Unabhängige Plattenfirmen unterstützen Warner/EMI-Fusion
Der internationale Dachverband der unabhängigen Musikunternehmen, IMPALA, hatte Mitte Februar eine Vereinbarung mit der Warner Music Group (WMG) zur Förderung des Wettbewerbs getroffen. Im Gegenzug hat IMPALA erklärt, den Widerstand gegen die von Warner und EMI geplante Fusion einzustellen. Der deutsche VUT hat im Namen seiner Mitglieder erklärt, der Vereinbarung zuzustimmen. Der Vorstandsvorsitzende des VUT, Mark Chung, begründet die Zustimmung folgendermaßen: „Da hier die Möglichkeit bestand, auf dem Verhandlungswege mehr für unsere Mitglieder zu erreichen als andernfalls nach langwierigen und aufwändigen Auseinandersetzungen vor der Europäischen Kommission und möglicherweise dem Europäischem Gerichtshof erreichbar gewesen wäre, ist diese Vereinbarung eindeutig im Interesse unserer Mitglieder.“
Warner finanziert DRM für Unabhängige
Für die Aufgabe ihres Widerstandes hat IMPALA Warner einige Zugeständnisse abgerungen. Demnach wird Warner die von den Unabhängigen geplante Plattform Merlin finanziell dabei unterstützen, ein eigenes System für die Lizenzierung digitaler Vertriebsrechte zu installieren. Ob dabei digitales Rechtemanagement (DRM) eingesetzt wird, wird von den Verträgen mit der jeweiligen Vertriebsplattform abhängen. Mit Hilfe von Merlin soll die weltweite Vermarktung unabhängig produzierter Musik gefördert werden. Über finanzielle Zusagen hinaus hat Warner versprochen, sich in Zukunft wettbewerbsfreundlicher zu verhalten.
Die unerwartete Einigung zwischen Warner und IMPALA findet allerdings nicht die ungeteilte Zustimmung aller unabhängigen Musikunternehmen. Nur wenige Tage nach ihrer Bekanntgabe erklärte die größte unabhängige europäische Plattenfirma, Ministry of Sound, ihren Austritt aus der britischen Association of Independent Music (AIM), einer der wichtigsten Mitgliedsorganisationen von IMPALA. Weitere Plattenfirmen überlegen, dem Beispiel von Ministry of Sound zu folgen.
VUT-Mitglieder uneins
Aus der vom VUT verbreiteten Pressemitteilung geht hervor, dass auch deutsche Plattenfirmen erhebliche Vorbehalte gegenüber dem Vorgehen von IMPALA haben. Noch 2005 hatte der VUT mit der Kampagne „Respect the Music“ für den Verzicht auf Kopierschutzmaßnahmen geworben. Das Thema DRM spielte eine Schlüsselrolle beim Austritt des VUT aus der deutschen Landesgruppe der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) Ende 2005. Noch im Januar dieses Jahres hatten sich die Unabhängigen zum DRM-freien MP3-Format bekannt.
Warner/EMI-Fusion rückt näher
Ein erster Anlauf der beiden Giganten im Musik-Geschäft war vor sechs Jahren an der EU-Kommission gescheitert. Im Sommer 2006 waren die letzten Übernahmegespräche abgebrochen worden, nachdem die Genehmigung der Fusion zwischen den großen Konkurrenten Sony und BMG von einem Gericht für ungültig erklärt worden war. Als Zünglein an der Waage hatten sich zunehmend die unabhängigen Musikunternehmen erwiesen, die erbitterten Widerstand gegen eine weitere Konzentration im Musikmarkt geleistet hatten. Nachdem die unabhängigen Plattenfirmen ihren Widerstand aufgegeben haben, dürfte die geplante Fusion zwischen der Nummer Vier im Markt, der Warner Music Group, und der Nummer Drei im Markt, EMI, einen guten Schritt näher gerückt sein.
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