaten haben Svensson, Larsson und Marcin de Kaminski in einem Aufsatz über „Professionalization, Gender and Anonymity in the Global File Sharing Community” (PDF) geworfen.
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