iRights_info_icon_4c
Aufmacher Daten als Wirtschaftsgut

iRights.info-Newsletter im März 2020

Liebe Leserinnen und Leser,
vielleicht sind viele unter Ihnen schon im Quarantäne-Modus, wenn auch hoffentlich nicht ernsthaft erkrankt. Die Auswirkungen der Corona-Virus-Pandemie sind allgegenwärtig und betreffen unseren beruflichen wie auch privaten Alltag gleichermaßen. Auch diesen Newsletter.

So verzichten wir bewusst auf die obligatorischen Veranstaltungstipps – weil ohnehin fast alle abgesagt werden und es ratsam ist, sich von Zusammenkünften fernzuhalten.

Dafür empfehlen wir ein Buch, in dem es – sinnigerweise – darum geht, wie sich das Veranstaltungsformat „Barcamp“ optimal vorbereiten und vor allem durchführen lässt. Eine hilfreiche Lektüre, um es mit einer solchen „Unkonferenz“ mal zu probieren – wenn die Zeit der Veranstaltungsenthaltsamkeit überstanden ist.

Warum Daten eigentlich – aus Sicht des Datenschutzes – nicht als Wirtschaftsgut betrachtet werden dürfen, sie de facto dennoch als solche behandelt und gehandelt werden, das erläutern unsere Autorinnen Miriam Bindel, Annika Langhorst, Jana Schmidberger in ihrem lesenswerten Artikel.

Interessant auch der famose Copyright-Stunt, den zwei gewitzte Musiker aus den USA hinlegten, indem sie sage und schreibe 68,7 Milliarden Tonfolgen durch Algorithmen erzeugen ließen und diese dann in die nutzungsrechtliche Freiheit der „Public Domain“ überführten. Eine Kunst-Aktion, die mit Hintersinn auch Wirkung erzielt hat, so unser Autor Fabian Rack in seinen nachträglichen Einschätzungen.

Zeit zum Schmökern und Vertiefen haben Sie ja womöglich in diesen Tagen etwas mehr als sonst. So oder so wünschen wir viel Spaß beim Lesen und mit den besten Grüßen aus der iRights.info-Redaktion
Henry Steinhau

P.S.: Wenn Sie Ideen haben, Fragen stellen wollen oder uns einfach nur Feedback geben möchten, freuen wir uns auf E-Mails an redaktion@irights.info. Sie können uns natürlich auch auf Facebook oder Twitter schreiben. Die Links finden Sie ganz unten am Ende dieses Newsletters.

Inhalt

  • Neues bei iRights.info
  • Buchtipp
  • Partnerprojekte
  • Keine Veranstaltungstipps
  • Webschau

Neues bei iRights.info

Daten als Wirtschaftsgut?

Online-Dienste kostenlos nutzen, aber mit Daten „bezahlen“, gehört zum digitalen Alltag. Doch gerade personenbezogene Daten sind ein besonders sensibles Gut. Dessen Nutzung wird durch Datenschutzgesetze nicht verboten, aber klar reglementiert – zugunsten der Verbraucher*innen.
Mehr erfahren
Aufmacherbild Lehrer*in CC-Lizenzieren

Was ist zu beachten beim Einholen einer Erlaubnis für das freie Lizenzieren durch Lehrer*innen?

Angesichts der wachsenden Bedeutung von Freien Bildungsmedien (Open Educational Resources, OER) in Bildungseinrichtungen in Deutschland, stellt sich in den unterschiedlichen Konstellationen die Frage, ob und wie von Lehrer*innen und Schüler*innen erstellte Inhalte unter eine Creative-Commons-Lizenz gestellt werden können.
Mehr erfahren

Kurt Caviezel: „Die Authentizität dieser Bilder finde ich extrem spannend“

Bird (25), 2000-2019, Kurt Caviezel
Der Schweizer Künstler Kurt Caviezel grast seit fast 20 Jahren das Internet nach offenen Webcams ab und speichert Millionen Standbilder. Seine Ausstellungen und Fotobücher liefern mitunter verblüffende, manchmal bestürzende Alltags-Einblicke – und werfen auch einige rechtliche Fragen auf.
Mehr erfahren
tale-of-three-men

Unser digitales Korsett

Digitaltechnik durchdringt sämtliche Lebensbereiche. So verleiht sie Anbietern wachsende Macht über die Nutzer. Dies führt den Gesetzgeber in Versuchung, von neuen Steuerungsmöglichkeiten Gebrauch zu machen und Recht zu industrialisieren.
Mehr erfahren

Beitragsfinanzierte Dokumentarfilme 4.0: frei lizenziert und dauerhaft verfügbar

Die Initiative Docs for Democracy und die AG Dok wollen die Produktion und den Vertrieb öffentlich-rechtlich finanzierter Dokumentar-Formate neu aufstellen. Künftig sollen Landesmedienanstalten über Fördervergaben entscheiden und alle Werke frei lizenziert und vielfältig nutzbar sein.
Mehr erfahren
Allthemusic-info Startseite

68,7 Milliarden Melodien aufgenommen und in die Gemeinfreiheit entlassen

Zwei US-Musiker stellen Milliarden algorithmisch erzeugte Pop-Melodien ins Internet und geben sie mit der „Public Domain Mark“ für immer frei. Ihre Ausgangspunkte waren gerichtliche Streits von Popstars um kurze Tonfolgen.
Mehr erfahren
Screenshot-Montage-Allthemusicllc-Driectory

Nie mehr Streit um Melodien?

Ein Anwalt und ein Entwickler lassen per Software Milliarden von Melodien generieren und stellen sie als gemeinfrei zur Verfügung. Dieser Hack ist nicht das Ende der Musikplagiate, aber ein Verteidigungsinstrument – und ein starker Impuls für die Debatte um Urheberrechte an Musikwerken. Ein Kommentar von Fabian Rack.
Mehr erfahren

Buchtipp

Abbildung Barcamps & Co.-Buch

So gehen „Unkonferenzen“

Das Veranstaltungsformat „Barcamp“ ist nicht ganz neu. Doch vielen ist es noch nicht vertraut oder aus eigener Erfahrung bekannt. Barcamps werden häufig als „Unkonferenzen“ beschrieben: Weite Teile des Programms oder sogar alle Inhalte des Barcamps entstehen erst vor Ort durch die Teilnehmenden. Besser gesagt durch die „Teilgebenden“, denn buchstäblich jede*r darf Vorschläge für Sessions oder Workshops einreichen und diese auch durchführen.
Das kürzlich erschienene Buch „Barcamps & Co.“ (238 Seiten, 2019, Beltz-Verlag, Weinheim) geht nicht nur auf die Grundprinzipien einer solchen Unkonferenz ein, sondern erläutert zudem, welche organisatorischen Rahmenbedingungen und Bestandteile zum Gelingen beitragen. Etwa digitale und analoge Vorbereitungen und Werkzeuge für die Sessionplanung, eine offene und vollständige Dokumentation, aber auch Kleinigkeiten wie Snackbars, Infopunkte und schwarze Bretter.
Und weil der Autor des Buches, Jöran Muuß-Merholz, ebenso bekennender wie bekannter Verfechter freier Lizenzen und offener Bildungsmedien ist, veröffentlicht der Verlag sein Buch über „Barcamps als Peer-to-Peer-Methode für Fortbildungen“ unter freier CC-BY 4.0-Lizenz.
Mehr erfahren

Partnerprojekte

Laut einer Studie des IT-Sicherheitsdienstleisters Kaspersky hat der Gebrauch von Stalkerware dramatisch zugenommen. Apps zum gezielten Ausspionieren von Smartphones kommen oft in konflikthaften Beziehungen zum Einsatz und richten sich besonders häufig gegen Frauen. Mobilsicher, das Infoportal für sichere Handynutzung, widmet sich in einem Themenschwerpunkt den Methoden, mit denen Spionage-Software arbeitet – aber auch den Möglichkeiten, sich dagegen zu schützen. In den Beiträgen geht es um den berüchtigten Bundestrojaner, Spionage-Apps und Überwachung in der Partnerschaft.
Aufmacher Thema Spyware bei Mobilsicher

Keine Veranstaltungstipps

Abbildung Events-Absagen

Abgesagt oder verlegt

Um die Ausbreitung des Coronavirus abzumildern haben in den letzten Tagen zahlreiche Organisationen ihre geplanten Veranstaltungen abgesagt oder auf später verlegt – sei es aus eigener Entscheidung oder aufgrund von Vorgaben übergeordneter Institutionen. So findet die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr nicht statt und die Digitalkonferenz re:publica samt Media Convention Berlin wurde vom Mai in den August verschoben.
Daher enthalten wir uns diesmal der an dieser Stelle obligaten Veranstaltungstipps. Auch wir als iRights.info-Redaktion schließen uns den Empfehlungen der medizinischen Experten an, in den nächsten Wochen von Veranstaltungsbesuchen generell abzusehen.
webschau-4
Wenn Sie Hinweise auf Veranstaltungen, Texte und Veröffentlichungen zu den Themen Urheberrecht, Datenschutz, Digitalisierung und ähnlichem haben, freuen wir uns auf E-Mails an post@irights.info.
Das Bündnis Freie Bildung setzt sich für eine schnellere Umsetzung der OER-Strategie ein und fordert unter anderem: „Nach dem Prinzip ‘Öffentliches Geld – Öffentliches Gut!‘ sprechen sich die Verfasserinnen und Verfasser gemeinschaftlich dafür aus, dass Bildungsmaterialien, die aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, standardmäßig als Open Educational Resources (OER) freigegeben werden.“

Frei lizenzierte Icons, Illustrationen und Videos. Ein Projektteam der Fachhochschule Potsdam – Fachbereich Informationswissenschaften – stellte kürzlich eine Sammlung von frei lizenzierten Icons, Illustrationen und Videos (Graphic Recordings) zur Nachnutzung bereit. Das digitale Material eigne sich für Visualisierungsvorhaben rund um Open Access, Wissenschaftskommunikation, Publikationen, Forschungsprozesse, heißt es in einer Mitteilung.

Der „goldene Copyreiter“ des Monats: Wie aus dem Irrenhaus klingt, was Adam Neely in seinem Videopodcast bezüglich eines Copyright-Streits zwischen den Labels der US-Musiker/in Flame und Katy Perry erläutert. Weil er in einem vorherigen Video darauf einging, dass die strittige Sequenz geradezu lächerlich kurz und musikalisch lapidar ist und betreffende Soundsnippets einspielte, geriet er selbst ins Visier von Copyright-Anwälten – ausgerechnet jenes Labels, das er mit seinen Ausführungen zu verteidigen versuchte … ziemlich irre.

Umgehungskreativität und Sample-Streit. Wie Musiker*innen das Urheberrecht umgehen und wieso das eine gute Sache ist, damit hat sich der Soziologe Georg Fischer in seinem Buch beschäftigt (wir veröffentlichten einen Auszug auf iRights.info) Was es mit den darin angesprochenen illegalen „Bootleg Podcasts“ auf Spotify auf sich hat, erläuterte Fischer kürzlich im Deutschlandfunk Kultur. Dort war Fischer bereits im Februar als Experte zu hören, als es um den Sample-Streit zu „Metall-auf-Metall“ ging.

Werkzeug für Musik-Zerleger: Mit der Software „Spleeter“ ist es möglich, von einem multiinstrumentalen (Pop-)Musikstück die einzelnen Instrumental- und Gesangsanteile herauszulösen und als isolierte Spur zu erhalten. Der Streamingdienst Deezer bietet sie als freie Open-Source-Anwendung an. Für den Autoren von Pitchfork erfülle es so manchen Produzenten, Musikliebhabern, DJs und Sample-Musiker*innen einen Traum. Jedoch könne sich „Spleeter“ auch als Albtraum erweisen, weil das Musik-Zerlegen neue Optionen schaffe für immer kleinteiligere Copyright-Streits (siehe oben).

Stellenangebot der Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF): Der eingetragene Verein will mit rechtlichen Mitteln Grundsatzentscheidungen erstreiten, die das deutsche und europäische Recht menschlicher und gerechter machen. Derzeit sucht die GFF unter anderem eine*n Jurist*in als Litigator*in, der/die insbesondere auf den Gebieten Urheberrecht, Wissenschaftsfreiheit, Meinungsfreiheit, Datenschutz, Informationsfreiheit, Medien-, IT- und Presserecht arbeiten soll.
Bildnachweise:
1. Titelbild: datenfluss von wilhei55 CC BY 2.0; Containers von Jim Bahn CC BY 2.0
2. Illustration: Icon (links): Teacher by Susannanova from the Noun Project CC BY 3.0
3. Webcambilder: Kurt Caviezel
4. Digitales Korsett: frankieleon, "A tale of three men", CC BY
5. Screenshots All the music: iRights.info
facebook twitter 
MailPoet