Frank Scholze: Keine Fokussierung auf den kommerziellen Verwerter in der Wissenschaft
Das gegenwärtige Urheberrecht wird den aktuellen Anforderungen von Forschung und Lehre nicht gerecht. Die rasche Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Wege im Umgang mit Information und Wissen. Bei der Entwicklung und dem Ausbau von digitalen Lehr- und Forschungsumgebungen werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Institutionen der Informationsinfrastruktur durch das bestehende Urheberrecht behindert.
Hintergrund ist die Fokussierung auf die Position des kommerziellen Verwerters und die damit nachteilige Positionierung des wissenschaftlichen Urhebers. Vor diesem Hintergrund sind in den letzten Jahren vielfältige Open Access-Aktivitäten entstanden, deren Anliegen es ist, die Zugänglichkeit und die Nachnutzung von Textpublikationen und anderen Informationsobjekten zu fördern. Open Access ist zentrale Grundlage einer digital arbeitenden Wissenschaft. Der Wandel im Umgang mit Wissen und Information in Bibliotheken, Hörsälen und Laboren muss bei der Weiterentwicklung des Urheberrechts berücksichtigt werden.
Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nimmt sich als Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft und als Universität des Landes Baden-Württemberg der Transformation hin zu einer offenen und nachhaltigen Wissenschaftskommunikation an. Der Gesetzgeber ist gefordert, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf diesem Weg Rechtssicherheit zu bieten. Der wissenschaftliche Autor und seine Bedürfnisse im digitalen Zeitalter müssen bei der zukünftigen Ausgestaltung des Urheberrechts berücksichtigt werden. Der Transfer von Wissen und Information in Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft darf nicht behindert werden.
Zur Person
Frank Scholze studierte Bibliothekswesen an der Hochschule der Medien Stuttgart, sowie Kunstgeschichte und Anglistik an der Universität Stuttgart. Danach war er in verschiedenen Projekten im Bereich digitaler Bibliotheken, sowie als Fachreferent und Leiter der Benutzungsabteilung an der Universitätsbibliothek Stuttgart tätig. Nach zweijähriger Tätigkeit im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg übernahm er im Januar 2010 die Leitung der Bibliothek des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT).
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