Update: Dieter Nuhr zu Filesharing, Urheberrecht und Shitstorms
[Update: Via Twitter und in den Kommentaren zum Beitrag wurde der Wunsch geäußert, dass ich neben der Dokumentation des Auftritts nicht nur per se kritisieren, sondern auch sagen solle, woran ich die Kritik festmache. Dem komme ich nun gerne nach. Die Anmerkungen finden sich zur besseren Übersichtlichkeit in kursiver Schrift jeweils unter den Zitaten von Dieter Nuhr; Philipp Otto]
Der Satiriker Dieter Nuhr hat beim Satire-Gipfel der ARD am 05. März 2012 zum Urheberrecht und dem umstrittenen ACTA-Vertrag Stellung genommen. Nuhr macht einen beim Ansehen seiner Ansprache dann doch etwas traurig. Traurig aufgrund der Polemik und der Unkenntnis. Nun gut, Satiriker dürfen zuspitzen und provozieren, sollen sie, müssen sie auch. In diesem Fall jedoch werden platte Analysen und Vorurteile mit der Verve eines Intellektuellen vorgetragen, die Vereinfachung als Stilmittel geht leider komplett daneben. Dieser Auftritt ist gründlich misslungen und wird der gerne auch kritischen Auseinandersetzung mit den Fragen der zukünftigen Ausgestaltung des Urheberrechts und dem Umgang mit aktuellen Fragen wie Filesharing, der Einordnung von ‘geistigem Eigentum’ und dem ACTA-Vertrag nicht gerecht. Schade, hier wurde eine Chance vertan.
Nuhr leitet ein mit:
Ich versuche es mal positiv zu sehen, was nicht immer leicht ist, wenn ich morgens so die Zeitung lese, denke ich, der Tag ist doch gelaufen. (…) Krisen, Tod, Unfall, und jetzt kommt noch dieses Gesetz: ACTA. Haben sie das gelesen, dieses furchtbare Gesetz, mit dem das geistige Eigentum im Internet geschützt werden soll. Was soll das denn? Das fragen sich viele Menschen zu Recht, mh, geistiges Eigentum? mh. Schon der Begriff ‘geistig’ überfordert viele Zeitgenossen, die sagen dann, wenn ein Buch verkauft wird, dann ist das doch wohl das Recht eines jeden Einzelnen, dieses Buch auch zu kopieren, es auch rauszubringen, es also zu verschenken, im Internet.
[Kritik: Der ACTA-Vertrag soll ‘geistiges Eigentum’ schützen. Zunächst ist die Begrifflichkeit abzulehnen, da sie irreleitend ist. Die Verfügungsmöglichkeiten mit ‘geistigem Eigentum’ im digitalen Sektor sind für die Käufer von beispielsweise digitalen Musik-Files oder eBooks wesentlich geringer als beim Kauf eines gedruckten Buches oder einer gepressten CD. Die Käufer schließen faktisch vielmehr eine Art Nutzungsvertrag ab, ohne dabei mit ihrem erworbenen ‘Eigentum’ tun und lassen zu können was sie wollen. Nuhrs Konnotierung von ACTA als “furchtbares Gesetz”, ist im Sinne der Satire zugespitzt, und somit auf der einen Seite legitim, auf der anderen Seite werden die Kritiker des Gesetzes dadurch aber auch der Lächerlichkeit preisgegeben.
Die berechtigte Kritik an ACTA fasst iRights-Redakteur Matthias Spielkamp in seinem Beitrag “Warum ACTA nicht in Kraft treten darf” gut zusammen. Auch gibt es eine Vielzahl von Initiativen wie die Digitale Gesellschaft oder Lobby-Control, die die Kritik an ACTA aufgearbeitet haben und zur Diskussion stellen. Nicht ohne Grund wird nun auch auf Anregung der Europäischen Kommission vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) überprüft, ob der ACTA-Vertrag mit europäischen Grundrechten vereinbar ist. Es geht bei der Ablehnung des ACTA-Vertrages also nicht nur um mögliche negative und überzogene rechtlichen Folgen für die Vertragsstaaten, sondern auch um wesentliche Fragen der Transparenz und der demokratischen Entstehung von multinationalen rechtlichen Vereinbarungen im Bereich der ‘Intellectual Property Rights’.]
Dann ein fließender halsbrecherischer Übergang zu ACTA und Kritik an Diskussionen im Internet:
Und diese Freiheit soll durch ACTA eingeschränkt werden, ist doch eine Sauerei. Wobei das Gesetz eigentlich nichts neues beinhaltet, denn das Urheberrecht gibt es bereits. Und im Internet behaupten jetzt viele, dass jetzt alles verboten wird. Ich darf meine eigene Musik nicht mehr hören und so weiter. Das ist Unsinn. Aber das ist natürlich die Freiheit des Internets, dass jeder jeden Unsinn verbreiten darf, und im Internet wird der Unsinn dann zur Wahrheit. Weil im Internet nicht wahr ist, was stimmt, sondern wahr wird, was sich verbreitet. Das ist Demokratie, wenn sich die Wahrheit nach der Mehrheit richtet.
[Kritik: Übertreibungen wie “im Internet behaupten jetzt viele, dass jetzt alles verboten wird” und “Ich darf meine eigene Musik nicht mehr hören”, sind natürlich eine satirische Zuspitzung. Gleichwohl ist diese so tendenziös, dass es schwer zu ertragen ist. Auf ‘das Internet’ zu schimpfen ist anscheinend nach wie vor in Mode, egal wie altbacken mir dies vorkommen mag, es scheint immer noch als Publikumsrenner zu ziehen. Geschenkt. Ärgerlich ist es aber doch, da sehr viel mühsame Auseinandersetzungsarbeit mit Fragen der Ausgestaltung von rechtlichen Regelungen und Fragen von neuen Formen der (digitalen) Demokratie verunglimpft werden. Mit Vorurteilen zu spielen, ist Hauptbeschäftigung von Satire, völlig in Ordnung, weil ich es aber überhaupt nicht lustig oder satirisch finde, bin ich zu empfindlich? Vielleicht weil mir der Abstand fehlt? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch einfach nur ärgerlich, wenn Dieter Nuhr eine Lebensweisheit (“Weil im Internet nicht wahr ist, was stimmt, sondern wahr wird, was sich verbreitet”) erfindet, die etwas verteufelt, was gleichzeitig in der eigenen Sichtweise als ‘wahr’ definiert wird? Ich dachte, eine solche klassische Patt-Situation müsste langsam überwunden sein. Vielleicht habe ich Dieter Nuhr aber auch einfach nur überschätzt oder mir etwas anderes erhofft.]
Nuhr zu ‘geistigem Eigentum’ und dem Selbstverständnis der Nutzer – aus seiner Sicht:
Wahr ist, auch geistiges Eigentum ist eine Ware. Sagen wir mal, da produziert jemand Musik und da arbeiten ja auch Menschen daran, Tontechniker, Musiker, und die wollen alle für ihre Arbeit bezaht werden, die wollen ihre Musik verkaufen. das ist diese Gier, das ist schlimm. Jeder will Geld, der Bäcker für seine Brötchen und der Autor für seine Bücher, die sind alle so gierig. Dabei ist es doch mein legitimes Recht Bücher und Kinofilme selber zu nehmen, selber zu verbreiten und selber zu verkaufen, gerne auf Internetseiten, auf denen ich selber Geld verdiene, durch Werbung und so weiter. Ich will ja auch mal Geld verdienen. Und da sagt die Musikindustrie, das geht nicht, da musst du selber Musik machen. Aber ich bin doch nicht mal Musiker. Das ist doch nicht gerecht, von einem zu verlangen, der nichtmal Musiker ist, Musik zu machen. Das ist doch Diktatur. Warum darf ich mir die Musik nicht einfach nehmen, das Internet ist doch frei.Und dann sagt die Industrie, sich die Musik einfach zu nehmen, ist wie früher im Laden, wenn man sich die CDs einfach geklaut hat.
Und weiter:
CDs, für die Jüngeren, das sind so altertümliche Datenträger des letzten Jahrtausends, früher da gab es so Tontäfelchen, in Mesopotamien war das, dann kam im Mittelater die Schellack-Platte, und jetzt hat man dann die CD. Die muss man kaufen! Die durfte man nicht klauen, verrückt ne? Dann kam die Polizei wenn die klaute. Das sind ja Zustände wie in China. Im Internet kursieren Gerüchte, dass wenn ACTA kommt, wird jeder der Musik hört, sofort erschossen.
[Kritik: Tatsachen mit scheinbar einfachen und einleuchtenden Analysen, Behauptungen und griffigen Beispielsfällen zu verknüpfen ist das klassische Mittel um aus einem komplizierten Thema populistische Versatzstücke zu generieren. So Nuhr hier in den vergangenen zwei Absätzen. Wo welcher Fehler liegt, und an welcher Stelle Dinge durchaus auch anders interpretiert werden können, wird weggewischt. Im Sinne der zugespitzten Satire? Im Wiederkäuen der Argumente der Rechteindustrie? In der Verweigerung der Auseinandersetzung mit einem komplizierten Thema? Eine Mischung aus allem, wahrscheinlich aber dann am Ende doch nur die künstlerische Freiheit.
Ja, es ist richtig, dass Kreativschaffende gutes Geld für gute Arbeit verdienen wollen. Und ja, das sollen sie auch. Und ein drittes ja, Achtung, die überwältigende Anzahl aller Nutzer (als der Konsument, das Publikum oder der Teilhaber) wollen den Kreativschaffenden auch Geld geben. Viel Geld! Soviel Geld, wie eine Leistung wert ist. Das ist unterschiedlich. Der ‘Wert der Kreativität’ verändert sich von Branche zu Branche, von Jahr zu Jahr, von Produkt zu Produkt, von Leistung zu Leistung. Die zentrale Frage ist deswegen: wie und unter welchen Bedingungen kann der Nutzer dem Kreativschaffenden Geld geben? Für was will also der Nutzer bezahlen. Dass diese Antwort einfach wäre, wäre leicht übertrieben.
Grundsätzlich zahlt der Nutzer aber besonders gerne für eine Leistung, die eine hohe Qualität hat, deren Nutzung nicht durch technische Restriktionen, wie beispielsweise Kopierschutzssysteme die verhindern dass er den bei einem Anbieter gekauften Song auch mit unterschiedlichen mobilen Geräten anhören kann, beschränkt ist und er zahlt gerne, wenn er genau das bekommt, was er will (den speziellen Song und nicht das ganze Album) und natürlich, wenn es nicht zu teuer ist. Bei letztgenanntem Punkt ist es beispielsweise nicht vermittelbar, wenn ein haptisches Werkstück genauso viel wie eine digitale Kopie kostet. Im Umkehrschluß würde dies nämlich bedeuten, dass der Herstellungsprozess der gleiche, mithin gleich teuer, wäre. Dass er das nicht ist, liegt auf der Hand. Nutzer bezahlen auch gerne für eine Performance. Und da auch gerne viel mehr als das Werk eigentlich wert ist. Eben weil man ein Erlebnis mitkauft. Im Hardware-Bereich hat dies nicht zuletzt auch Apple vorgemacht.
Den Nutzer als eine ominöse Person zu brandmarken, der es wichtig sei, alles umsonst im Sinne von Freibier zu bekommen, da ja im Internet alles gratis sei, ist eine Platitude aus dem vergangenen Jahrhundert. Bitte um ein Update, lieber Herr Nuhr. Und ja, natürlich gibt es diejenigen, die sagen, was es gibt, das nehme ich mir. Aus Unkenntnis über die hoch komplexen Regelungen des Urheberrechts, aus berechnendem Vorsatz, aus Lust, auf YouTube ein selbstgedrehtes Musikvideo einzustellen in dem geschützte Musik im Hintergrund läuft, während das kleine Kind auf dem Tisch tanzt, weil sie nicht einverstanden sind, dass sie ihre amerikanische Lieblingsserie erst Monate nach der Erstausstrahlung in den USA auch in Deutschland ansehen können, weil sie mit dem Angebot nicht zufrieden sind? weil die Performance fehlt? Es gibt viele Gründe ein Verhalten zu legitimieren, und es gibt viele Gründe, ein Verhalten auch zu erklären. In den allermeisten Fällen sind dies aber auch genau die, die sehr viel Geld für Entertainmentprodukte im Internet ausgeben. Mit ihrer Verkürzung Herr Nuhr, diffamieren Sie, ohne zu differenzieren. Das geht daneben, das muss daneben gehen.Wen wollen sie ärgern? Ihre Fans? Es ist gut wenn sie provozieren, noch besser aber, wenn die Provokation nicht allzu platt ist. Hier ist sie es. Und das ist schade.
Und ein weiterer wesentlicher Punkt: wer bezahlt den Kreativschaffenden? Von wem bekommen diese die Tantiemen? Genau, von ihren Verlagen, von den Rechteinhabern der Verwertungsrechte an ihren Werken? Ich habe nichts pauschal gegen Rechteinhaber, ich habe aber etwas dagegen, wenn diese ihre Urheber schlecht behandeln. Und dies ist viel zu oft der Fall. Total-Buyout-Verträge (Abtretung sämtlicher Verwertungsrechte für immer gegen eine einmalige Zahlung) sind in vielen Branchen an der Tagesordnung, Drehbuchautoren müssen jahrelang um Wiederholungshonorare mit den Rundfunkanstalten streiten, das Einkommen von den meisten Kreativschaffenden liegt fern von gut und böse, betrachtet man ihre Leistung und die Bereicherung für die Gesellschaft. Als schwächere Verhandlungspartner ziehen sie bei den Verhandlungen mit den Verwertern viel zu oft den Kürzeren.
An wem liegt es nun, dass Urheber nicht mehr Geld für ihre Leistungen bekommen? Liegt es wirklich an den Nutzern, dass diese den Rechteinhabern nicht genug Geld in die Kasse spülen? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass die Rechteinhaber legitimerweise viel Geld verdienen wollen (und das auch tuen), dabei jedoch in moralisch verwerflicher Weise ‘ihre’ Kreativschaffenden leider viel zu oft nicht oder nicht angemessen daran beteiligen wollen? Es ist ein klassisches wie auch dumpfes Manöver, dies den Nutzern in die Schuhe zu schieben. Es ist die Lebenslüge der Kreativschaffenden wenn sie den Fehler in der Argumentation und Vorgehensweise der Rechteindustrie nicht sehen oder nicht sehen wollen und sich für diese Argumente stark machen. Die Nutzer denen sie paternalistisch in ihrem Statement die Welt erklären, das sind übrigens die, die viel Geld für Karten und Aufnahmen bezahlen um sie zu sehen oder zu hören. Ich als Dieter Nuhr, würde sie umschmeicheln und ihnen jeden Morgen danken, was für tolle Nutzer sie sind.]
Nuhr kennt “Shitstorms” und weiß was Parteien von jungen Leuten wollen:
Und weil es im Internet steht, stimmt es dann auch. Deswegen warnen die Piraten vor der Diktatur. Die anderen Parteien auch, weil, die wollen auch mal von jungen Leuten gewählt werden. Und im Internet gibt man sowieso besser keine Widerworte, sonst bricht im Internet ein sogenannter Shitstorm los, dann können sie ihre Internet-Seite, ihren Facebook-Account und ihre Mail-Adresse vergessen, dann werden sie platt gemacht. Das ist die geistige Freiheit im Internet. Dass man zwar frei ist, in dieser Freiheit sagt man aber besser nichts falsches. Wobei ich das locker sehe. Liebe Piraten, liebe Freunde des Filesharing, ihr könnt diesen Text einfach nehmen, nachspielen, weiterverbreiten, ich bin der Urheber, ich bin einverstanden.
[Kritik: Lieber Dieter Nuhr, haben Sie keine Angst vor einem Shitstorm. Manche, ja die gibt es, wollen ihnen kurz den Barhocker wegziehen auf dem sie sitzen, weil sie sich beleidigt oder geärgert fühlen, die allermeisten, und die braucht es ja dann auch für einen richtigen Shitstorm, sind ihnen grundsätzlich aber wohl gesonnen, auch wenn Sie diese Ihre oder auch andere Polemiken vielleicht nur schwer ertragen können. Und wissen Sie warum? Weil es viele gibt, die wie ich sich heute an einem Sonntag die Mühe machen, mitzudiskutieren, zu analysieren, die eigene Meinung abzugeben, sich weiterzubilden, zu informieren und mitzubestimmen. In direkter, offener und transparenter Form. Kritik ist erwünscht und führt -im Idealfall- zu einem Wissensgewinn. Gerade ‘das Internet’ zeigt, was das für ein Vorteil sein kann.
Ich hätte meine ergänzenden Bemerkungen in diesem Beitrag vielleicht nicht hinzugefügt, vielleicht weil es auch aufwändig ist, wenn ich nicht via Twitter und in den Kommentaren dazu aufgefordert worden wäre. Da eben nicht nur einfach so kritisiert, sondern auch begründet werden soll, warum man etwas nicht gut findet. Ich habe es jetzt nachgetragen. In Ihrem Beitrag hat es mir gefehlt. Aber Sie können ja jetzt auch noch nachlegen. Schön wäre es. Mit aufmerksamen Lesern, und ohne Shitstorm.]
Hier findet sich der Auftritt von Dieter Nuhr in einem Video bei YouTube.
17 Kommentare
1 John Doe am 11. März, 2012 um 10:21
“Wenn man keine Ahnung hat …”
2 Mett am 11. März, 2012 um 10:33
Da sollte sich Nuhr mal nach dem richten, was er bei Alfred Tetzlaff entliehen hat.
3 bojenberg am 11. März, 2012 um 11:21
Nuhr ist die neoliberale Antwort auf richtiges Kabarett.
4 fbausch am 11. März, 2012 um 11:46
Hallo,
Dieter Nuhr zeigt seit dem ersten Satiregipfel, dass er für Satire nicht geeignet ist. Wenn es um unpolitischen Witzchen geht, ist er sicherlich ein guter Komiker.
Aber leider hat er nicht das Fingerspitzengefühl, echte Satire zu betreiben. Er verkürzt, vereinfacht und überspitzt auf eine Weise, dass es schon teilweise Richtung plumpe Beleidigung geht. Das ist sehr schade, zeigen doch andere Formate (z.B. Neues aus der Anstalt), dass, wenn man es “satirisch” angeht, man auch bei gewagten Aussagen, nicht beleidigt, sondern die eigentliche Kritik beim Zuschauer ankommt.
Schon mehrmals ist mir bei Dieter Nuhr aufgefallen – vor allem, wenn es um die Piraten geht, aber auch bei anderen Themen –, dass grobe Falschaussagen getroffen werden, die mit Satire nicht viel zu tun haben. Dort wird dann eine für den Informierten offensichtliche Lücke gelassen, die der “normale” Zuschauer nicht erkennt/erkennen kann, sodass – selbst wenn eine Aussage satirisch gemeint sein sollte – diese bei sehr vielen “normalen” Zuschauern ins Leer läuft.
fbausch
5 Bruder Nr. 1 am 11. März, 2012 um 12:48
Es hilft nicht, Nuhr zu kritisieren – Ihr solltet analysieren, warum ein offensichtlich nicht ganz so dummer Mensch wie Nuhr Schwierigkeiten dabei hat, Eure Argumente gegen ACTA zu verstehen oder gar wahrzunehmen.
Ich habe mal versucht, mir vorzustellen, dass ich nichts über ACTA weiss und es ist mir nicht gelungen ist, in 10 Minuten Benutzung dieser Website eine kurze, klare und deutliche Zusammenstellung darüber zu finden, welche Befürchtungen mit ACTA verbunden sind. Twitter-Fetzen, Verlinkungen zu Blogs, die ich schon nach drei Sätzen nicht mehr ernst nehmen kann und eine sehr starke Insider-Orientierung machen es sehr schwer für Aussenstehende, klare Informationen zu gewinnen – und 10 Minuten wird kaum einer aufbringen, der möglicherweise schon gegen “Piraten” eingestellt ist, weil er meint hier wollten nur Raubkopierer Ihr Traum-Land verteidigen.
Also bitte als erstes mal einen FETTEN und deutlichen Link auf eine einfache und klare Website wie http://stopp-acta.info/ oben rechts anbringen – dann wäre es auch sehr hilfreich, die offensichtlichen Missverständnisse von Herrn Nuhr auf Ebene der Sachargumente anzugehen und nicht allgemeine, aber inhaltsleere Kritik zu äussern. Wenn er hier was falsch verstanden hat, ist es eine gute Chance, ihn durch sachliche Aufklärung dazu zu bewegen, die Dinge nochmals anders zu betrachten und sich dazu evtl. auch öffentlich zu äussern – wenn er verstanden hat, dass er peinlicherweise billiger Propaganda aufgesessen ist, wird er womöglich mehr Motivation verspüren, sich selbst dagegen zu wehren.
Weiterhin ist genau sowas eine prima Gelegenheit, an einem prominenten Beispiel die typischen Argumente der ACTA-Propagandisten zu dekonstruieren – also nutzt die Prominenz von Nurh doch mal dazu ein, kleines Aufklärungsvideo aus seinem Auftritt zu basteln, welches die Missverständnisse erhellt – er hat es ja ausdrücklich erlaubt!
6 Philipp Otto am 11. März, 2012 um 12:59
@Bruder Nr.1: Diese Kritik ist berechtigt. Eine Kommentierung der von mir als problematisch erachteten Stellen und Analysen folgt demnächst im Beitrag. Besten Dank für die Anmerkung.
7 teekay am 11. März, 2012 um 23:16
Als ob Mann bei der ARD an kritischem Kabarett interessiert waere. Es geht doch nicht darum, dass Nuhr ‘dumm’ ist, sondern dass er plump die Stamm-Klientel der ARD bedient. Und die finden ‘irgendwas mit Internet’ sowieso immer suspekt, doof und im Vergleich zur Tagesschau total irelevant. Kabarett im Staatsfernsehen-da kann man nu(h)r abschalten…
8 forstwirt am 12. März, 2012 um 00:28
Was für ein dämliches Geseiere! Da idealisiert sich gerade mal wieder jmd das Internet zurecht. Schon schwer erträglich bis zum Abschnitt Shitstorm. Aber dann schlägts dem Fass den Boden aus. Stumpfes Lemming- und Krawallverhalten so zu überhöhen, hat wenig mit der Realität niederer Verhaltensmuster zu tun. Schön das Nuhr in die hundert getroffen hat, man kann es an dem Gekreische ablesen. Dass allerdings auf dieser Webseite eine dermaßen flache Kritik Platz finden konnte, ist böse ernüchternd. Definitiv ein Merkmal von Qualitätseinbuße für iRights.Info.
9 forstwirt am 12. März, 2012 um 00:30
niederer Verhaltensmuster = Selbstjustiz.
10 Renaade am 12. März, 2012 um 09:28
Ist Dieter Nuhr eigentlich alleiniger Inhaber der Verwertungsrechte seiner Werke (außerhalb der Urheberschaft)? Wenn nicht, durfte er seinen Text dann überhaupt für die Weiterverwendung freigeben? Was sagt denn die ARD dazu?
11 jan am 12. März, 2012 um 21:30
Ist es so schwer zu verstehen, das das alte Urheberrecht den neuen Medienformen angepasst/reformiert werden muss ? Ich kenne FDP Leute die das verlangen, weil das veraltete Gesetz und die strukturell veraltete Unterhaltungsindustrie innovationen hemmen.
Nuhr verteidigt hier(unbewusst??)die Fleischtöpfe von Nutzniessern eines veralteten Systems.
12 willi2004 am 30. März, 2012 um 15:49
Bei den Kritikern von ACTA kommt kein Hinweis wie SIE das Eigentum dieses Musikers und dieser Musikindustrie schützen wollen, es wird nur gemeckert das dieses Gesetz es mit dem Schutz übertreibt. Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein – wenn ich ein Bild aus meiner Arbeitauf meinen Firmenseite stelle ist es kein Eigentum jemand anderes und ich muß die Möglichkeit haben diesen Fremdschnorrer zu verfolgen, verklagen.
13 flo am 15. Mai, 2012 um 12:03
Im gestrigen (14.5.) Satiregipfel hat Herr Nuhr ja -neben Wiederholungen- nachgelegt. “Highlight” war meines Erachtens, dass er quasi das Ende der Aufklärung (und Rückkehr zur Barbarei) durch Anonymität im Internet verursacht sieht, denn es sei ja eine Errungenschaft der Aufklärung, dass Menschen haftbar und verantwortlich seien und das ginge nur bei Benennung. Dass das Internet ein öffentlicher Raum ist in dem selbstverständlich keiner mit Namensschild rumrennen muss, genausowenig wie auf der Straße (selbst wenn wir uns mit Leuten im Alltag auseinandersetzen tauschen wir nicht gleich Personalien aus) scheint ihm dabei nicht in den Sinn zu kommen.
Das alte Argument mit den Amazon-Buchempfehlungen (personalisierte Werbung) kam auch, die doch eigentlich total sinnvoll seien. Herr Nuhr musste sich offensichtlich noch keine Sorgen um eine USA Einreise machen, weil er bei Amazon mal einen Koran gekauft hat und kann sich offensichtlich auch nicht vorstellen, dass Zeiten sich ändern können und der Ausverkauf der Bürgerrechte sich durchaus mal als weitaus weniger harmlos darstellen könnte, als Acta/Sopa etc. Lobbyisten es heutzutage gerne suggerieren wollen. Dazu braucht es m.E. in Zeiten von Anti-Terror-Kampf, Ultra-Konservativen/rechten Strömungen europaweit und absehbaren globalen Problemen indes eigentlich nicht viel Fantasie.
14 me am 23. Mai, 2012 um 18:46
Dieter Nuhr glaubt wirklich, jemand wuerde sein sogenanntes “geistiges Eigentum” gerne jemand file sharen? Soooo beliebt ist dieser Herr nun auch wieder nicht… erst recht nicht mehr nach seinen pro-ACTA und anti filesharing Stellungnahmen.
Was sagen Sie dazu?