„The Pirate Book“: Neue Perspektiven auf Piraterie im globalen Kontext
Beim „Aksioma“-Institut für zeitgenössische Kunst Ljubljana ist diese Woche „The Pirate Book“ erschienen. In den Worten der Herausgeber Nicolas Maigret und Maria Roszkowska ist der Band „eine Sammlung von Geschichten über das Teilen, Verbreiten und Erleben kultureller Inhalte jenseits lokaler wirtschaftlicher, politischer und rechtlicher Grenzen“.
Neben einer Materialsammlung zur Geschichte der Piraterie laden besonders die Länderberichte dazu ein, die unautorisierte Verbreitung von Inhalten aus einem anderen Blickwinkel als üblich zu betrachten. So berichtet der Forscher Pedro Mizukami über die Bootleg-Kultur für Videokassetten und -spiele in Brasilien, die er als Ergebnis protektionistischer Handelspolitik der 1980er Jahre beschreibt. Lokale Firmen bauten etwa Nintendos NES-Konsole nach und adaptierten Spiele, indem sie die Original-Figuren durch in Brasilien beliebte Charaktere ersetzten.
Erfindungsreiche Kulturen der Piraterie
Der Künstler Ernesto Oroza wirft einen Blick auf Kuba seit 1962, als die US-Regierung ein Handelsembargo über das Land verhängte. Da etwa die Universitätsbibliotheken trotz Verboten weiterhin mit Büchern und TV-Stationen mit Filmen beliefert werden sollten, hat die kubanische Regierung zunächst selbst die Medien-Piraterie gefördert. Heute zirkulieren mangels Breitbandversorgung Festplatten mit einem unautorisierten wöchentlichen „Medienpaket“ in der kubanischen Bevölkerung, nun jedoch von der Regierung als Kontamination durch die US-amerikanische Kultur beargwöhnt.
Weitere Beiträge beschäftigen sich etwa mit Straßenmärkten in Mali, auf denen „Downloader“ ein Beruf ist und mit der „Sonidero“-Kultur in Mexiko – einer Mischung aus DJ und Animateur – deren Aufnahmen auf vielfältige Weise zirkulieren und das gängige Verständnis von Original und Kopie irritieren.
„The Pirate Book“ ist als PDF online sowie als Print-on-Demand-Buch erschienen.
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