Instagram traut man auch Appropriation Art zu
Seit einigen Tagen sorgt eine Ausstellung des Künstlers Richard Prince für Aufsehen, die derzeit in der New Yorker Frieze Gallery zu sehen ist. Prince nutzt dabei fremde Instagram-Bilder, die er mit eigenen Kommentaren versehen hat.
Damit stößt er auf gemischte Reaktionen bei den Instagram-Nutzern, vor allem aber auf Empörung. Dass er sich mit seinen Werken möglicherweise auf die amerikanische Fair-Use-Doktrin berufen kann, erscheint auf den ersten Blick ungerecht – besonders, wenn man bedenkt, dass er Instagram-Bilder für bis zu sechsstellige Summen verkauft. Was den renommierten Appropriation Artist nicht überraschen dürfte, denn gerade um das Austesten solcher rechtlicher Grenzen scheint es ihm zu gehen.
Wie Lizzie Plaugic bei The Verge schreibt, kommen ihm jedoch zwei Dinge entgegen. Zum einen die Komplexität des Fair-Use-Konzepts: Mehrere Faktoren müssen in jedem Einzelfall gegeneinander abgewogen werden, um zu bestimmen, ob ein fremdes Werk verwendet werden darf. Dass er mit fremden Werken Gewinn erzielt, kann von anderen Faktoren überlagert werden. Zum anderen kommt ihm entgegen, dass er überhaupt die Mittel besitzt, um solche Rechtsstreits auch zu führen. Bislang gingen sie offenbar in seinem Sinne aus. Nach deutschem Urheberrecht dagegen hätten seine Werke rechtlich wohl kaum eine Chance, wie Robert Golz im Fotomagazin ausführt.
Instagram-AGB spielen keine Rolle – obwohl sie es könnten
Dennoch wird das Vorgehen von Prince in vielen Berichten vor allem als Beleg dafür gesehen, dass man als Nutzer ohnehin alle Rechte an Plattformen wie Instagram abgebe, wenn man dort ein Foto hochlädt. Darum ging es aber bei Richard Prince gerade nicht: Instagram räumte ihm keine Rechte ein – ihm bleiben nur die gesetzlichen Ausnahme-Regelungen, falls die neue Ausstellung zum Rechtsstreit führt.
Könnte Instagram Richard Prince überhaupt eine Lizenz geben, um Nutzerbilder in einer Ausstellung zu verkaufen? Im Prinzip behält sich das Unternehmen laut seinen Nutzungsbedingungen vor, auch kostenlose Unterlizenzen an Dritte vergeben, worauf David Holmes bei Pandodaily hinweist. Bilder in einer Galerie zu vermarkten, wäre für Instagram aber dennoch unklug. Yahoo, das Flickr-Bilder letztes Jahr ohne separate Nachfrage auf Leinwand verkaufen wollte, erntete Protest und nahm Abstand von den Plänen. Die Diskussion über Prince zeigt jedenfalls, dass die Facebook-Tochter Instagram nicht damit rechnen kann, dass ihre Nutzer ihr gerade mit großem Vertrauen begegnen.
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