Urheberrecht und kreatives Schaffen in der digitalen Welt
Ilja Braun

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Börsenverein: “objections” gegen Google Book Settlement

24. April 2009 von Ilja Braun

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels will noch vor dem Ablauf der Einspruchsfrist am 5. Mai 2009 juristische Einwände, sogenannte "objections", gegen den zwischen Author's Guild und Verlegerverband AAP abgeschlossenen Vergleich über die Google Buchsuche, das Google Book Settlement, erheben. Konkret stört den Börsenverein - die Behandlung eines Großteils lieferbarer europäischer Bücher als "not commercially availabe" im Sinne des Settlements (mit der Folge deutlich ausgeweiteter Nutzungsbefugnisse für Google), - die unzureichende Information und Einbindung europäischer Verlage in die Durchführung des Vergleichs (z.B. mangelhafte Übersetzungen der Vergleichsbekanntmachungen und die fehlende Repräsentanz eruopäischer Verlage in der für die Administration des Vergelichs zuständigen Book Rights Registry), - die Gefahr des Entstehens eines Monopols beim Handel mit elektronischen Büchern. Der Börsenverein sieht darin eine "Aushöhlung der Rechte von Urhebern und Verlagen an vergriffenen Werken", wie Justitiar Christian Sprang mitteilt. Auch andere europäische Verlegerverbände (Österreich, Schweden, Italien, eventuell auch Frankreich) planen derzeit Einwände gegen den Vergleich, berichtet Sprang. Der European Writers' Congress verbreitet zwar die Gerichtsbekanntmachung, gibt selbst aber keinerlei Empfehlung ab, wie Autoren sich dazu verhalten sollten. Das Google Book Settlement ist in der letzten Zeit vor allem dafür in die Kritik geraten, dass es der Firma de facto ein Vermarktungsmonopol für verwaiste Werke sichert - vergriffene Bücher, deren Rechteinhaber nicht auffindbar sind. Nicht nur Google-Kritiker James Grimmelmann von der New York Law School plädiert deshalb für eine rasche gesetzliche Lösung des Problems der "orphan works". Ähnliche Bedenken hat Randal C. Picker von der University of Chicago Law School zum Ausdruck gebracht. Auch die American Library Association (ALA) will beim zuständigen Gericht einen sogenannten amicus brief einreichen. Die Organisation bemängelt neben der Gefahr monopolistischer Preisgestaltung auch unzureichende Regelungen für den Schutz der Privatsphäre. Consumer Watchdog hat sich ebenfalls mit einem Schreiben an die Richter gewandt. Nicht zuletzt ist auch die Non-Profit-Bibliothek Internet Archives unter den Kritikern, deren Schreiben man hier einsehen kann.

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PlayFair – Respect Music: Musikindustrie-Lobbying an Schulen

30. März 2009 von Ilja Braun · 4 Kommentare

"Nur weil man digitale Produkte nicht anfassen kann, sind sie nicht weniger wert”, weiß Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Musikindustrie. Aber die deutschen Schülerinnen und Schüler wissen es nicht, sondern es fehlt ihnen an „Bewusstsein für den Wert geistigen Eigentums“. Doch nicht nur ihnen, auch ihren Lehrern, die deshalb in den kommenden drei Jahren „auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse“ dazu ausgebildet werden sollen, in den Schulen zur "Sensibilisierung für kreative Leistungen" beizutragen, wie einer Presseerklärung des Bundesverbands Musikindustrie vom 19. März zu entnehmen ist. Nachdem die Peitsche nicht geholfen hat und an Zuckerbroten nichts zu verdienen ist, versucht die Musikindustrie es nun also mit einem „Aufklärungsprojekt“: Zucker ist schlecht für die Zähne. » mehr

Themen: Musik + MP3 · Ökonomie · Urheberrecht

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Niederländisches Liedgut online

13. März 2009 von Ilja Braun

Die Texte von 100.000 niederländischen Liedern sollen ins Internet kommen, meldet die niederländische Nachrichtenagentur ANP am 10. März unter Berufung auf die Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung NWO. Die Idee hatte die Niederlandistin Dieuwke van der Poel von der Universität Utrecht. Bei ihrem Projekt einer kulturhistorischen Textsammlung handelt es sich um eine wissenschaftliche Forschungsarbeit - van der Poel ist Spezialistin für mittelalterliches Liedgut. Das Vorhaben ist eines von insgesamt dreiundzwanzig Projekten aus dem universitären Bereich, die von der Organisation mit insgesamt 10 Millionen Euro subventioniert werden.

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Zeitungsdatenbanken: Lass uns das Ding drehn

15. Oktober 2008 von Ilja Braun

Während Tauschbörsennutzer als Raubkopierer kriminalisiert werden, organisieren deutsche Zeitungen den umfangreichsten Urheberrechtsklau seit Anbruch des Digitalzeitalters. Ilja Braun berichtet, wie Online-Zeitungsarchive mit Texten freier Autoren umgehen. » mehr

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