Umfrage: Unternehmen wissen wenig über Open-Source-Software
Die Unternehmensgröße spielt eine große Rolle, wenn es darum geht, wie gut sich Firmen mit Open-Source-Software auskennen, und wie sie sie einsetzen. Insgesamt verwenden 19 Prozent der baden-württembergischen Unternehmen Open-Source-Software in irgendeiner Form. Vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) drücken diese Quote nach unten. Nur ungefähr 17 Prozent der kleinen Firmen mit weniger als fünf Mitarbeitern nutzen Freie Software. Aber 40 Prozent der großen Unternehmen mit mehr als 250 Angestellten haben die quelloffenen Programme im Einsatz.
Die Umfrage ist Teil des Forschungsprojekts FAZIT, einer gemeinsamen Initiative der MFG-Stiftung Baden-Württemberg, des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung. Ihre Schlussfolgerung: „Je größer ein Unternehmen, desto größer die Nutzungswahrscheinlichkeit von Open Source Software.“
Zudem zeigt die Umfrage ein Gefälle zwischen unterschiedlichen Branchen. Während Firmen, die den „Anwenderbranchen“ zuzurechnen sind (zum Beispiel das Bank- und Versicherungsgewerbe), nur zu 14 Prozent Open Source einsetzen, steigt die Akzeptanz solcher Computersoftware im IT- und Mediensektor auf durchschnittlich 25,5 Prozent.
Aufschluss gibt die Umfrage auch darüber, wie viel die befragten Betriebe über das Thema Open Source wissen. Fast 77 Prozent aller Unternehmen gaben im Rahmen einer Selbsteinschätzung zu, gar nichts oder nur wenig über Freie Software zu wissen. Auch hier zeigt sich, dass Firmen im IT- und Mediensektor wesentlich bessere Kenntnisse haben, als die in Anwenderbranchen. Während in der IT-Branche lediglich 16 Prozent meinten, über Open-Source-Software nichts zu wissen, fühlen sich 44 Prozent der Unternehmen aus der Bank- und Versicherungsbranche sowie 38 Prozent des verarbeitenden Gewerbes über Open Source unzureichend informiert.
Auch dabei spielt die Unternehmensgröße eine wesentliche Rolle. Während die Kleinstbetriebe mit weniger als 5 Mitarbeitern zu 79 Prozent angaben, gar nicht oder wenig über Freie Software informiert zu sein, zeigte sich dieses Ergebnis bei 25 Prozent der Betriebe mit mehr als 250 Angestellten. Die Verfasser der Studie resümieren, dass bei allen Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern ein „deutlicher Informationsbedarf“ bestehe.
Die Akzeptanz von Open-Source-Software liegt in Baden-Württemberg auf Bundesniveau. Ob sie verbessert werden kann, indem die am meisten genutzte Lizenz für Freie Software, die GNU General Public Licence (GPL), neu gestaltet wird, wird sich erst in einigen Jahren herausstellen. Die seit 1991 verwendete Version 2 der GPL wird zwar momentan an neue Herausforderungen angepasst. Die Verabschiedung einer endgültigen Fassung der GPL 3 durch die „Lizenzherrin“, die Free Software Foundation (FSF), ist jedoch erst Anfang 2007 zu erwarten. Das sagte kürzlich Eben Moglen, der als Rechtsexperte die Aufgabe hat, die etwas in die Jahre gekommenen GPL zu überarbeiten.
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