50 Disney-Filme, die aus kulturellem Gemeingut schöpfen

Buchcover: John Tenniel/ John Macfarlane
Bei Forbes hat dessen Kolumnist Derek Khanna eine Liste von 50 Disney-Filmproduktionen veröffentlicht, die auf gemeinfreie Werke zurückgreifen. Was Disney damit an Einnahmen erwirtschaftet hat, hat er ebenfalls zusammengetragen.
Was auf den ersten Blick vielleicht etwas nach Yet-another-Listicle aussieht, führt die bemerkenswerte Logik des Unternehmens Disney deutlich vor Augen: Zwar greift man seit jeher auf überlieferte Geschichten, Figuren und Werke zurück, hat aber stets zu verhindern gewusst, dass eigene Schöpfungen einmal gemeinfrei werden könnten. Mit Recht trägt die letzte Urheberrechtsverlängerung der USA auch den Spitznamen „Micky Mouse Protection Act“, gehörte Disney doch zu dessen treibenden Kräften.
Ein Auszug der (alphabetisch) ersten zehn Filme:
1. Adventures of Huck Finn (1993) based on Mark Twain’s book (1885)
Revenue = $24.1 million (revenue figures listed where available – based on wikipedia data).2. Tom and Huck (1995) based on The Adventures of Tom Sawyer by Mark Twain (1876)
Revenue = $23.9 million3. Aladdin (1992) from a folk tale in One Thousand and One Nights (1706)
Revenue = $504 million4. Alice in Wonderland (1951) based on Lewis Carroll’s book (1865)
5. Alice in Wonderland (2010) based on Lewis Carroll’s book (1865)
Revenue = $1.02 billion6. Around the World in 80 Days (2004) based on Jules Verne’s book (1873)
Revenue = $72.2 million7. Atlantis (2001) from the Legend of Atlantis (Socratic Dialogues “Timaeus” & “Critias” by Plato ~360 BC.)
8. Beauty and the Beast (1991) by G-S Barbot de Villeneuve’s book (1775)
Revenue = $425 million9. Bug’s Life (1998) from Aesop’s Fables
Revenue = $363.4 million10. Cinderella (1950) from Charles Perrault’s folk tale (Grimm’s Fairy Tails) (1697)
Revenue = $85 million
Mit seiner Liste macht Khanna ein Argument anschaulich, das er schon in einem Politikpapier (PDF) des konservativen „Republican Study Committee“ (RSC) vertrat. (Das Papier wurde vor allem deshalb bekannt, weil es dem RSC kurz nach Veröffentlichung scheinbar so unangenehm wurde, dass man es zurückzog und Khanna entließ.)
Überlange Schutzfristen, so jedenfalls seine Aussage, schaden der Gesellschaft, weil sie Innovation verhindern und das Gegenteil von dem bewirken, was die US-Gründungsväter mit einem zeitlich begrenzten Schutz bezweckten. Ein Argument, dass etwa Lewis Hyde in seinem Buch „Common As Air“ schon ausführlich entfaltet hat.
Disney: „Eine der größten Diebstähle der Geschichte“
Politik müsse aber nicht an einem einzigen, sondern an zehn Disneys interessiert sein, schreibt Khanna. Doch dass eines Tages jemand auf Disney-Schöpfungen zurückgreifen könnte, wie es Disney seinerzeit mit den Geschichten von Lewis Caroll, Grimms Märchen oder Jules Verne tat, sei kaum noch vorstellbar. Mit der jetzt bereits von einigen geforderten nächsten Verlängerung der Schutzfristen – 2020 würde „Steamboat Willie“ sonst in die Gemeinfreiheit entlassen – werde es nahezu unmöglich.
Khannas Fazit folgerichtig:
If in the vernacular of the content industry, taking other people’s work without paying for it is always stealing, then the Disney Corporation is responsible for one of the greatest thefts in world history.
Korrekturen und Ergänzungen zu seiner Sammlung nimmt Khanna via Twitter und Medium entgegen.
Wie auch Disney-Produktionen sich selbst stets aufs Neue zitieren und wiederholen, zeigt übrigens sehr anschaulich der Zusammenschnitt „Ressemblance entre Disney“:
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