Offene Daten: Lizenz-Wildwuchs bei öffentlichen Stellen
Regierungen und andere öffentliche Einrichtungen stellen zwar viele Informationen und Daten bereit, uneinheitliche Lizenzen schrecken jedoch oft davon ab, sie weiter zu verwenden. Zu diesem Befund kommt ein Bericht der Organisation Open Knowledge International, welche sich der Förderung von offenem Wissen widmet.
Demnach stehen die von öffentlichen oder amtlichen Stellen bereitgestellten Daten am häufigsten unter selbst geschaffenen Lizenzen, die jeweils unterschiedliche Befugnisse und Bedingungen mit sich bringen. In einer 20 Länder umfassenden Stichprobe fanden sich dem Bericht zufolge rund 50 unterschiedliche Lizenztexte.
Freigabe per Standardlizenz oder per Gesetz empfohlen
Ein solcher „Lizenz-Wildwuchs“ sei jedoch von Nachteil, kritisiert der Autor des Berichts, Danny Lämmerhirt. Er führe etwa häufig dazu, dass Daten nicht mit anderen Quellen kombiniert werden könnten, wenn deren Lizenzen zueinander inkompatibel seien. Auch bringe jede zusätzliche Lizenz potenziell mehr Komplexität, Rechtsunsicherheit sowie Zeit- und Geldaufwand mit sich.
Demgegenüber empfiehlt der Bericht, ungeschützte amtliche Daten mit einer Kennzeichnung wie dem „Public Domain Mark“ zu versehen. Wenn Urheber-, Datenbank- oder ähnliche Schutzrechte daran bestünden, sei die Freigabe Creative Commons Zero (CC0) oder eine offene Standardlizenz mit Namensnennung wie „Creative Commons BY 4.0“ zu bevorzugen.
Neben einer Reihe von Empfehlungen für Lizenzgeber spricht sich der Bericht auch für Reformen am Urheberrecht aus. Wo der rechtliche Status von Informationen öffentlicher Stellen bislang unklar sei, könnten Nutzungsrechte nicht nur vertraglich per Lizenz, sondern direkt per Gesetz eingeräumt werden, so der Vorschlag.
2 Kommentare
1 Tobias Grüterich am 24. Dezember, 2017 um 17:40
Die Absicht, unbedingt „was Eigenes“ zu machen, ist anscheinend nicht nur in Deutschland weit verbreitet. Woher die Aversion weiter Teile der Verwaltung gegen internationale Standardlizenzen? In meiner Branche beispielsweise (Vermessungsverwaltung) wird schräg argumentiert: „Kritisch anzumerken ist, dass die Lizenz CC Namensnennung 3.0 Deutschland lediglich ‚Abwandlungen (Veränderungen) zulässt, die die eigenpersönlichen Züge des Schutzgegenstandes nicht verblassen lassen‘. Darüber hinaus gehende umfangreiche Änderungen sind nicht zulässig. Diese Beschränkung der Weiterverarbeitung eröffnet nicht nur einen großen Interpretationsspielraum sondern steht auch im Widerspruch zu den Open Data-Prinzipien“ (zfv 5/2014, S. 274, geodaesie.info/sites/default/files/privat/zfv_2014_5_Friedt_Luckhardt.pdf). Gern wirbt man für das hoheitliche Rechtsregime, weil – angeblich – Standardlizenzen einen formellen (schriftlichen?) „Abschluss von Lizenzverträgen notwendig“ machen und so einen „bürokratischen Aufwand bei allen Beteiligten“ auslösen (zfv 2/2015, S. 72, http://geodaesie.info/sites/default/files/privat/zfv_2015_2_Ladstaetter.pdf). Diese beiden Artikel sind von 2014 bzw. 2015, also schon etwas älter. Aber auf Basis solcher „Vorarbeiten“ hat man – vermeintlich – gute Gründe, die selbstentwickelte Datenlizenz Deutschland den internationalen Standardlizenzen vorzuziehen, was in jüngster Zeit geschah oder aktuell geschieht. Dass solche unnötigen nationalen Eigengewächse den „Leitlinien für empfohlene Standardlizenzen, Datensätze und Gebühren für die Weiterverwendung von Dokumenten“ (ABl. der EU vom 24.07.2014, 2014/C 240/01) der EU-Kommission widersprechen, ist nach meiner Beobachtung nie diskutiert worden.
2 Schmunzelkunst am 2. Januar, 2018 um 17:38
In der Hoffnung auf eine klare Handlungsempfehlung für die Verwaltung hatte ich irights.info in einer E-Mail vom 22.12.2015 auf den Aufsatz zfv_2014_5_Friedt_Luckhardt und die anschließende Stellungnahme von Tobias Grüterich in zfv_2014_6 hingewiesen.
Jetzt ist die Handlungsempfehlung da: “Wenn Urheber-, Datenbank- oder ähnliche Schutzrechte daran bestünden, sei die Freigabe Creative Commons Zero (CC0) (oder …) zu bevorzugen.” Das “oder” lass ich mal weg. Es soll ja klar im Sinne von einfach sein.
MfG und alles Gute für 2018
Johannes
Es ist nicht zu spät. Die Umstellung auf CC0 geht immer.
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