US-Patentamt warnt vor Filesharing-Programmen
Der Bericht stellt auf 80 Seiten die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung von fünf populären Filesharing-Programmen vor: BearShare, eDonkey, KaZaA, LimeWire und Morpheus. Die Wissenschaftler konzentrierten sich bei ihrer Arbeit besonders auf Funktionen für die Weiterverbreitung von Dateien, auf Share-Folder- und Search-Wizard-Funktionen, auf die partielle Deinstallation und Funktionen, die quasi einen Zwangstausch herbeiführen.
Vorwürfe gegen Hersteller von Programmen
Die Autoren des Berichts erheben schwere Vorwürfe gegen die Hersteller der untersuchten P2P-Programme: „Alle [fünf untersuchten Programme] enthalten Funktionen, die dazu führen können, dass Anwender unabsichtlich Dateien weitergeben. Funktionen wie Weiterverbreitung und Zwangstausch können Anwender aus Versehen Dateien tauschen lassen… Das Design dieser Funktionen stellt sicher, dass unter den getauschten Dateien persönliche Sammlungen von Mediendateien wie zum Beispiel Musikdateien von selbst gekauften CDs enthalten sind. Alle fünf untersuchten Programme haben solche Funktionen zwischen 2003 und 2006 in unterschiedlichem Umfang eingesetzt. Diese Funktionen wurden im Laufe der Zeit sogar zunehmend aggressiver eingesetzt… sogar noch, nachdem die Anbieter einen freiwilligen Verhaltenskodex verabschiedet hatten, der solche Maßnahmen ausschloss…“
Nach Meinung der Wissenschaftler rechtfertigen ihre Befunde eine weitergehende Untersuchung des Herstellerverhaltens. Dadurch könnte festgestellt werden, ob deren Vorgehen den Straftatbestand der Verleitung zur oder der absichtlichen Täuschung mit dem Ziel der Verleitung zur Urheberrechtsverletzung erfüllen würde. Den Anwendern würde durch solche Trickbetrügereien großer Schaden entstehen können, denn sie wären es für gewöhnlich, die von den Rechteinhabern belangt würden. Besonders anfällig für solche Betrügereien seien Jugendliche oder Kinder, die P2P-Programme überdurchschnittlich häufig benutzen. Die Hersteller der Programme würden sich diesen Umstand sogar noch zunutze machen können, wenn sie die Rechteinhaber wegen ihres „unangemessenen Vorgehens“ gegen Kinder und Jugendliche öffentlich denunzieren.
P2P als Risiko für nationale Sicherheit
Der unbeabsichtigte Dateitausch könnte sich auch zu einem ernsten Problem für die nationale Sicherheit auswachsen. Das Thema sei bereits Gegenstand einer Anhörung im Rechtssauschuss des US-Senats gewesen. Sollten Beamte P2P-Programme am Arbeitsplatz nutzen, könnte das dazu führen, dass geheime Regierungsdokumente in den weltweiten Tauschbörsen landen. Die Hersteller der Programme hatten auf diese Vorwürfe verbal reagiert und sich 2003 zu einem Verhaltenskodex bekannt, der den Einsatz von versteckten Tauschfunktionen ausschloss. Die Autoren des Berichts kommen jedoch zu der Feststellung, dass sich die Hersteller nicht an ihre Versprechen gehalten hätten. Nach ihren Erkenntnissen „ging das unabsichtliche Dateitauschen nach 2004 wieder los“.
In ihrer Zusammenfassung warnen die Autoren aber auch davor, ihre Erkenntnisse über Gebühr zu verallgemeinern: „Dieser Bericht konzentriert sich auf Funktionen, die darauf hinweisen könnten, dass es [von den Herstellern] beabsichtigt war, Anwender zum unabsichtlichen oder unbewussten Dateitausch zu verleiten.“ Aber trotzdem kommt die Studie zu dem Schluss: „Filesharing-Programme werfen eine ganze Reihe von politischen Fragen und Sicherheitsproblemen auf, von denen der vorliegende Bericht nur einige adressiert.“
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