Wie gelingt verantwortungsvolle Erinnerung? „Zugang gestalten!“ zum Thema „Schwieriges Erbe“

Foto: DNB, Stephan Jockel, CC BY 4.0
Die Konferenzreihe „Zugang gestalten!“ findet dieses Jahr schon zum elften Mal statt. Unter dem Titel „Schwieriges Erbe“ geht es am 4. und 5. November um die Zeugnisse von Rassismus, Antisemitismus und Homophobie, um das Kolonialerbe, Propaganda- und Hetzschriften, Bauwerke und Denkmäler mit nationalistischer Vergangenheit – und wie der verantwortungsvolle Umgang mit diesen problematischen historischen Zeugnissen gelingt.
Fragen und Diskussionsbedarf zum „schwierigen Erbe“ gibt es genug, so ein Auszug aus der Konferenzankündigung:
„Wie sollen wir mit solchen Zeugnissen, wie sollen wir mit diesem Erbe umgehen? Soll es frei zugänglich gemacht oder in ‚Giftschränken‘ versteckt werden? Wie können, dürfen oder müssen solche Dokumente kontextualisiert werden? Wie wird in anderen Ländern mit diesen Zeugnissen umgegangen?“
Diese und viele weitere Fragen stellen sich die Organisator*innen der Konferenz. Nach der komplett digitalen Veranstaltung im letzten Jahr (iRights.info berichtete) findet „Zugang gestalten!“ 2021 wieder in Präsenz und vor Ort statt, diesmal in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main.

Banner „Zugang gestalten!“
Auftaktveranstaltung im Jüdischen Museum Frankfurt
Bereits am 3. November, also am Vorabend der Konferenz, findet eine Auftaktveranstaltung im Jüdischen Museum in Frankfurt statt. Dort können Besucher*innen einen „Slam zu drei digitalen Innovationen des Jüdischen Museums Frankfurt“ verfolgen. Anschließend kann man an zwei Führungen durch die Wechsel- und Dauerausstellungen des Museums teilnehmen.
Die Wechselausstellung „Unser Mut. Juden in Europa 1945-48“ thematisiert die Situation und die Erfahrungen der Jüd*innen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt sie exemplarisch an sieben verschiedenen Orten in Ost- und Westeuropa dar.
Die Dauerausstellung „Wir sind jetzt“ im Rothschild-Palais zeigt, wie Jüd*innen die kulturelle, wirtschaftliche und soziale Entwicklung Frankfurts, eines der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Europa, geprägt haben und wie sie Diskriminierung und Gewalt erfahren haben.
Der erste Konferenztag: Freier Zugang oder „Giftschränke“? – Umgang mit schwierigem Erbe
Der erste Konferenztag gliedert sich in drei Panels. Im ersten Panel von 10.30 bis 12.30 Uhr geht es um „Beispiele für den Umgang mit schwierigem Erbe“. Dabei werden die unterschiedlichen Situationen, in denen Kulturinstitutionen mit schwierigem Erbe umgehen müssen und die unterschiedlichen Ansätze, wie sie sich dieser Herausforderung stellen, thematisiert. Die insgesamt zehn Kurzvorträge decken dabei verschiedene Medien und Bereiche ab: von Wissenschaft, Kunst über Film und Fernsehen bis hin zu archäologischen Informationen.
Im zweiten Panel „Openness und „Giftschränke“ geht es um den Gegensatz zwischen dem Konzept der Offenheit und des freien Zugangs, die heute zum Selbstverständnis vieler Kulturerbe-Einrichtungen gehören – und um die Tradition, problematische Inhalte in „Giftschränken“ zu verschließen.
Der „Vermittlung des schwierigen Erbes“ widmet sich schließlich das dritte Panel: Wie können Kulturerbe-Einrichtungen schwieriges Erbe verantwortungsvoll vermitteln? Vier Arbeitsgruppen erörtern unterschiedliche Aspekte dieser Herausforderung und präsentieren anschließend ihre Ergebnisse.
Das Abendprogramm findet im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum statt, wo der Fokus naturgemäß auf dem Medium Film und den dortigen Herausforderungen liegt.
Dazu gehören auch Führungen durch die Sonderausstellung „Katastrophe“. Diese widmet sich der Frage, wie sich Filmschaffende einerseits und Wissenschaftler*innen andererseits in unterschiedlichen Zeiten die Katastrophe vorstellten. Die Ausstellung thematisiert dabei die filmischen ebenso wie realen Katastrophen, insbesondere der „Klimakatastrophe“.
Der zweite Konferenztag: Kolonialerbe und Lügen
Auch der zweite Konferenztag umfasst insgesamt drei Panels: In Panel 4 wird über den „Umgang mit dem Kolonialerbe“ diskutiert, in Panel 5 über „Unbequeme Denkmale“. Auch hier gibt es wieder die Möglichkeit, an verschiedenen Vertiefungsgruppen teilzunehmen und einzelne Aspekte des Themas genauer zu beleuchten: Seien es „Denkmalvermittlung am Beispiel von Gedenkstätten“, „Umnutzung von Bunkern – denkmalfachliche Herausforderungen“ oder der „Umgang mit heute provozierenden Denkmälern“.
Im sechsten und letzten Panel dreht sich alles um „Lüge und Wahrheit“ und den Umgang mit Falschangaben und Unwahrheiten, die das kulturelle Erbe prägen oder Schöpfer*innnen kulturellen Erbes verschwinden lassen.
Neben und während der Panels werden an den beiden Konferenztagen auch zahlreiche Keynotes und Vorträge gehalten: Darunter etwa Dr. Sylvia Asmus, Leiterin des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Dr. Ingo Zechner, Leiter des Ludwig Boltzmann Institute for Digital History (LBIDH) in Wien und Prof. Dr. Per Christiansen, Rechtsanwalt und Hochschullehrer für Wirtschaftsrecht an der FOM-Hochschule für Ökonomie und Management in Hamburg.
Anmeldung und weitere Informationen
Das umfassende und abwechslungsreiche Programm von „Zugang gestalten!“ kann hier eingesehen werden. Dort sind nähere Informationen zu den Referent*innen und ihren Themen versammelt.
Organisiert wird „Zugang gestalten!“ im Verbund verschiedener Institutionen, darunter das Deutsche Bundesarchiv, das Jüdische Museum Frankfurt oder Wikimedia Deutschland. Auch iRights.info gehört dem Organisationsverbund an: Paul Klimpel, Herausgeber von iRights.info und Anwalt bei iRights.Law, leitet die Konferenz.
Weitere Informationen, darunter auch die Dokumentation der letzten Ausgaben, und die Möglichkeit zur Anmeldung, finden sich auf der Konferenzseite unter www.zugang-gestalten.org.
Bei der Konferenz gilt die 2G-Regelung: Nach heutigem Stand müssen Teilnehmende vor Ort entweder geimpft oder genesen sein. Die gesamte Konferenz wird zudem im Live-Stream angeboten.
Wichtige Ergänzung, Stand: 13. Oktober 2021:
Das Organisationsteam meldet, dass sich Konferenz-Teilnehmer*innen aufgrund der 2G-Regelung erneut anmelden müssen. Dies gilt für alle Teilnehmer*innen, die in Präsenz an der Konferenz teilnehmen wollen:
https://twitter.com/KulturellesErbe/status/1447852453886668803
Wichtig ist, dass in Präsenz nur teilnehmen kann, wer geimpft oder genesen ist (2G-Regelung). Entsprechende Nachweise inklusive Personalausweis sind dafür nötig und müssen vorgezeigt werden.
Die Anmeldung für die Konferenzteilnahme vor Ort ist unter diesem Link freigeschaltet. Interessierte, die die Konferenz im Live-Stream verfolgen wollen, können dies ohne Anmeldung tun; das komplette Konferenzprogramm wird als Livestream angeboten:
https://twitter.com/KulturellesErbe/status/1447861060086771714
Was sagen Sie dazu?