Urheberrechtsgipfel: Wie sollen Künstler bezahlt werden?
Unter dem Motto „Creators first!” hatte der CISAC (International Confederation of Societies of Authors and Composers) zum ersten Mal einen Urheberrechtsgipfel veranstaltet. In Brüssel trafen sich am Donnerstag und Freitag dieser Woche neben prominenten Künstlern wie Charles Aznavour oder Robin Gibb von den Bee Gees auch mehr als 400 Vertreter von Verwertungsgesellschaften aus der ganzen Welt.
Kulturflatrate und Generallizenz
In seinem Eröffnungsstatement prophezeite British Telecom-Chef Ben Verwaayen den Zuhörern, dass das gewohnte Geschäftsmodell der Verwertungsgesellschaften bald beendet ist. Es gelte ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln. Der Blick in die Zukunft und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle verspreche mehr Erfolg, als über den Diebstahl von Songs und Klingeltönen zu klagen. Dabei ging es auch um die Frage, ob eine Kultur-Flatrate ein richtiger Schritt sein könnte. Verwaayen zeigte sich der Idee einer solchen Flatrate gegenüber aufgeschlossen, betonte aber zugleich, dass es aller Voraussicht nach viele unterschiedliche Modelle geben werde. Eine Kultur-Flatrate könne dabei eines unter vielen sein.
André LeBel, Vertreter der kanadischen Verwertungsgesellschaft SOCAN (Society of Composers, Authors and Music Publishers of Canada), setzte sich dafür ein, eine Generallizenz oder auch Globallizenz einzuführen. Bei diesem Modell wäre es Nutzern erlaubt, in Tauschbörsen urheberrechtlich geschütztes Material zu verbreiten; die Künstler würden durch eine Pauschalabgabe bezahlt. Ein kollektives Rechtesystem, mit dem Künstler entlohnt werden, sei in den vergangenen hundert Jahren erfolgreich gewesen. Es müsse seiner Ansicht nach fortgeführt und erweitert werden. LeBel plädierte dabei für eine kooperative Zusammenarbeit zwischen Musikindustrie, Verwertungsgesellschaften, Künstlern und Verbrauchern.
In diesem Zusammenhang forderte Eduardo Bautista, Vertreter der spanischen Verwertungsgesellschaft SGAE (Sociedad General de Autores y Editores), ebenfalls ein kollektives Rechtemanagement. Dabei sollten die Endnutzer im Vordergrund stehen. Harald Heker, Chef der deutschen GEMA, sagte dazu: „Wir müssen einen gemeinsamen Weg des Reagierens finden, um das musikalische Repertoire der Welt verfügbar zu machen.”
Veränderung ja, aber wie?
Über den gesamten Urheberrechtsgipfel hinweg wurde die Frage diskutiert, wie sich die Verwertungsgesellschaften in der neuen digitalen Welt verändern müssen. So verlangte Steve Porter, Chef der britischen Verwertungsgemeinschaft MCPS-PRS, dass sich Musiker und Künstler in Zukunft ihre Verwertungsgesellschaft selbst aussuchen dürfen. Er bezog sich dabei auf verschiedene Modelle, die die EU-Kommission vorgeschlagen hatte. Ein Konkurrenzkampf um potentielle Künstler sollte jedoch dabei unbedingt verhindert werden, so Porter.
Vor allem kleinere Verwertungsgesellschaften äußerten starke Kritik an den verschiedenen diskutierten Vorschlägen der EU-Kommission. Sie befürchten, dass große Rechteinhaber ihre Rechte von den kleineren Verwertungsgesellschaften abziehen und diese dann in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Der Vertreter der gemeinschaftlichen Verwertungsgesellschaft CELAS (Zusammenschluss der GEMA mit MCPS-PRS), reagierte auf diese Sorgen mit der Entgegnung, dass über Modelle nachgedacht werde, bei denen nationale Verwerter als Vertreter der internationalen Verwertungsgesellschaften tätig seien.
Die EU-Kommission hat noch nicht entschieden, wie die verschiedenen Vorschläge der Verwertungsgesellschaften umgesetzt werden sollen. Bislang genehmigte die Kommission nur den relativ unbedeutenden Zusammenschluss OLA, der sich der weltweiten Lizenzierung von Kunstwerken widmet.
In der Höhle des Löwen
Gastredner auf dem Copyright Summit war auch Lawrence Lessig, Gründer und Vordenker der Creative-Commons-Initiative. In einer lebhaften Debatte mit Brett Cottle (CISAC) ging es um Idee und Anwendung der Lizenzen und die Bedeutung für die Verwertungsgesellschaften.
Lessig versicherte, dass es nicht Ziel von Creative Commons sei, den bestehenden Markt zu zerstören. Vielmehr solle das bestehende Copyright-System für Künstler und Kreative eine breitere Auswahl an Lizenzmöglichkeiten schaffen. Er forderte Respekt für die Künstler, die ihre Werke unter einer CC-Lizenz veröffentlichen und erläuterte, dass allen CC-Lizenzen der Gedanke des Copyrights zugrunde liege.
Cottle entgegnete, dass Creative Commons die Rechte und die Stellung von Autoren und Verwertungsgesellschaften auf der ganzen Welt schwäche.
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