Von der Grauzone auf den Markt: Amazon startet Fanfiction-Plattform
Fanfiction – das Weiterspinnen bekannter Geschichten und literarischer Handlungswelten – gehört zum urheberrechtlichen Graubereich. Manches fällt zumindest in den USA unter Fair-Use-Regeln, Urheber sind gespalten. Ein Vorstoß von Amazon könnte das Genre jetzt aus seinem Nischendasein befreien und einen neuen Markt schaffen. Im Juni soll in den USA die Plattform „Kindle Worlds” starten: Fanfiction-Autoren können dort ihre Werke anbieten, die Urheber der ursprünglichen Geschichten wiederum sollen an den Umsätzen beteiligt werden.
Amazons eigene Presseerklärung streicht Vorteile für die Urheber und Rechteinhaber der Original-Geschichten („World Licensors”) heraus:
World Licensors benefit from Kindle Worlds because:
– It’s an entirely new way to monetize their valuable franchises
– It allows them to extend their Worlds with new stories and characters and more deeply engage with existing fans, while also reaching new audiences
– Amazon Publishing will work with them to establish content guidelines that balance flexibility and openness for writers with what’s reasonable for the franchise
Nach eigenen Angaben hat Amazon solche Lizenzen bereits mit Warner Bros. verhandelt – für „Gossip Girl“, „Vampire Diaries“ und „Pretty Little Liars“. Harry Potter lässt also noch auf sich warten.
Gespannt, aber auch skeptisch über die Auswirkungen auf die Fankultur The Mary Sue:
Granted, though in theory this program sounds great, in practice there are sure to be bumps once it launches. If successful the pay-for-fanfic model will affect fannish culture as a whole, and probably not all in positive ways.
The Daily Dot hat Zweifel beim Blick in die Nutzungsbedingungen: Pornographie ist verboten, die Lizenzen erlauben nur jeweils einzelne Adaptionen; Warner- und Disney-Welten zu vermischen, bleibt also außen vor. Außerdem:
Oh, and once your story’s been published, Kindle Worlds gives Warner Bros “a license to use your new elements and incorporate them into other works without further compensation to you.”
Fanfic-Reporterin Aja Romano kommentiert auf Twitter:
My corner of the Internet has just exploded over amazon’s offering to pay fans to write franchise tie-ins. Which they’re calling fanfiction.
— Aja Romano (@ajaromano) 22. Mai 2013
Wie sich Amazons Entscheidung auf die Netz-Subkultur der Fanfiction auswirkt, wird spannend zu beobachten sein. Werden Fanfic-Autoren salonfähig – oder zu Content-Sklaven von Warner Bros. & Co.? Mehr Reaktionen hat @tamaranth in einem Storify gesammelt.
2 Kommentare
1 Valie Djordjevic am 23. Mai, 2013 um 15:10
Für den Guardian steht die Initiative entgegen dem, was Fanfiction eigentlich ausmacht, nämlich das aufzuschreiben, was Mainstream-Anbieter nicht zu schreiben wagen: http://www.guardian.co.uk/commentisfree/2013/may/23/fan-fiction-different-universe-kindle-worlds
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