US-Schüler verklagen Dienst zur Plagiatssuche
Die beklagte Firma ist iParadigms mit Sitz in Oakland in Kalifornien. Zankapfel ist Turnitin.com, ein Angebot von iParadigms, das Schulen und Universitäten nutzen können, um von Schülern und Studierenden eingereichte Arbeiten daraufhin zu überprüfen, ob es sich um Plagiate handelt. Die Arbeiten werden elektronisch an Turnitin übermittelt, nicht an die Schule oder Universität, und dort mit einer Datenbank verglichen, in der nach Angaben der Firma etwa 15 Millionen Studienarbeiten gespeichert sind. Darüber hinaus werden sie verglichen mit Artikeln aus mehr als 10.000 Zeitungen und Zeitschriften und acht Milliarden Webseiten.
Wenn eine Institution diesen Dienst nutzt, sind die Schüler und Studierenden verpflichtet, ihre Arbeiten dort prüfen zu lassen. Turnitin ist nach eigener Aussage für Bildungseinrichtungen in 85 Ländern tätig, darunter angesehene Hochschulen wie Harvard und Georgetown.
Schüler: Arbeiten dürfen nicht gespeichert werden
Vier Schüler, zwei aus dem US-Bundesstaat Virginia, zwei aus Arizona, haben iParadigms nun vor einem Gericht in Virginia verklagt, weil die Firma ihrer Ansicht nach ihre Urheberrechte an ihren Studienarbeiten verletzt, indem sie für den Turnitin-Dienst dauerhaft gespeichert werden.
Unterstützt werden die Schüler aus Virginia, die die McLean High School (http://www.fcps.edu/McLeanHS) besuchen, dabei vom McLean-Komitee für die Rechte der Studierenden. Dessen Anwalt, Robert A. Vanderhye, sagte der Washington Post: „Diese Jugendlichen sind alle Einser-Schüler, die kein Interesse daran haben abzuschreiben. Das Problem mit Turnitin ist die Archivierung der Arbeiten. Damit verletzen sie das Recht der Studenten, ihr Eigentum zu kontrollieren.“
Ein Sprecher des Bezirks Fairfax, in dem die McLean High School liegt, sagte der Zeitung, die Verwaltung kommentiere laufende Verfahren nicht. Turnitin hat sich zu dem Fall bisher nicht geäußert.
Nach Angaben in der Klageschrift haben alle Schüler ihre Arbeiten beim Register of Copyrights angemeldet. Für insgesamt sechs eingereichte Arbeiten verlangen sie jeweils 150.000 Dollar Schadensersatz. Einer der McLean-Schüler hatte seinem Papier die Anweisung beigefügt, dass es nicht archiviert werden darf. Nach Angaben der Klageschrift sei es dennoch gespeichert worden.
„Es wird angenommen, mein Sohn betrügt“
Kevin Wade, der Vater eines der Kläger, die noch nicht volljährig sind und daher nicht namentlich genannt werden, sagte, er finde es falsch, dass die Schulen sich aufs Betrügen konzentrieren: “Man kann nicht die Arbeit eines Menschen nehmen und durch den Computer jagen und so eine ehrliche Person aus ihm machen. Der Haupteinwand meines Sohns ist, dass er nicht betrügt, dass aber angenommen wird, er tut es. In dem Fall geht es nicht ums Geld; wir glauben auch nicht, dass wir welches bekommen.“
Andrew Beckerman-Rodau, Ko-Direktor des Programms für „Geistiges Eigentum“ an der Jura-Fakultät der Universität von Suffolk, sagte gegenüber der Washington Post, die Schüler hätten gute Chancen mit ihrer Klage: „Normalerweise ist es erlaubt, etwas für Bildungszwecke zu zitieren, für Stipendien oder Nachrichten, das wird alles als ‚fair use’ angesehen. Aber Turnitin sieht nach einer kommerziellen Nutzung aus. Sie bieten ihren Service für viel Geld an. Und der Service funktioniert nur, weil sie die Arbeiten gespeichert haben.“
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