Konferenz „Zugang gestalten!“ in der SUB Hamburg – Neue Website und Programm veröffentlicht
Moderne technische Möglichkeiten haben die Welt in den vergangenen Jahrzehnten „schrumpfen“ lassen: So sind mit Transportmitteln wie dem Flugzeug innerhalb weniger Stunden tausende Kilometer zurückgelegt, Menschen wie Güter um die halbe Welt geschickt.
Vielleicht noch wichtiger: Dank digitaler Vernetzung lassen sich große Datenmengen über den gesamten Erdball transferieren – sekundenschnell und über Ländergrenzen hinweg. Diese Entwicklungen wirken auf unser Verständnis von Kultur. Und sie führen zu veränderten Bedingungen bei der Bewahrung und Zugänglichmachung durch Institutionen des kulturellen Erbes.
„Digitale Verfügbarkeit – Globale Rezeption“ im Lichthof der SUB Hamburg
Unter dem Motto „Digitale Verfügbarkeit – Globale Rezeption“ bringt die Konferenzreihe „Zugang gestalten!“ in diesem Herbst wichtige Fragen im Umgang mit Kulturgütern auf den Tisch: Welche Rolle spielen Ländergrenzen und nationale Rechtssysteme für den (digitalen) Zugang zum kulturellen Erbe? Welche Herausforderungen und Chancen ergeben sich aus dem weltweiten Austausch? Wer profitiert, wer erleidet Nachteile? Und schließlich auch: Was bedeutet die globale Verfügbarkeit (oder deren Fehlen) für das Bild von der eigenen und von fremden Kulturen?
Die mittlerweile zwölfte Ausgabe von „Zugang gestalten!“ will diesen Fragen auf den Grund gehen, Herausforderungen benennen und Chancen diskutieren. Vom 19. bis 21. Oktober 2022 treffen sich Vertreter*innen von Gedächtnisinstitutionen wie Archiven, Bibliotheken und Museen sowie Jurist*innen, Forschende und Medienleute, um ihre Erfahrungen und Perspektiven miteinander zu teilen. Diesmal tagen die Teilnehmer*innen in einem beeindruckenden Saal der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg (SUB): Es handelt sich um den Lichthof, der für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt wird.
Ein Blick ins Programm
Eröffnung
Die Konferenz beginnt am Mittwoch, den 19. Oktober mit einer Auftaktveranstaltung im Museum für Hamburgische Geschichte. Die Direktorin Bettina Probst wird zusammen mit dem Konferenzleiter Paul Klimpel (iRights.info) „Zugang gestalten!“ offiziell eröffnen. In lockerer Atmosphäre können die Teilnehmer*innen beim Empfang ins Gespräch kommen und die Dauerausstellung des Museums besichtigen.
Erster Konferenztag
Am Donnerstag, den 20. Oktober sind zehn Vorträge und drei Diskussionspanels geplant. So trägt etwa die Archäologin Friederike Fless zu Prozessen der Kanonisierung und digitalen Öffnung der (Bilder-)Welt vor. Maurice Mengel vom Berliner Humboldt Forum spricht über „Digitale Verfügbarkeit, Kolonialität und Dialog zu musealen Sammlungen“. Und der Mathematiker und Physiker Walter Koch teilt unter dem Titel „OpenUp!“ seine Erfahrungen beim Aggregieren und Zugänglichmachen von Biodiversitäts-Daten.
Gerahmt wird das Programm von verschiedenen Angeboten. Etwa das Gespräch samt Lesung mit dem chinesischen Schriftsteller Liao Yiwu, moderiert von Silvia Asmus, die das Deutsche Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek leitet. Liao Yiwu berichtet über die Einschränkungen durch die Zensur in seinem Heimatland und liest aus seinem aktuellen Werk „Wuhan“. Seinen Ausklang findet der erste Konferenztag dann beim Abendbuffet und vier Führungen durch die Angebote der Gastgeberin SUB Hamburg.
Zweiter Konferenztag
Das Programm am Freitag, den 21. Oktober beginnt mit einem Spezial in eigener Sache: „Zugang gestalten!“ präsentiert sein neues Online-Archiv, das Vorträge, Fotos sowie Informationen zu Sprecher*innen und Programmen seit dem Beginn der Konferenzreihe im Jahr 2011 bündelt und einfach zu recherchieren macht.
Das neue Medienarchiv von „Zugang gestalten!“
Unter zugang-gestalten.org/medienarchiv lassen sich Konferenz-Dokumente in verschiedenen Kategorien (Foto, Audio, Video, Sonstiges) filtern, suchen und mit Lizenzen anzeigen. Das Archiv reicht zurück bis ins Jahr 2011.
Zusätzlich sind die offen lizenzierten Dateien auf Wikimedia Commons bereitgestellt. Sie können etwa in Wikipedia-Einträgen, für Open Educational Resources (offenen Lehrmaterialien, OER) oder in anderen Zusammenhängen unter Berücksichtigung der Lizenzbedingungen nachgenutzt werden.
Anschließend bietet das Konferenz-Angebot sieben weitere Vorträge: Wassim Alrez vom Deutschen Archäologischen Institut stellt Palmyra vor, ein Geografisches Informations-System (abgekürzt: GIS), das kartografische Werkzeuge und verschiedene Datenbanken verbindet. Dadurch stärkt Palmyra den digitalen Kulturerhalt im kriegsgebeutelten Syrien. Etwa durch auf Karten abrufbare historische Luftaufnahmen, Fotos und Texte oder die Bereitstellung von Daten für 3D-Drucke des Geländes.
Ein weiteres Spezial ist nach der Mittagspause zu erwarten: Manouchehr Shamsrizi spricht über das Metal-Festival Wacken und dessen mediale Darstellung und Archivierung. Ein weiteres Panel widmet sich unter dem Titel „Auswahlaspekte“ einer grundlegenden Frage: Wie entscheiden Gedächtnisinstitutionen, was digitalisiert und für wen auf welche Weise zugänglich gemacht wird? Oder andersherum gefragt: Was nicht und für wen nicht? In diesem Panel sprechen Michael Hollmann vom Bundesarchiv und Daniel Schneider vom Berliner Archiv der Jugendkulturen. Till Kreutzer von iRights.info ordnet juristisch ein, wie die digitale Referenzkultur urheberrechtlich zu bewerten ist – und wie sie sich archivieren lässt. Und Mitiana Arbon vom Übersee-Museum Bremen gibt einen Einblick in das Projekt Measina, das eine derzeit vorbereitete Ausstellung zum Ozeanischen Raum digital begleitet.
Anmeldung, Träger der Konferenz
„Zugang gestalten!“ findet als persönliche Konferenz an der SUB Hamburg statt. Wer vor Ort dabei sein möchte, findet unter zugang-gestalten.org/anmeldung die Möglichkeit zur Anmeldung. Die Teilnahme ist kostenlos. Zusätzlich wird das komplette Programm auch als Live-Stream zur Verfügung stehen. Eine Anmeldung dafür ist nicht notwendig. Das vollständige Programm und viele weitere Informationen sind ebenfalls auf der Website einsehbar.
Getragen und organisiert wird „Zugang gestalten!“ von einem Partner-Konsortium. Zu diesem gehören die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Bundesarchiv, die Deutsche Digitale Bibliothek, das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum, die Deutsche Nationalbibliothek, das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz, das Jüdische Museum Frankfurt, das Forschungs- und Kompetenzzentrums Digitalisierung Berlin (Digis), die Stiftung Historische Museen Hamburg, Wikimedia Deutschland und das ZKM Karlsruhe. Auch iRights.info zählt zu den Partnern der Konferenz. Neben dem Leiter Paul Klimpel sind Till Kreutzer und Georg Fischer als Vortragende zu „Zugang gestalten!“ eingeladen.
Pandemiebedingt fand die Konferenz 2020 komplett digital statt (Thema: „Innovationsschub“). Im Jahr darauf traf man sich wieder persönlich in Frankfurt am Main für das Thema „Schwieriges Erbe“. Seit 2011 fördert die jährlich stattfindende Konferenz mit wechselnden Schwerpunkten den Dialog zu Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung für das kulturelle Erbe. Unter anderem werden dabei urheberrechtliche, organisatorische, technische oder politische Fragen der Gedächtnisarbeit berührt.
iRights.info informiert und erklärt rund um das Thema „Urheberrecht und Kreativität in der digitalen Welt“.
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