Studie über Open Access veröffentlicht
Die Open Access-Bewegung, deren Ursprung 2002 auf einer internationalen Konferenz in Budapest gelegt wurde, wird auch von der deutschen Wissenschaftslandschaft unterstützt. Bereits im Jahr 2003 wurde die so genannte „Berliner Erklärung über offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ von Repräsentanten aller großen deutschen Forschungsinstitute – darunter auch die DFG – unterzeichnet. Die Institutionen verpflichteten sich mit der Unterzeichnung, den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen über das Internet maßgeblich zu unterstützen und einzufordern.
Die jetzt von der DFG vorgelegte Studie – in deren Rahmen über 1000 von der DFG geförderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befragt wurden – kommt jedoch zu dem Ergebnis, dass bislang nur jeder zehnte Forscher eigene Beiträge als Open Access veröffentlicht hat. Dabei schwankt der Anteil in den einzelnen Wissenschaftsbereichen erheblich: So haben beispielsweise rund 35 Prozent der Naturwissenschaftler, aber nur 8 Prozent der Geistes- und Sozialwissenschaftler von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.
Auch der Bekanntheitsgrad von Open Access-Publikationen und entsprechenden Plattformen lässt noch arg zu wünschen übrig. Dies gilt insbesondere für die Ingenieurswissenschaften: Nur jedem vierten Forscher aus diesem Wissenschaftsbereich ist laut der Umfrage die Existenz von Open Access-Zeitschriften überhaupt bekannt.
Etwas besser sieht es in den Geistes- und Sozialwissenschaften aus: Dort kennen immerhin rund 42 Prozent der Befragten Open Access-Zeitschriften. Im Fachgebiet Elektrotechnik, Informatik und Systemtechnik sind es immerhin 34 Prozent der Befragten; dabei ist der mit 51 Prozent hohe Anteil in der Informatik auffällig.
Entsprechend starken Schwankungen unterliegt die tatsächliche Veröffentlichungspraxis: Die meisten Open Access Publikationen kommen aus den Naturwissenschaften, unmittelbar gefolgt vom ingenieurwissenschaftlichen Bereich; das Schlusslicht bilden hier die Geistes- und Sozialwissenschaften.
Die häufig anzutreffende Behauptung, dass Open Access-Publikationen seltener zitiert oder bibliografisch nachgewiesen würden als herkömmliche Veröffentlichungen, bestätigen rund 74 Prozent aller befragten Wissenschaftler. Hierbei fällt allerdings die erhebliche Diskrepanz zwischen denjenigen auf, die Open Access bereits nutzen und denen, die hiervon noch keinen Gebrauch machen. Während nur 34,5 Prozent der regelmäßigen Nutzer von Open Access-Zeitschriften der Meinung sind, dass hieraus seltener als aus herkömmlichen Publikationen zitiert wird, sind die Nicht-Nutzer zu 90 Prozent dieser Ansicht.
Ein umgekehrtes Bild zeigt sich bei der Frage nach der Qualitätssicherung von Open Access-Publikationen. Hier sind fast 63% der erfahrenen Open Access-Nutzer der Ansicht, dass die Qualität im Open Access-Bereich nicht in gleicher Weise sichergestellt ist, wie bei konventionellen Publikationen. Die mit Open Access weniger bewanderten Wissenschaftler teilen diese Befürchtung dagegen nur zu rund 30 Prozent.
Trotz häufig geringer persönlicher Erfahrung mit Open Access und mancher Vorbehalte im Einzelnen hält die ganz überwiegende Anzahl der befragten Wissenschaftler eine Förderung von Open Access für sinnvoll. Dabei spielen Unterschiede zwischen den einzelnen Wissenschaftsdisziplinen nur eine untergeordnete Rolle: Rund zwei Drittel aller Befragten sehen in Open Access einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Zugangs zu wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Darüber hinaus unterbreiteten zahlreiche Befragte Vorschläge, wie Open Access besser gefördert werden kann. Es wurde zum Beispiel angeregt, dass die DFG bei allen Fördermaßnahmen generell verlangen soll, dass Veröffentlichungen,
die im Rahmen eines von ihr geförderten Projekts erstellt wurden, über Open Access Server kostenfrei zugänglich gemacht werden. Auch durch ein eigenes Publikationsorgan auf Open Access-Basis könnte die DFG nach Meinung einiger Wissenschaftler entscheidend zur weiteren Akzeptanz des freien wissenschaftlichen Publizierens beitragen.
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