Megaupload geschlossen, Macher festgenommen, BKA leistete Amtshilfe
Update (23:45 Uhr): Das "Hacktivisten"-Kollektiv Anonymous hat angekündigt, die Websites des US-Justizministeriums, der Lobbygruppen von US-Film- und Musikindustrie (RIAA und MPAA) und des Major Labels Universal wegen des Vorgehens gegen Megaupload stillzulegen. Zum Zeitpunkt der Aktualisierung waren Justizministerium, RIAA und MPAA zu erreichen, wenn auch schlecht, Universalmusic.com offline.
Rechteinhaber seien in einem Ausmaß von 500 Millionen US-Dollar geschädigt worden, teilte das US-Justizministerium in einer Presseerklärung mit.
Sieben Personen, darunter die Deutschen Kim Dotcom, auch bekannt als Kim Schmitz und Dr. Kimble, Finn Batato, Sven Echternach und Mathias Ortmann, wurden bereits am 5. Januar dieses Jahres im Bundesstaat Virginia angeklagt. Die US-Justiz wirft den Angeklagten vor, eine kriminelle Organisation gebildet zu haben, um Urheberrechte zu verletzen und Geld zu waschen. Jeder einzelne der Anklagepunkte kann mit Höchststrafen zwischen 5 und 20 Jahren Haft bestraft werden.
Die Deutschen Dotcom, Batato und Ortmann und der Niederländer Bram van der Kolk wurden in Neuseeland festgenommen. Der Slovake Julius Bencko, der Deutsche Sven Echternach und der der Esthe Andrus Nomm sind noch auf freiem Fuß. US-Behörden erließen nach Informationen des US-Justizministeriums Haftbefehle gegen 20 weitere Personen in den USA und acht weiteren Ländern. Es seien 50 Millionen US-Dollar in Form von Vermögen und Servern in Virginia, Washington, D.C., den Niederlanden und Kanada beschlagnahmt worden, außerdem 18 Domainnamen, die in Zusammenhang mit Megaupload stünden.
Neben dem FBI und dem National Intellectual Property Rights Coordination Center (IPR Center) seien an den Ermittlungen zahlreiche US- und ausländische Behörden beteiligt: in Neuseeland, Hong Kong, den Niederlanden, England, Kanada, Australien, den Philippinen. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) und deutsche Staatsanwaltschaften hätten bei den Ermittlungen geholfen.
Megaupload selber gibt an, dass der weit überwiegende Teil der Inhalte, die über die Site angeboten werden, keine Urheberrechte verletze. Die Site werde weiter existieren, und wenn die Unterhaltungsindustrie von ihrer Popularität profitieren wolle, sei man offen für Gespräche ("The fact is that the vast majority of Mega`s Internet traffic is legitimate, and we are here to stay. If the content industry would like to take advantage of our popularity, we are happy to enter into a dialogue").
Erst vor kurzem hatte Megaupload mit einem Video auf sich aufmerksam gemacht, in dem Kanye West, Snoop Dogg, Alicia Keys und andere die Mega-Sites unterstützen, also nicht nur Megaupload.com selbst, sondern auch die zum selben Anbieter gehörenden Sites MegaVideo, MegaPix, MegaLive und MegaBox. Nach Angaben von Googles Analysedienst Ad-Planner kamen die Sites zusammen auf bis zu 81 Millionen Besucher und 490 Millionen Seitenaufrufe im Monat und erreichten damit einen Marktanteil von vier Prozent am Besuchsaufkommen aller Websites.
Kim Dotcom, alias Kim Schmitz, ist einer der umstrittensten deutschen Internet-Unternehmer, der mehrmals rechtskräftig verurteilt wurde: 1998 wegen Betrugs, Datenausspähung und Computermanipulation zu zwei Jahren auf Bewährung, 2002 wegen Insiderhandels zu 20 Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe, 2003 wegen Veruntreuung zu zwei Jahren auf Bewährung.
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