„Zugang gestalten!“ vom 23. bis 25. Oktober 2024 im Literaturhaus Stuttgart · Programm und Anmeldung
Wie in den vergangenen Jahren treffen sich auch in diesem Herbst Vertreter und Vertreterinnen verschiedener Gedächtnis-Einrichtungen, um Fragen des Kulturellen Erbes im digitalen Zeitalter zu diskutieren. Der Anlass: Die bereits 14. Ausgabe der Konferenzreihe „Zugang gestalten!“, die dieses Jahr unter dem Motto „Das Erbe antreten“ in Stuttgart gastiert.
„Das kulturelle Erbe“, so lässt sich im Einführungstext zur Konferenz nachlesen, „betrifft unser heutiges Leben nur, wenn wir es als Gesellschaft auch annehmen.“ Derzeit ist das politische Geschehen in Deutschland, Europa und der Welt geprägt von einer Reihe von Krisen und Umbrüchen, Krieg, Vertreibung, Migration, dem demografischen Wandel – Entwicklungen, die auch auf das Kulturelle Erbe und seine Institutionen ausstrahlen.
Das Kulturelle Erbe in einer Zeit der Umbrüche
Die Arbeit am Kulturellen Erbe ist von jeher mit Entscheidungen, leichten wie schweren, verbunden. Nicht jedes Zeugnis vergangener Kulturen kann Eingang finden ins Kulturelle Gedächtnis.
Jede Archivarin, jeder Bibliothekar steht regelmäßig vor der Frage: Bewahren oder abgeben? Ausstellen oder aussortieren? Zugang gestalten oder ab in den „Giftschrank“? Was bedeuten solchen Fragen in einer Zeit der Umbrüche und Unsicherheit? Wie lassen sie sich entscheiden und reflektieren? Sind neue Maßstäbe nötig, um das Erbe anzutreten?
Dazu kommt, dass viele Zeugnisse der Kultur in prekär finanzierten, kleinen Einrichtungen, aber auch in Firmenarchiven oder von Privatpersonen bewahrt werden. Die Konferenz bietet einen Rahmen, um auch danach zu fragen, welche Konsequenzen diese Umstände für den Zugang zum kulturellen Erbe haben.
„Zugang gestalten!“ im Oktober 2022 in der Stabi Hamburg
Foto: Hansgeorg Schöner (dasschöne.de), CC BY-SA 4.0.
Über „Zugang gestalten!“
Verantwortung für das kulturelle Erbe übernehmen und seine Zugänglichkeit im digitalen Zeitalter ermöglichen – so ließe sich der Anspruch der Konferenzreihe „Zugang gestalten!“ umschreiben. Seit 2011 kommen dafür Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, Forscher, Kulturschaffende, Juristinnen und andere am kulturellen Gedächtnis Interessierte zusammen, um zu diskutieren, sich zu vernetzen und neue Perspektiven zu vermitteln.
„Zugang gestalten!“ 2024: Programmüberblick
Auftaktveranstaltung, Mittwoch 23. Oktober 2024, ab 18:00 Uhr
Das vielfältige Programm erstreckt sich auf insgesamt drei Tage. Die feierliche Eröffnung zur Einstimmung am ersten Abend findet in der „Dürnitz im Alten Schloss“ im Landesmuseum Württemberg statt.
Nach Grußworten von Christina Haak (Wissenschaftliche Direktorin des Landesmuseums Württemberg), Arne Braun (Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg) und Konferenzleiter Paul Klimpel (iRights.info, Universität Frankfurt/Main) stehen Führungen durch die Schausammlungen und die aktuelle Ausstellung „Protest! Von der Wut zur Bewegung“ im Alten Schloss auf dem Programm. In gemütlicher Atmosphäre klingt der Abend dann bei Getränken und Snacks aus.
Erster Konferenztag, Donnerstag 24. Oktober 2024
Der erste Konferenztag beginnt mit dem Keynote-Panel „Fremdes Erbe“. Zwei Vorträge und eine Podiumsdiskussion beleuchten Folgen und Effekte der Migration in Bezug auf Alltagskultur, Identität und Kulturellem Erbe. Als einschlägiger Fall dienen die Migrationsbewegungen von Millionen Deutschen zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus den damaligen Gebieten Schlesien, Pommern, der Neumark oder Ostpreußen.
Nach der Mittagspause schließt das Panel „Wiedergutmachung als kulturelles Erbe?“ an. Hier rücken die Potentiale der Digitalisierung für das Kulturelle Erbe, Archive und die Zeitgeschichte in den Blick. Insbesondere soll es Betroffenen ermöglichen, „sich mit nationalsozialistischem Unrecht und der nachfolgenden gesellschaftlichen Bemühung um Verantwortungsübernahme am Einzelfall auseinanderzusetzen“, wie es in der Ankündigung heißt.
Darauf folgt die Keynote „Jüdische Geschichte im digitalen und öffentlichen Raum“ von Tanja Neumann (Jüdisches Museum, Frankfurt/Main). Die Projektleiterin stellt die Ergebnisse des Projekts „METAhub Frankfurt“ zur Diskussion, mit dem sich Orte jüdischer Geschichte im heutigen Stadtbild erfahren lassen.
Im letzten Panel des ersten Konferenztags „Verschiedene Orte – gemeinsames Erbe“ wird die Bandbreite der hiesigen Gedächtnis-Institutionen sichtbar. Zunächst führt der Leiter des Bundesarchivs Michael Hollmann ein in das Thema „Kulturelles Erbe als gesellschaftliche Selbstdokumentation“. Zur Vertiefung stellen sich anschließend diverse Institutionen vor. Darunter das Unternehmensarchiv der Volkswagen AG, das Archiv des Verbands Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA), das Berliner Humboldt Forum und die Deutsche Nationalbibliothek. Aber auch das Online-Museum dunera.de, das Münchner Stadtmuseum sowie das Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXARBEIT. Eine Podiumsdiskussion mit den Referentinnen und Referenten rundet das Panel ab.
Das Abendprogramm findet im Haus der Geschichte Baden-Württemberg statt. Dort erwarten die Teilnehmenden der Konferenz eine feierliche Begrüßung durch die Direktorin des Hauses Cornelia Hecht-Zeiler und ein Empfang samt Führung durch die Ausstellung.
Zweiter Konferenztag, Freitag 25. Oktober 2024
Am Freitag, dem zweiten Konferenztag, stehen zwei Panels, die Arbeit in Vertiefungsgruppen und eine bilanzierende Podiumsdiskussion auf dem Programm. Zunächst greifen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Einrichtungen das Gesamtthema der Tagung wieder auf und diskutieren in insgesamt vier Vorträgen den Zusammenhang von Kulturerbe und Migration.
Nach der Mittagspause setzt sich die Arbeit in kleineren Vertiefungsgruppen fort, in denen sich die Diskussionen verstärkt um praktische Fragen und den Alltag von Kulturerbe-Einrichtungen drehen. Eine Gruppe befasst sich mit den Potentialen und Herausforderungen von Offenen Kulturerbe-Daten. Die zweite Gruppe erkundet unter dem Stichwort „Digitale Erinnerungskultur“ neue Zugänge für die Erzählungen von Holocaust-Überlebenden. Und in der dritten Gruppe werden neue interaktive Gesprächsformate für Museumsbesuche thematisiert.
Anschließend kommen die Teilnehmenden der Konferenz in einem gemeinsamen Panel mit dem Titel „Kulturerbe Global“ wieder zusammen. Hier rückt die globale Dimension von Sammlungen und der Rezeption von Zeugnissen kulturellen Schaffens in den Fokus. Auch hier sind wieder vier Vorträge anberaumt.
Die Podiumsdiskussion zum Abschluss der Konferenz resumiert die vergangenen Tage und fragt nach der Rolle des Kulturellen Erbes als „Schatz oder Bürde?“. Abschließend wird Konferenzleiter Paul Klimpel einen Ausblick in die Zukunft wagen. Vermutlich wird er auch verkünden, wann, wo und unter welchem Thema „Zugang gestalten!“ im Jahr 2025 stattfinden wird.
Vor Ort und online: Wie kann ich teilnehmen?
Interessierte können wie jedes Jahr kostenlos vor Ort teilnehmen. Die Konferenz tagt im Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4, 70174 Stuttgart. Für die Teilnahme vor Ort registrieren sich Interessierte bitte vorab auf zugang-gestalten.org.
Zusätzlich gibt es einen Live-Stream für die Konferenz, die alle Einheiten umfasst – bis auf die Arbeit in den Vertiefungsgruppen. Für den Live-Stream ist keine Anmeldung erforderlich. Bitte besuchen Sie dazu einfach die Website zugang-gestalten.org.
Medienarchiv von zugang-gestalten.org (Screenshot: iRights.info)
Zur Einstimmung: Digitales Medienarchiv
Ein umfangreiches Medienarchiv (siehe Screenshot) bietet die Möglichkeit, die vergangenen Konferenzen mit Fotos, Videos und Audio-Aufnahmen Revue passieren zu lassen – und sich auf das Treffen 2024 in Stuttgart einzustimmen. Alle weiteren Informationen finden sich auf der Konferenz-Website zugang-gestalten.org.
Partner-Netzwerk und Gastgeber von „Zugang gestalten!“
Über die Organisation
Die Konferenz „Zugang gestalten!“ steht unter der Schirmherrschaft der Deutschen UNESCO-Kommission.
Organisiert wird sie – wie jedes Jahr – von einem Partner-Netzwerk. Diesem gehören an: das Bundesarchiv, die Deutsche Nationalbibliothek, das Deutsche Filminstitut Filmmuseum, das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz, die Deutsche Digitale Bibliothek, das Forschungs- und Kompetenzzentrum Digitalisierung Berlin (digiS), das Jüdische Museum Frankfurt, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Wikimedia Deutschland e.V. und das ZKM Karlsruhe.
Auch der iRights e.V., unter anderem Träger und Herausgeber von iRights.info, ist wie jedes Jahr mit dabei. Paul Klimpel (iRights.info) hat „Zugang gestalten!“ vor vielen Jahren ins Leben gerufen und leitet die Konferenzreihe.
Zu Gast in Stuttgart
Dass „Zugang gestalten!“ in diesem Jahr in Stuttgart stattfinden kann, ist einer Reihe von Gastgebenden vor Ort zu verdanken. Dazu zählen das Haus der Geschichte Baden-Württemberg, das Landesarchiv Baden-Württemberg, das Landesmuseum Württemberg, die Landesstelle Baden-Württemberg, die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg und das Zentrum für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg.
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