Dritte Access to Knowledge Konferenz startet in Genf
Access to Knowledge (A2K) ist die Idee, dass der Zugang zu Wissen und Kommunikation Voraussetzung ist für globale Gerechtigkeit, Bildung, Gesundheit, Entwicklung, Innovation, politische Partizipation und vieles mehr. A2K ist auch eine weltweite Bewegung von Akademikern und bürgergesellschaftlichen Initiativen, die sich gemeinsam mit Länderdelegierten in UNO- und anderen politischen Organisationen und mit Firmenvertretern für diese Ziele einsetzt. A2K ist schließlich auch der Titel einer Konferenzserie, die vom Information Society Project der Yale Law School organisiert wird.
Die dritte dieser Konferenzen hat soeben in Genf begonnen. Die Veranstaltung wird hier live geblogged. Die dritte dieser Konferenzen hat soeben in Genf begonnen. Die Veranstaltung wird hier live gebloggt.
In der ersten Session haben einige der Schlüsselpersonen einen Überblick über die Erfolge gegeben, die die A2K-Bewegung in der kurzen Zeit seit ihrem Beginn erzielt hat. Jamie Love verwies auf die Development Agenda Initiative in der WIPO, die einen grundlegende Richtungswechsel in der UNO-Organisation bewirkt hat, die sich bislang vorrangig für den Schutz von “geistigem Eigentum” zuständig sah. Die Weltgesundsheitsorganisation (WHO), die im Mai 2008 einen Aktionsplan verabschiedet hat, um die Entwicklung von Medikamenten für vernachlässigte Tropenkrankheiten verabschiedet hat, ist ein weiterer bisheriger Höhepunkt. Love nannte eine weitere aufregende Entwicklung: in der Welthandelsorganisation wird derzeit ein Abkommen über die Bereitstellung von öffentlichen Gütern diskutiert. Auch diese globale Organisation hat sich bislang im Wesentlichen auf den Handel mit privaten Gütern konzentriert.
Der kanadischer Rechtsprofessor Michael Geist warnte jedoch auch vor Bestrebungen, die dem Zugang zu Wissen entgegenlaufen. So steht heute die Haftbarmachung von Vermittlern wie ISPs und Suchmaschinen für Inhalte ihrer Nutzer wieder auf der Tagesordnung, die in den 1990ern bereits abgelehnt worden war. Geist bezog sich insbesondere auf die Mandate für Internetfilterung und der Ausschluss von Nutzer vom Internet zur Durchsetzung von Urheberrechten, die unter anderem im EU-Telekom-Paket vorgesehen sind. Noch drastischer kritisierte er das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA), das derzeit von den USA, der Europäischen Kommission und einigen anderen Ländern vorbereitet wird. Es sei ein “schändliches Geheimabkommen”, sagte Geist, da es an allen demokratischen Gremien vorbei hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Einmal beschlossen, wird es jedoch weit reichende Folgen haben, einschließlich Filterung, Internetausschluss und selbst strafrechtliche Maßnahmen gegen individuelle Urheberrechtsverletzer, die das Europaparlament im vergangenen Jahr ausdrücklich abgelehnt hat.
In seinem Eröffnungsbeitrag berichtete Jack Balkin von der Yale-Universität über die jüngste Entscheidung des US-Telekommunikationsregulators FCC gegen Comcast. Der ISP hatte die BitTorrent-Nutzung in seinem Netz ausgebremst. A2K beruhe auch auf den Werkzeugen, um Wissen zu erzeugen und auszutauschen. Die Infrastruktur des Internet werde von wenigen Unternehmen kontrolliert. Diese haben daher eine besondere Verpflichtung, das Internet als eine Allzweckressource bereitzustellen, um zu verhindern, dass Inhalte, Anwendungen, Innovationen ausgeschlossen werden. Dass die FCC die Netzmanagementpraxis von Comcast illegal erklärte, sei daher, so Balkin, ein kleiner, aber wichtiger Schritt für Zugang zu Wissen.
3 Kommentare
1 Volker Grassmuck am 10. September, 2008 um 09:12
Buch “Access to Knowledge in Brazil: New Research on Intellectual Property, Innovation and Development” vorgelegt.
Einer der vielen Höhepunkte auf der A2K3 gestern war die Vorstellung der “A2K Global Academy”, ein Netzwerk, an dem bislang Forschungseinrichtungen in Australien, Brasilien, China und Ägypten beteiligt sind. Die Akademie wird ihre Forschungsergebnisse in Form einer Publikationsserie präsentieren. Der erste Band “A2K in Brazil” ist gestern vorgelegt worden. Er kann open access hier heruntergeladen werden:
http://www.law.yale.edu/intellectuallife/6620.htm
Das Blog gibt weiterhin eine sehr gute Möglichkeit, zu verfolgen, was hier in Genf diskutiert wird: http://a2k3.org/
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