Gelockerter Jugendschutz bei Facebook sorgt für Unmut
Mit einer kürzlich durchgeführten Änderung bei den Privatsphäre-Einstellungen für Nutzer zwischen 13 und 17 Jahren sorgt Facebook für Kritik. Datenschützer vermuten dahinter Vermarktungsstrategien auf Kosten des Jugendschutzes.
Demnach können Facebook-Mitglieder, die zwischen 13 und 17 Jahren alt sind, ihre Einträge öffentlich sichtbar machen, also für alle (derzeit etwa eine Milliarde) Facebook-Nutzer weltweit. Die bisherige Beschränkung der „Postings“ auf Freunde oder Freunde von Freunden entfällt. Mit dieser neuen Sichtbarkeit nutze das Unternehmen die Naivität der Kinder aus und ignoriere die Sorgen der Eltern, zitiert Heise den Datenschutzbeauftragten von Rheinland-Pfalz, Edgar Wagner:
“Das konterkariert alle Bemühungen von Datenschützern, Kinder und Jugendliche zu mehr Vorsicht, Zurückhaltung und Datensparsamkeit bei der Facebook-Nutzung anzuhalten. Facebook tut alles, um sogar mit Kinderdaten Geld zu verdienen und verkauft das am Ende auch noch als Datenschutz-Fortschritt”, so Wagner.
Der Politik-Verantwortliche von Facebook Deutschland, Gunnar Bender, hält dem entgegen, dass er bei „den Jugendlichen“ das Bedürfnis sehe, eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Gegenüber Spiegel Online sagte er:
Es gebe etwa politisch engagierte Teenager wie zum Beispiel das pakistanische Mädchen Malala Yousafzai, für die weitreichende Kommunikationsmöglichkeiten wichtig seien.
Zugleich weist Bender darauf hin, dass Facebook auch die Voreinstellungen bei Einträgen von Jugendlichen geändert habe. Zumindest bei Neunutzern sind Postings zunächst nur für Freunde sichtbar, statt auch für Freunde von Freunden. Entscheidet sich ein Jugendlicher dann aber erstmals für das „öffentliche“ posten, weisen ihn Warnmeldungen darauf hin, dass Einträge dann global sichtbar sind und die Einstellungen gleichzeitige geändert werden.
Dass dies eine ausreichende Aufklärung für junge Nutzer darstelle, bezweifeln Kritiker. Immerhin verlange Facebook – im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken, wie Twitter – die Verwendung von Klarnamen. Darauf weist Netzpolitik hin und bringt damit die Gefahr von Cybermobbing in Zusammenhang, das gerade Jugendlichen besonders zusetzen könne.
Ob und wie Facebook mit den erneuerten Privatsphäre-Einstellungen Reichweite und Akzeptanz bei Jugendlichen verändert, wird sich zeigen. In jedem Fall verlängert das Unternehmen damit die Liste der Punkte, die insbesondere junge Nutzer kennen und beachten sollten.
Genau darüber und mehr zum gewissenhaften Umgang mit Daten und Einstellungen in Facebook lesen Sie hier auf iRights.info sowie im E-Book “Privat ist anders – Urheberrecht und Datenschutz auf Facebook“, das bei iRights.Media erschienen ist.
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