USA: Webradios kämpfen ums Überleben
Am Dienstag stellten rund 14.000 Internet-Radio-Stationen mit Sitz in den USA für einen Tag den Sendebetrieb ein. Die Webradiosender, die zusammen von etwa 25 Millionen Zuhörern täglich gehört werden, protestierten mit ihrer Aktion gegen die vorgesehene, drastische Erhöhung der Urheberabgaben, die auf sie zukommt. Zugleich forderten die Betreiber die Hörer ihrer Sender auf, ihre zuständigen Kongressabgeordneten zu kontaktieren und sie aufzufordern, den „Internet Radio Equality Act“ (H.R. 2060) zu unterstützen. Zuvor hatte SaveNetRadio, eine breite Allianz aus Webcastern, Radiosendern, Softwareherstellern und Medienkonzernen, Einspruch gegen die Gebührenerhöhung eingelegt, die jedoch vom zuständigen „Copyright Royalty Board“ (CRB) ohne weitere Begründung zurückgewiesen wurden. Über eine Klage gegen diese Zurückweisung hat das Berufungsgericht des Bezirks Columbia noch nicht entschieden.
Ungleichbehandlung von Sendern
Auslöser für die Protestaktivitäten ist die Festlegung neuer Tarife bei den Urheberabgaben für Internet-Streaming-Radios („Webradios“, „Webcasters“) in den USA, die Anfang März 2007 erfolgte. Das „Copyright Royalty Board“ hat mit seiner Entscheidung die Urheberabgaben rückwirkend ab 2006 verdoppelt. In den kommenden Monaten sind weitere Erhöhungen vorgesehen.
Für viele Webradio-Sender steigen die Abgaben zwischen 300 und 1200 Prozent. Dazu kommt eine Bearbeitungsgebühr von 500 US-Dollar, die pro Sendekanal an die mit der Erhebung der Gebühren beauftragte Verwertungsgesellschaft SoundExchange zu entrichten ist. Für große, kommerzielle Sender wie AOL oder Last.fm – die sich nicht am Protesttag beteiligten – mag das noch zu finanzieren sein, da sie über erhebliche Einnahmen aus dem Werbegeschäft verfügen. Die Betreiber vieler kleiner, nicht kommerzieller Internet-Streaming-Radios sehen sich durch die Höhe der festgelegten Abgaben hingegen in ihrer Existenz bedroht.
Besonders bringt die Betreiber kleiner Stationen die Tatsache auf, dass herkömmliche Radiosender bislang und auch in Zukunft keine Urheberabgaben zu entrichten haben. Damit sind sie gegenüber ihrer Internet-Konkurrenz deutlich besser gestellt. Diese Ungleichbehandlung haben die Abgeordneten Jay Inslee, Demokrat aus Washington, und Don Manzullo, Republikaner aus Illinois, zum Anlass genommen, in einem Gesetzentwurf mit Namen „Internet Radio Equality Act“ (H.R. 2060) eine Neuordnung der Urheberabgaben für Radiosender zu fordern. Gemäß H.R. 2060 würden für alle Radiosender gleichermaßen Gebühren anfallen, deren Höhe fürs Erste bis 2010 auf 7,5 Prozent der Einnahmen festgeschrieben würde.
Inslee, Mitglied des Ausschusses für Energiefragen und Handelsangelegenheiten, erklärt dazu auf seiner Website: „Man darf diese noch im Entstehen begriffene demokratische Kraft nicht einfach mit ökonomischen Mitteln zum Schweigen bringen… Es muss ein Geschäftsmodell geben, dass die Interessen von Webcastern, Webnutzern und Musikern gleichermaßen berücksichtigt und einen fairen Ausgleich gewährleistet.“
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