USA: Musikindustrie nimmt Studierende ins Visier
Der Verband der amerikanischen Musikindustrie verfolgt mit seinem Mahnschreiben das Ziel, dass sich die Universitäten an der Identifizierung der Nutzer von illegalen Downloads beteiligen. Die rechtliche Verfolgung scheiterte bislang oftmals daran, dass die Studierenden einen Internet-Anschluss der Universität nutzten. Weiterhin bietet die RIAA potentiellen Tätern die Möglichkeit, durch eine Online-Selbstanzeige ohne Gerichtsverfahren und gegen Zahlung einer Entschädigung, nicht weiter wegen illegaler Nutzung von P2P-Netzwerken verfolgt zu werden.
Die insgesamt 400 Mahnschreiben an die 13 Universitäten ähneln einer vergleichbaren Kampagne der US-Musikindustrie aus dem Februar 2007. Damals wurden Internet-Service-Provider aufgefordert, zwischen der RIAA und potentiell verdächtigen Anschlussinhabern im Interesse dieser Kunden zu vermitteln. Um die Nutzer von illegalen Tauschbörsen zu ermitteln, muss die RIAA Anzeige gegen Unbekannt stellen. Erst dann kann sie auf gerichtliche Anordnung hin den zu der IP-Adresse gehörigen Namen verlangen und zivilrechtlich gegen Verletzungen des Urheberrechts vorgehen.
Sowohl in den Schreiben an die Internet-Service-Provider als auch in den an die Universitäten versucht die RIAA diesen Weg nun abzukürzen und die angeschrieben Einrichtungen zur Kooperation zu bewegen und die benötigten Daten schnell herauszugeben.
Ranking illegaler Downloads
Grundlage der aktuellen Schreiben ist ein Ranking illegaler Downloads sortiert nach Universitäten in den USA. In dieser Aufstellung der Musikindustrie landeten die Ohio University, die Purdue University, die University of Nebraska-Lincoln, die University of Tennessee und die University of South Carolina in den Top fünf.
Die angeschriebenen Universitäten beraten nun, wie sie mit dem Anliegen der Musikindustrie umgehen sollen. In einer ersten Stellungnahme gab eine Sprecherin der Ohio University an, dass in dem Schreiben der RIAA zwar die Zahl von 50 Studenten genannt wurde, jedoch keine IP-Adressen aufgeführt sind. Diese sollen nach Angeben der RIAA jedoch in einem späteren Schreiben nachgereicht werden.
Die Sprecherin vermutet, dass die Musikindustrie zunächst testen will, ob die Universitäten grundsätzlich mit ihr kooperieren wollen. Sobald die weiteren Informationen eingehen, will die Ohio University prüfen lassen, ob die Herausgabe der Daten gegen die Privatsphäre der Studenten verstößt. Grundsätzlich verurteile die Universität jedoch den illegalen Tausch von Dateien und orientiere sich an den Regelungen des Digital Millenium Copyright Act von 1998, durch den die Rechte von Copyright-Inhabern erweitert wurden.
Studie der University of Richmond
Die RIAA bezieht sich in ihren Schreiben auch auf eine Umfrage des Intellectual Property Institute an der University of Richmond (National CyberEducation Project) von März 2006 und gibt in ihrer Pressemitteilung an, dass 50 Prozent der Studenten sich an der illegalen Nutzung von Tauschbörsen beteiligen.
Die zusammenfassenden Informationen auf der Webseite des Instituts lesen sich jedoch etwas anders und ergeben folgendes Bild: 34 Prozent der Studenten nutzen mit illegalen Up- oder Downloads P2P-Tauschbörsen. 39 Prozent geben an, dass sie für den Download von Musik bezahlen. 54 Prozent geben an, dass sie sich nicht sicher sind, ob die illegale Nutzung von P2P-Netzwerken ihrer Universität schadet oder nicht. Dass der illegale Download der Musikindustrie schadet, ist für 71 Prozent der Befragten eine richtige Aussage. Gleichzeitig sehen nur 56 Prozent einen Schaden für die Musiker.
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