Wo findet man freie Unterrichtsmaterialien? 15 Anlaufstellen im Netz
Auch wenn im Klassenzimmer die meisten Medien noch analog funktionieren – digitale Medien spielen eine große Rolle. Denn selbst wenn Lehrer Arbeitsblätter auf Papier verteilen, so suchen und finden sie die Vorlagen dafür immer häufiger im Internet. Und der Anteil an OER-Materialien nimmt beständig zu.
Was bedeutet dabei „offen“ oder „frei“? Im Sinne der Open Definition heißt dies, dass man auf Materialien frei zugreifen, sie nutzen, verändern und teilen kann – eingeschränkt höchstens durch solche Bedingungen, die den Ursprung und die Offenheit des Wissens bewahren sollen. Erreicht wird das durch bestimmte Lizenzen wie Creative Commons, die dem Verwender mehr Freiheiten geben, als das Urheberrecht allein es vorsehen würde.
Die Auswahl hier konzentriert sich auf Angebote für die Schule, macht aber zum Ende auch einen Schlenker in die Welt der Hochschule und des lebenslangen Lernens. Sie ist beschränkt auf Angebote, die auch im strengeren Sinne als „Open Educational Resources“ gelten können. Damit ist gemeint, dass die Inhalte – zumindest teilweise – mit maximal zwei Bedingungen angeboten werden: dass man den Urheber oder Rechteinhaber nennt (Kürzel: „CC BY“) oder sie zusätzlich unter gleichen Bedingungen weitergibt, wenn man sie veröffentlicht (Share-alike, kurz „CC BY-SA“).
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Die Avantgarde: ZUM.de
ZUM, das ist die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet. Hier wurde OER schon praktiziert, bevor es den Begriff überhaupt gab: 1996 schlossen sich einige Lehrerinnen und Lehrer zusammen, um im Internet einen zentralen Ort zu schaffen, an dem sie Material zusammentragen und daran zusammen arbeiten konnten. Im gemeinnützigen Verein arbeiten bis heute alle ehrenamtlich – mit beachtlichem Erfolg: Die Website verzeichnet inzwischen bis zu 2 Millionen Besuche pro Monat. Es gibt Portale zu unterschiedlichen Schwerpunkten und Materialien für alle Fächer, viele davon unter freier Lizenz.
Lehrer-Online
Auch Lehrer-Online.de ist eine etablierte Website zum Thema „Unterrichten mit digitalen Medien“. Inzwischen sind auch hier Unterrichtsmaterialien das Kerngeschäft. Lehrer-Online setzt dabei vor allem auf Arbeitsblätter – dasjenige Format, das laut einer Umfrage unter Lehrern das wichtigste Lehrmittel geworden ist. Seit 2013 werden einige Materialien als OER angeboten.
Landesbildungsserver und die Meta-Suche Elixier
Eine wichtige Rolle in Sachen Informationen und Materialien für Schulen bilden der Deutsche Bildungsserver und – Schule ist schließlich Ländersache – die Landesbildungsserver. Viele dieser Länderangebote bieten Verweise auf Materialien, häufig auch schon mit Auswahlmöglichkeiten für freie Lizenzen. Elixier ist eine Meta-Suchmaschine, die die Inhalte des Deutschen Bildungsservers, der meisten Landesbildungsserver und weitere Angebote durchsucht und auch die Auswahl nach Lizenzen ermöglicht.
Für Mathematik: Serlo
Serlo.org ist eine Plattform für Mathematik-Materialien, die sich direkt an Schüler richtet. Derzeit gibt es dort 450 Artikel, 20 Kurse, 20 Videos und 3600 Aufgaben mit Musterlösungen. Die Plattform wächst schnell und will weitere Unterrichtsfächer und Themenbereiche erschließen. In Biologie gibt es bereits ein Angebot, als nächstes sollen Chemie, Permakultur, Deutsch als Fremdsprache, Betriebswirtschaft/Rechnungswesen und Englisch folgen. Der gemeinnützige Verein Gesellschaft für freie Bildung e.V., der das Angebot betreibt, arbeitet an deutschen Übersetzungen von Lehrvideos der international sehr erfolgreichen Khan Academy.
Für Religion: RPI virtuell
RPI-virtuell ist eine überkonfessionelle Plattform für Religionspädagogik und Religionsunterricht, auf der freie Unterrichtsmaterialien nicht nur angeboten, sondern auch gemeinsam entwickelt werden. Dafür bietet die Plattform einen Community-Bereich und Werkzeuge zum kollaborativen Arbeiten. 2014 führte die Plattform virtuell einen offenen Online-Kurs namens Openreli durch, ein zweiter Kurs soll im kommenden Jahr folgen.
Für Lehrer und Schüler: SEGU Geschichte
Die Lernplattform SEGU Geschichte ist an der Uni Köln beheimatet. Das Kürzel steht für „selbstgesteuert entwickelnder Geschichtsunterricht“. Offenheit wird nicht nur als eine Frage der Materialien betrachtet, sondern auch als eine der Didaktik. Geschichtslehrer und -lehrerinnen finden hier offen lizenzierte Materialien und Konzepte für einen offenen Geschichtsunterricht.
Schulbuch-o-mat
Für viel Aufsehen in der OER-Community sorgte 2013 das Projekt Schulbuch-o-mat. Mittels Crowdfunding sammelten die Initiatoren ausreichend Geld, um das erste Schulbuch als OER zu erstellen, das sich am formellen Lehrplan orientiert. „Biologie 1“ ist inzwischen in der Version 1.3 erschienen. Die Inhalte können in einer autorisierten Fassung genutzt und heruntergeladen, aber auch in Wiki-Form verbessert werden.
Medien in die Schule
Auf www.medien-in-die-schule.de finden Lehrkräfte ganze Unterrichtspakete mit Materialien zur Bearbeitung von Medienthemen im Unterricht. Themen sind zum Beispiel: „Realität und Fiktion in den Medien“, „Nachrichtensendungen“, „Werkzeugkasten kollaboratives Lernen im Internet“ oder „Jugend und Handy“. Alle Materialien stehen unter einer freien Lizenz. Hinter den Inhalten stehen die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM), die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und Google.
Naturwissenschaften mit der Siemens-Stiftung
Die Siemens-Stiftung widmet sich der Förderung der naturwissenschaftlich-technischen Bildung. Sie betreibt dafür ein Medienportal mit rund 4.800 Lehr- und Lernmaterialien zur Unterrichtsvorbereitung und -durchführung. Im Mai 2015 wurden einige Materialien offen zur Verfügung gestellt. Über eine Datenbank lassen sich derzeit 26 Grafiken, 250 Word- und 194 PDF-Dateien auf Deutsch finden, in der Regel einzelne Arbeitsblätter. Es gibt zusätzlich spanische und englische Inhalte.
Offene Naturführer
Das Museum für Naturkunde Berlin hat mit www.offene-naturfuehrer.de eine Plattform geschaffen, auf der Naturführer, Bestimmungshilfen, Lehr- und Lernmaterialien zur Artenvielfalt und mehr gesammelt werden. Die Inhalte werden in einem Wiki gesammelt, das unter einer freien Lizenz steht.
Erklärfilm-Reihe „Wissenswerte“
Erklärfilme sind ein im Internet sehr beliebtes Format, um komplexe Sachverhalte einfach darzustellen. Das Unternehmen Edeos erstellt solche Filme und begleitende Materialien für Nichtregierungs-Organisationen und staatliche Institutionen. Im Mai 2015 wurden 44 Videos der Reihe „Wissenswerte“, häufig mit Skripten und teilweise mit begleitendem Unterrichtsmaterial, zum Download und unter Creative Commons bereitgestellt.
L3T: ein Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien
Neben den Angeboten für die Schule gibt es viele Inhalte für die Hochschule und für die Weiterbildung als OER. Zum Beispiel L3T (Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien). Es wurde von Martin Ebner (TU Graz) und Sandra Schön (Forschungsgesellschaft des Landes Salzburg) herausgegeben und beinhaltet Texte von rund 130 Autoren und Autorinnen.
MOOCs: freie Online-Kurse von Imoox und Mooin
Das Kürzel „MOOC“ steht für „Massive Open Online Courses“, also Onlinekurse, die sehr groß und offen sind. Das „offen“ bezieht sich jedoch in den wenigsten Fällen auf Materialien unter freier Lizenz. Zwei Ausnahmen gibt es im deutschsprachigen Raum: Die österreichische Plattform Imoox („I moag’s“) und die norddeutsche Plattform Mooin bieten entsprechende Kurse kostenlos an. Die Themenvielfalt ist groß, von „Soziale Medien und Schule: für wen, wieso, wozu?“ über „Krankheiten bestimmen mit dem Internet“ bis zu „Meine digitale Identität“.
Ordnung im OER-Chaos mit Edutags
Neben den beschriebenen Plattformen gibt es ungezählte OER-Inhalte auf privat betriebenen Blogs und anderen Websites. Edutags ist der Versuch, mit digitalen Lesezeichen Ordnung in diese Vielfalt zu bringen. Lehrkräfte können hier interessante Websites sammeln und verwalten, bewerten und kommentieren, in thematischen Sammlungen zusammenstellen und in Gruppen teilen.
OER über OER – die Transferstelle für OER
Wer mehr über Open Educational Resources selbst erfahren will, wird auch bei der Transferstelle für OER fündig (Offenlegung: die ich betreibe). Die Website vereint ein Blog mit aktuellen Meldungen zu OER, einen Podcast und weitere Veröffentlichungen wie Whitepaper.
Generell gibt es bei freien Inhalten zu beachten: Eine hundertprozentige Sicherheit, dass man die Inhalte stets so verwenden darf, wie gedacht, gibt es nicht. Lizenzangaben können beispielsweise auch mal fehlerhaft sein. Bei Fotos oder Videos kann auch das Recht am eigenen Bild eine Rolle spielen, denn das wird von freien Lizenzen nicht abgedeckt.
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