Lawrence Lessig einigt sich: Musikfirma der Band Phoenix erkennt Videoclips in Vortrag als „Fair use“ an
In der Auseinandersetzung zwischen dem US-amerikanischen Rechtswissenschaftler und Creative Commons-Mitbegründer Lawrence Lessig und dem Label Liberation Music, dass die Band Phoenix in Neuseeland vertritt, wurde eine Einigung erzielt: Die Musikfirma zahlt Lessig eine Entschädigung und ändert zudem ihre Copyright-Politik.
Lessig nutzt in seinen Vorträgen oft ein Musikvideo von Phoenix als Ausgangsbeispiel, um über die Remix-Kultur zu reden. Das Video des Songs „Lisztomania“ eignet sich hierfür aus Sicht Lessigs, weil es verschiedentlich in anderer Umgebung nachgedreht und parodiert wurde, wobei stets der Originalsong als Tonspur verwendet wurde. Nachdem er die Aufzeichnung des Vortrags zu Youtube hochlud, schlug das dortige automatische Prüfsystem „Content ID“ an und ließ das Label Liberation Music daraufhin das Vortragsvideo wegen angeblicher Urheberrechtsverletzung sperren.
Lessig wehrte sich und verklagte seinerseits Liberation Music wegen unrechtmäßiger Veranlassung der Sperrung seiner Aufzeichnung. Er berief sich dabei auf die in den USA gesetzlich verankerte Regelung des „Fair Use“, nach der er diese Art der Verwendung in seinem Vortrag für rechtmäßig ansah. In einem Interview mit iRights.info erklärte er den Fall näher und gab zu: „Wenn ich verliere, wird es teuer.“ Nun gab die Electric Frontier Foundation (EFF), von der sich Lessig in dem Verfahren unterstützen ließ, auf ihrer Website die Einigung beider Seiten bekannt.
Im Rahmen dieser Einigung zahlt Liberation Music dem Harvard-Professor eine Entschädigung in nicht genannter Höhe. Lessig wird diese der EFF zukommen lassen, um deren Engagment für Open Access zu unterstützen. Laut Mitteilung der EFF erklärte das Musiklabel dazu:
Wir sind froh, diese Einigung mit Professor Lessig erzielt zu haben. Wir erkennen an, dass seine Nutzung des Phoenix Songs ‘Listomania‘ im Sinne des Fair use nach amerikanischem Recht und im Sinne des ‘Fair Dealing‘ nach australischem Recht erfolgte.
Zudem teilte Liberation Music mit, dass man mit Lessig gemeinsam daran gearbeitet habe, die Copyright-Politik der Musikfirma zu erneuern. Zwar werde das Label weiterhin auf die von Youtube genutzte „Content ID“-Technologie zurückgreifen, um Urheberrechtsverletzungen aufzuspüren, wolle aber zugleich sicherstellen, dass es keine Sperrung von Content mehr ohne menschliches Eingreifen und ohne Überprüfung der Fair-use-Regeln gebe.
‚Solch eine Politik hätte Liberation Music von Anfang an verfolgen sollen‘, kommentierte Corynne McSherry, die bei der EFF für den Bereich ‘geistiges Eigentum‘ zuständig ist: ‚Zu viele Inhalteanbieter vernachlässigen im Zuge von Sperren und Filtern die Rechte der Nutzer.‘
Lessig selbst sah in der Auseinandersetzung mit dem nun einsichtigen Label vor allem eine weitere Schlacht um das Fair-use-Prinzip:
Ich kämpfe seit Jahren gegen diesen Missbrauch des Urheberrechts durch Rechteinhaber und ich wusste, dass ich auch in diesem Fall das Fair-use-Prinzip verteidigen musste. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Verfahren und diese Einigung die Rechteinhaber dazu veranlasst, bei Sperrungen nun fairer vorzugehen – oder sich zumindest der Konsequenzen besser bewusst zu sein.
[Update]: Die Band Phoenix selbst begrüßt übrigens die Einigung ausdrücklich und stellt sich hinter die kreative Nutzung ihrer Musik. In einem jetzt veröffentlichten Statement zeigen sie sich beschämt über das Verfahren und erklären „We absolutely support Fair Use of our Music“. Mehr noch: Der komplette Vortrag von Lessig ist nun als als Youtube-Video auf ihrer Website zu sehen – was wiederum Lawrence Lessig per Kommentar unter dem Statement begrüßt.
Hier der Vortrag von Lawrence Lessig beim CC Global Summit 2013 in Buenos Aires als Aufzeichnung von iRights.info-Redakteur John Weitzmann (im Handkamera-Wackelmodus™), in welchem er sowohl „Lisztomania“ zeigt als auch seine Klage öffentlich macht.
Was sagen Sie dazu?