Republica 2019. Unsere Veranstaltungstipps
tl;dr steht im Internet-Slang für „Too long; didn’t read“. Das schreiben Menschen, die keine Lust haben, lange Texte zu lesen, aber trotzdem ihren Sefn dazu geben möchten – so lesen sich dann auch die entsprechenden Kommentare. Bei der diesjährigen re:publica geht es gerade um das Gegenteil – um die Langform, das Kleingedruckte und darum „die Themen, die uns spalten (oder vereinen!) NICHT zu vereinfachen“, wie die Veranstalter sagen.
Angekündigt sind unter anderem Sascha Lobo, Sybille Berg, Markus Beckedahl, Eben Moglen, Cory Doctorow, Ingrid Brodnig und viele mehr. Bei der Eröffnung spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ein Grußwort. Wer hätte damals 2007 bei der ersten re:publica in der Kalkscheune gedacht, dass zwölf Jahre später das Staatsoberhaupt von Deutschland die re:publica eröffnet.
Zeitgleich zur re:publica findet die Media Convention ebenfalls in der Station Berlin statt. Dort beschäftigt man sich vor allem damit, wie neue Formen der digitalen Medien Produktion und Formate verändern. „Wie lässt sich der Medienwandel gestalten? Welche Herausforderungen gilt es zu bestehen und welche Chancen eröffnen sich?“ fragen die Veranstalter Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) und die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb). In diesem Jahr geht es viel um künstliche Intelligenz, Virtuelle Realität, Social-Media-Plattformen und ihre Nutzung für die professionelle Kommunikation, Podcasts, Storytelling und vieles mehr.
Rahmenprogramm und Neben-Events
Wie in den letzten paar Jahren findet die re:publica 2019 in der Station Berlin statt. Neben den acht Hallen, wo Diskussionen, Panel und Präsentationen stattfinden, gibt es rund um die Station ein umfangreiches Rahmenprogramm, von dem wir hier nur einen kleinen Vorgeschmack geben können.
Im hinteren Teil der Station befindet sich der Community Garden, wo man zwischen Blumenbeeten und Insektenhotels entspannen kann. Im Kühlhaus neben dem Station-Hauptgebäude dreht sich alles ums Lernen aus verschiedenen Perspektiven – sowohl für Pädagogen als auch für Jugendliche, denn die TINCON, wo es um digitale Jugendkultur geht, findet in diesem Jahr zeitgleich mit der re:publica statt.
Und auch für jene, die viel mit Jugendlichen arbeiten beziehungsweise in allen Bildungs- und Weiterbildungsbereichen, finden im Rahmen des Schwerpunkts Research & Education ein denkbar breites Angebot an Panels, Vorträgen und Sessions. Dort wird verhandelt, wie digitale Technologien unsere Art zu lernen, zu lehren, zu forschen und Wissen zu teilen verändern und wie sich wissenschaftliche Felder und Forschungsthemen verändern. Angekündigt sind unter anderem aktuelle Forschungsergebnisse, Reflexionen zu pädagogischen und wissenschaftlichen Methoden, Technologie-Reviews rund um Open Science, Open Research, Open Labs und Open Publishing und Erfahrungen im Umgang mit digitalen Geräten
Ganz neu ist das B-Part Am Gleisdreieck. Den Rest des Jahres ist es ein Co-Working-Space im Gleisdreieck-Park, während der re:publica findet dort ein bunt gemischtes Rahmenprogramm statt: „ein Ort zum Entspannen, Spielen, Re:connecten, Basteln, Ausprobieren, Zuhören und Genießen“. Unter anderem bietet dort die Berlin Yoga Conference Yoga- und Meditationsworkshops an – wenn man mal genug vom Reden und Zuhören hat.
Ebenso neu sind Veranstaltungen im Deutschen Technikmuseum. Dort gibt es Workshops zu Smart Jewelry, Fashion Tech, Filmscreenings und Live Stream von Veranstaltungen im Hauptgebäude – bei gutem Wetter ist Open-Air-Bühne im Museumspark sicher eine tolle Alternative zum dunklen Vortragssaal.
Abends können die Besucher*innen dann weiterfeiern. Ab 21 Uhr gibt es jeden Abend unter dem Motto „To dance to“ Live-Musik, DJ-Sets, Live-Broadcasts, Karaoke-Partys und Soundsystems. Das Line-up besteht aus Kat Frankie, hoe_mies, Tubbe, HOPE, a2n_soundsystem, Better & Bretter, Carrier und vielen mehr.
Es empfiehlt sich, eine der re:publica-Smartphone-Apps zu installieren. Damit kann man Veranstaltungen sortieren, filtern und markieren, es gibt einen Lageplan, eine Suchfunktion und eine Offline-Version. Die Apps sind übersichtlicher als die Webversion des Programms, vom Papierausdruck (den es jeweils morgens am Info-Counter gibt) gar nicht zu reden. Einfach im entsprechenden App-Store (iOS oder Android) nach re:publica 2019 suchen.
- re:publica 2019 Webseite
- Zeitplan
- Hashtag: #rp19
Konferenz-Warm-up beim Netzfest
Als vorgeschalteten Warm-up zur Konferenz veranstalten die Republica-Organisatoren erneut das Netzfest, diesmal über zwei Tage, am Wochenende unmittelbar vor der Konferenz, am 4. und 5. Mai (10-20 Uhr sowie 10-18 Uhr). Im direkt neben den Republica-Locations gelegenem Park am Gleisdreieck (östlicher Teil) bieten zahlreiche Stände von Stiftungen, Institutionen, Vereinen und Kulturprojekten Informationen und Gespräche an.
Des weiteren laufen in Pagoden und auf einer Bühne – zu den Tracks Politics & Society, Science & Education und Arts & Culture – Vorträge und Workshops, Führungen und Lesungen, Talks und Konzerte. Zusätzlich öffnet das Technikmuseum in der angrenzenden Ladestraße die Ausstellungen zu Computern und Netzen und zeigt VR-Installationen. Das Netzfest ist komplett kostenlos und richtet sich an alle Generationen.
Wie in den letzten Jahren kann man am Abend vor der re:publica – Sonntag, den 5.5. von 16 bis 21 Uhr – bei der pre:publica sein Ticket abholen. Das kann sinnvoll sein, um den ersten re:publica-Tag nicht in der Schlange stehend zu beginnen. Außerdem ist die Bar auf dem Hof offen und man kann schon mal Leute treffen und schauen, welche Veranstaltungen sie so empfehlen.
iRights auf der Republica
iRights-Stand in der Haupthalle
Das iRights.Lab ist mit einem Stand in der „Station“ vertreten, bietet umfangreiche Informationen und steht für Gespräche bereit. Dort werden auch laufende und kommende Projekte präsentiert und zahlreiche Publikationen angeboten. Der Stand mit der Nummer 3a07 und findet sich in der Haupthalle, nahe der Eingänge vom zentralen Hof gelegen.
Veranstaltungen von oder mit iRights-Mitarbeitenden
05.05.2019, 13:30-14:15 Uhr, Workshop-Zelt beim Netzfest:
Politics & Society | Workshop auf Deutsch
Es wird Zeit für ein neues öffentlich-rechtliches soziales Netzwerk!
Der Ruf nach einem alternativen sozialen Netzwerk, womöglich öffentlich-rechtlich organisiert, ist nicht neu – aber immer noch relevant. Denn ob beim Brexit, den Wahlen in den USA oder vielen Datenskandalen – wiederholt zeigt sich, dass Facebook überfordert ist und dies negative Auswirkungen auf die digitale Gesellschaft hat. Mit einem offenen Workshop beim Netzfest soll diskutiert und konkretisiert werden, wie ein öffentlich-rechtliches Netzwerk ausgestaltet werden könnte, wie es funktionieren sollte. Mit
Yannick Haan,
Policy Advisor
beim iRights Lab.
08.05.2019, 15:00-16:00 Uhr, Stage 7:
Politics & Society | Gesprächsrunde auf Deutsch
Designing better platforms. Was nachhaltige, humanistische digitale Plattformen auszeichnet
Auch wenn Hassbotschaften, Beleidigungen oder Falschmeldungen immer wieder schlechtes Licht auf digitale Plattformen werfen – von ihren Wesen her sind sie nicht per se düster, hetzend oder manipulativ. Vielmehr liegt es am Design und den Algorithmen, welchen Charakter die Kommunikation auf ihnen annimmt. Die Gesprächsrunde will erörtern, was es braucht, um humanistische Plattformen zu schaffen, bei denen der Mensch mit seinen Werten im Mittelpunkt steht. Gesprächsrunde mit Joe Edelman, Ingrid Schneider, Gesche Joost, Daniel Budiman und Philipp Otto (Direktor des iRights.Lab)
06.05.2019, 13:45-14:15 Uhr, Stage 4:
Politics & Society | Vortrag auf Deutsch
Ich tu nur so — Warum Arbeit zur Simulation wird
Je schneller, schlauer und präziser die Maschinen werden, desto knapper wird die Arbeit für den Menschen. Deshalb werden wir einen Großteil der Arbeit in der Zukunft nur simulieren. Das ist keine Beschäftigungstherapie. Der soziale Frieden und der technische Fortschritt machen die Simulation von Arbeit notwendig. Und nur in der Simulation lernen wir für den Ernstfall: Was müssen wir tun, wenn wir wirklich gebraucht werden. Vortrag von Mads Pankow, Politikberater,
Innovationsbüro für das Bundesfamilienministerium, Policy Advisor beim iRights.Lab
07.05., 15:30-16:00 Uhr, Stage 5:
Politics & Society | Gesprächsrunde auf Englisch
Citizen Scoring in the EU – it happens at home, not only in China!
Verschiedene EU-Staaten nutzen Systeme zur automatischen Entscheidungsfindung, um ihre Bürger einzuschätzen, etwa um Sozialbetrug aufzudecken, Kindeswohl zu sichern oder zu bestimmen, ob eine Person Pflegeleistungen benötigt. Recherchen von Algorithmwatch zeigen, dass solche System in mehr Ländern Europas eingesetzt werden, als allgemein bekannt ist. Das führt dazu, dass Verantwortlichkeiten und Aufsichtsmöglichkeiten nur unzureichend eingesetzt werden. Gesprächsrunde mit Kristina Penner und Matthias Spielkamp (Herausgeber iRights.info, Founder und Executive Director AlgorithmWatch).
08.05., 16:30-17:45 Uhr, BMAS Denkfabrik:
Politics & Society | Gesprächsrunde auf Englisch
KI: Mensch, Macht, Maschine
Algorithmen und Künstliche Intelligenz (KI) greifen schon jetzt in Alltags- und Berufsleben ein, oft unmerklich, doch häufig mit Risiken und Nebenwirkungen. Der Bedarf an ethischen Leitlinien für KI wird größer, er betrifft häufig große Unternehmen, die aber vor entscheidenen Fragen stehen: Was können und sollen sie tun? Wo setzen Standards und Normen an? Diese und weitere Fragen zur KI erörtert die Gesprächsrunde mit Martin Ebers, Björn Böhning, Chris Nadine Kranzinger, Tanja Samrotzki, Matthias Spielkamp (Herausgeber iRights.info, Founder and Executive Director AlgorithmWatch).
Unsere Veranstaltungstipps
Montag, 6. Mai
11:35–12.15 Uhr, Stage 1:
Opening Keynote: The poli-tricks of tl;dr: the technical is political
Politics & Society | Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
Der Eröffnungsvortrag kommt in diesem Jahr von Nanjira Sambuli, Senior Policy Managerin bei der World Wide Web Foundation, wo sie sich damit beschäftigt, wie der Zugang zum Internet außerhalb der Industrienationen erweitert werden kann. In ihrer Keynote spricht sie über Nutzungsbedingungen von Plattformen, die unseren Zugang zu Services regeln und von denen wir in den seltensten Fällen wissen, was sie aussagen. Dabei geht es um Privatsphäre, Zugang zu Informationen und darum, wie wir unsere Welt als Bürger*innen gestalten möchten.
12:30–13.30 Uhr, Stage 6:
Point of No Return – Going All in with Digital
Media & Journalism; MEDIA CONVENTION Berlin | Gesprächsrunde auf Deutsch mit englischer Simultanübersetzung
Deutsche Sender und Produktionsfirmen sehen sich einer schier übermächtigen Konkurrenz globaler Plattformen gegenüber, die mit großem finanziellen Aufwand Serien und Filme in die Märkte drücken. Diese Big Player binden mit ihren Abonnements immer mehr Verbraucher*innen und ihre Medienausgaben an sich. Die Podiumsrunde mit Vertreter*innen von ZDFneo, Sky Deutschland, ProSieben Sat1 Media und Pantaflix will erörtern, wie sich die deutsche Fernsehlandschaft in ihrer Breite erhalten lässt und wo deutsche Medienkonzerne in ihrer Entwicklung zwischen klassischen Kerngeschäften und neuen digitalen Modellen steht.
15:00–16:00 Uhr, Stage 2:
AI is More Than Math: Using Art and Design to Interrogate Bias in AI
Science & Technology; EmanziTech | Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
Gibt es neutrale Daten, Algorithmen ohne eingebaute Vorurteile, gutes maschinelles Lernen, fragt die Theoretikerin und Künstlerin Caroline Sinders. Sie forscht dazu, wie Daten feministisch genutzt werden können, ohne dass Privatsphäre und Datenschutz darunter leiden. Wie können Datensätze als Werkzeuge des Widerstands genutzt werden? Im Anschluss an ihren Talk können Interessierte an einem Workshop mit der Künstlerin teilnehmen (Loft J, 18:45–20:45 h).
16:15–17:15 Uhr, Stage 7:
Medien, Manipulation und Microtargeting. Wie Social Media den Wahlkampf mit politischer Werbung dominiert
Politics & Society; MEDIA CONVENTION Berlin | Diskussion auf Deutsch
Soziale Medien spielen in der politischen Kommunikation seit einigen Jahren eine große Rolle. Sowohl bei der US-Präsidentschaftswahl als auch bei dem Brexit-Referendum wurden massive Social-Media-Kampagnen gefahren. Regeln dazu gibt es aber nicht – in vielen Fällen ist weder zu sehen, ob ein Post eine Anzeige ist, noch wer dahintersteht. In diesem Panel sprechen Politik- und Medienwissenschaftler*innen, Journalist*innen und Social-Media-Unternehmer*innen darüber, wie Regelungen aussehen könnten. Mit Anja Zimmer, Simon Hegelich, Tabea Wilke, Semjon Rens, Manon Metz, moderiert von Daniel Fiene.
16:15–17:15 Uhr, Stage 87:
European copyright reform: Is it possible?
Arts & Culture | Vortrag auf Englisch
Nach Auffassung vieler Urheberrechtsexpert*innen verfolgt die neue EU-Urheberrechtsreform eher die Interessen von Verwerter*innen als der Künstler*innen. Dadurch stärkt sie am Ende Großunternehmen und etablierte Plattformen. Martin Kretschmer, Direktor des Copyright & Creative Economy Centre CREATe an der Universität Glasgow, verfolgte während des gesamten Reformprozesses die Reform mit wissenschaftlichen Beiträge, brachte fundierte Vorschläge und viel beachtete Kritik ein. In seinem Vortrag wird er seine rechtswissenschaftliche Sichtweise auf das EU-Urheberrecht und eine neue Studie des Corporate Europe Observatory vorstellen, die gezielte Lobbyarbeit und Kampagnenstrategien untersucht.
18:45–19:15 Uhr, Stage 2:
Outsourcing Ethics to Machines
Politics & Society; EmanziTech | Vortrag auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
Mark Surman ist der Geschäftsführer der Mozilla Foundation, einer gemeinnützigen Organisation, die auf der einen Seite den Open-Source-Webbrowser Firefox herstellt, sich aber auch für die Freiheit im Netz einsetzt. In seinem Talk beschäftigt sich Surman damit, welchen Einfluss Algorithmen und Künstliche Intelligenz auf unseren Alltag haben. Algorithmen können schon vorhandene Vorurteile verstärken, Menschen aber auch helfen, richtige Entscheidungen zu treffen, etwa bei der Diagnose von Krankheiten. Außerdem stellt er Projekte vor, die dazu forschen, wie künstliche Intelligenz ethisch verantwortlich eingesetzt werden kann.
Dienstag, 7. Mai
11:15–12:15 Uhr, Stage 2:
Voss & Beckedahl: Lass uns reden
Media & Journalism; Express Yourself | Gespräch auf Deutsch mit englischer Simultanübersetzung
Bei „Lass uns reden“ unterhält sich Markus Beckedahl, Chefredakteur von Netzpolitik.org, mit dem EU-Abgeordneten Axel Voss (CDU) über die EU-Urheberrechtsreform. Voss war Berichterstatter für die EU-Urheberrechtsreform und setzte sich dabei für Uploadfilter und das Presseleistungsschutzrecht ein (beide Regelungen sind durchgekommen). Beckedahl (und netzpolitik.org) hat sich gegen die Reform ausgesprochen. Das Gespräch wird moderiert von Jo Schück.
12:30–13:30 Uhr, Stage 7:
Doing Utopia! Setting the stage for an innovative media future
Politics & Society | Gesprächsrunde auf Englisch
Geht es um utopische Medien, denkt man zumeist an technologische Neuerungen und Visionen. Doch sollten wir auch ethische, ökologische und soziologische Fragen diskutieren, die sich bei der Entwicklung, dem Betrieb und der Nutzung innovativer Medien auftun. Diesen Ansatz verfolgt die Podiumsrunde, an der „internationale und lokale Pioniere“ teilnehmen. Sie würden laut Ankündigung „mit ihren Lösungsansätzen an einer Medienwelt stricken, in der Vielfalt und Menschlichkeit nicht im Widerspruch zu neuen Möglichkeiten der Vernetzung und Erschließung von Zielgruppen stehen“.
14:15–14:45 Uhr, Stage 5:
The battle for the Net: The year we fight back
Politics & Society; Participatory Paradise | Vortrag auf Englisch
Andreea Belu und Kirsten Fiedler von der Verbraucherorganisation European Digital Rights (EDRi) skizzieren in ihrem Vortrag, wie sich die europäische digitale Landschaft in den nächsten Monaten – nach der EU-Wahl – verändert könnte und was das für die digitalen Rechte bedeuten könnte. Dabei geht es um Themen wie Plattformhaftung, E-Privacy, Datenaustausch zwischen den nationalen Strafverfolgungsbehörden, Netzneutralität und einiges mehr. Ein Crashkurs in europäischer Netzpolitik.
16:45–17:15 Uhr, Stage 3:
Willkommen in der Adblocker-freien Zone
Media & Journalism | Vortrag auf Deutsch
Werbung im Netz nervt – deshalb braucht man Adblocker. Im Gegenzug finden Werbefirmen allerdings immer neue Wege ihre Popups und Banner auf die Displays der Nutzer*innen zu bringen. Das ist nicht nur nervig, sondern auch ein Datenschutzproblem – Online-Werbung verfolgt die Nutzer*innen über Plattformen hinweg, erzeugt Datenprofile, die ein begehrtes Handelsgut sind. Die europäische Datenschutzgrundverordnung möchte diese Praxis einschränken. Der Netzjournalist Torsten Kleinz hat sich die Ökonomie von Browsern, Adblockern und Werbefirmen genauer angeschaut.
17:30–18:30 Uhr, Stage 7:
Medienplattformen: Kommt Europas Super-Mediathek?
Business & Innovation; MEDIA CONVENTION Berlin | Gesprächsrunde auf Deutsch
Bereits bei der Republica 2018 beschäftigten sich mehrere Vorträge und Gesprächsrunden damit, ob und wie es gelingen könnte, dass öffentlich-rechtliche Anstalten sich zu offenen Plattformen entwickeln und mit privaten Sendern für gemeinsame Online-Aktivitäten kooperieren. Der Ruf nach einer „Super-Mediathek“ ist seitdem eher lauter geworden. Die Podiumsrunde will diesen Faden aufgreifen und sich der Frage stellen, ob eine solche Mega-Medienplattform trotz organisatorischer Herausforderungen und kartellrechtlicher Bedenken ein erstrebenswertes Ziel ist, um globalen Anbietern die europäische Stirn zu bieten.
18:45–19:45 Uhr, Stage 1:
It’s monopolies, not surveillance
Politics & Society; Participatory Paradise | Vortrag auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
Cory Doctorow ist Science-Fiction-Autor, Netzaktivist, Blogger und Journalist und ein Stammgast auf der re:publica. Seine Vorträge bieten einen unterhaltsamen, aber kritischen Blick auf den Stand des Netzes. In diesem Jahr geht es um den Überwachungskapitalismus. Seiner Meinung nach sammeln Unternehmen so viele Daten, weil die Profilbildung nur sehr ungenau funktioniert. Daher müssen sie noch mehr Daten anhäufen: „Der Datenhunger der Tech-Unternehmen spiegelt die begrenzte Macht dieser Daten wider, nicht ihre Stärke.“
20:00–21:00 Uhr Loft J:
Digital security, privacy and encryption for everyone
Science & Technology | Workshop auf Englisch
Wer am Ende des Tages Sorge um seine Daten hat und endlich etwas Praktisches für den eigenen Datenschutz tun möchte, kann den Workshop zu digitaler Sicherheit besuchen. Dort kann man in einer niederschwelligen Atmosphäre lernen, wie man seine Kommunikation verschlüsselt, wie man verhindert, dass man im Web getrackt wird und grundlegende Informationen zu Smartphone- und Computersicherheit bekommen. Die Workshop-Leiterinnen Marie Kochsiek, lis lis, Leli Schiestl und meta ernst sind schon länger bei den Cryptopartys aktiv und kommen teilweise vom feministischen Hackerspace „Heart of Code“.
Mittwoch, 8. Mai
10:00–11:00 Uhr, Stage 1:
Identifikation von Bullshit und Wert
Science & Technology; tl;dr | Vortrag auf Deutsch mit englischer Simultanübersetzung
Gunter Dueck ist re:publica-Urgestein – seine Vorträge sind immer unterhaltsam und eröffnen neue Perspektiven, quer zu dem, was man sonst so hört. Man muss nicht immer übereinstimmen, aber er regt auf jeden Fall dazu an, selbst weiterzudenken. Er macht sich in diesem Jahr über das re:publica-Motto „Too long; didn’t read“ Gedanken. Weshalb zappen wir schnell weg, wenn uns etwas zu lang(weilig) wird? Welchem Impuls folgen wir dabei und ist er immer schlecht? Entscheiden wir selbst oder sollten wir uns auch mal auf das Unbekannte einlassen?
11:45–12:15 Uhr, L – Lokschuppen Stage (Museumspark):
Nicht in Stein gemeißelt – Museen im digitalen Wandel
Arts & Culture | Vortrag auf Deutsch
Museen sind als Gedächtnisinstitutionen gefordert, das kulturelle Erbe zu sichern. Wie sie diesen Auftrag erfüllen, bringt im digitalen Zeitalter neue Herausforderungen mit sich – technischer, organisatorischer und rechtlicher Art. Mit dem Projekt museum4punkt0 versucht die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit Virtual und Augmented Reality-Anwendungen sowie aktuellen Webtechnologien neue Wege zu gehen. Sie sollen Museumsbesucher*innen „neue Arten des Lernens, Partizipierens und Erlebens ermöglichen“. Die Projektbeauftragte Katrin Glinka erörtert auch, ob Museen Keimzellen für Innovationen sein können.
12:30–13:30 Uhr, Stage 1:
The Algorithmic Boss
Politics & Society; Work Work Work | Vortrag auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung
In ihrem Buch „Uberland: How Algorithms Are Rewriting the Rules of Work“ hat die Technikethnologin Alex Rosenblat untersucht, wie Uber die Art und Weise, wie wir arbeiten verändert. Uber ersetzt die Vermittlung zwischen Fahrer*innen und Fahrgästen durch Algorithmen und Plattformisierung. Die Uber-Fahrer*innen sind dabei nur scheinbar selbstständig – in Wirklichkeit arbeiten sie für einen „gesichtslosen Chef“. Für Rosenblat bildet Uber die Vorlage für eine weitergehende Transformation unserer Arbeitswelt.
13:45–14.45 Uhr, Stage 8
Die Urheberin im komplizierten Urheberrechtssystem
Politics & Society; tl;dr | Vortrag auf Deutsch
Beata-Konstanze Hubrig ist Rechtsanwältin mit Spezialgebiet Urheberrecht und erklärt, welche Rechte Urheber*innen haben. Denn obwohl „[d]as Urheberrechtsgesetz […] weniger für die Urheberin, als mehr für die Verwertungsindustrie gemacht” ist, haben Urheber*innen doch gewisse Gestaltungsmöglichkeiten. Mit ihrem Vortrag möchte sie ein Grundverständnis vermitteln, wie das Urheberrecht funktioniert.
15:00–15.30 Uhr, Stage 8
Klein gedruckt & grob gehackt – Worüber sich Verbraucher*innen in der digitalen Welt ärgern
Politics & Society; tl;dr | Vortrag auf Deutsch
Sven Scharioth, Projektleiter Marktwächter Digitale Welt, einem Projekt der Verbraucherzentralen und des Verbraucherzentrale Bundesverbands, ist täglich damit konfrontiert, wie Firmen Verbraucher im Netz abzocken wollen. Von überhöhten Preisen bis zu undurchsichtigen AGB ist alles dabei. Er gibt Einblicke in die Arbeit des Teams und Tipps, was man gegen Abzocke tun kann.
18:00–18:30 Uhr, Stage 2:
Angela Merkel ist Hitlers Tochter!1!! Wie wir im Land der Verschwörungstheorien den Verstand verloren haben
Politics & Society; Express Yourself | Vortrag auf Deutsch<
Christian Schiffer und Christian Alt sind durch Deutschland gezogen und haben ein Buch über Verschwörungstheoretiker geschrieben: „Angela Merkel ist Hitlers Tochter – im Land der Verschwörungstheorien“. In ihrem Vortrag erklären sie, welche Rolle das Internet dabei spielt, dass Verschwörungstheorien so erfolgreich sind. Wie kann man zwischen Verschwörung (Der Papst ist ein Echsenmensch) und wirklichen Skandalen (Snowden-Enthüllungen) unterscheiden?
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Teile dieses Textes wurden mit Unterstützung des Goethe-Instituts erstellt worden.
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