Tagesschau und Kolleg24 veröffentlichen Erklärvideos unter CC BY-SA

Standbild aus einem Tagesschau-Erklärclip zum Fischfang unter CC BY-SA-3.0
Die Sendungen werden mit dem Lizenzwechsel attraktiver für eine Reihe von Nutzungen. Dazu gehören beispielsweise: Die Einbindung in die Wikipedia oder andere, auch kommerzielle Websites; die einfache Nutzung als Open Educational Resources (OER) in Schule-, Hochschule und Universität oder anderen Bildungseinrichtungen; sowie die Bearbeitung der Inhalte. Das stärkt die Reichweite und macht die Angebote attraktiver für jüngere Generationen.
Sie möchten iRights.info unterstützen?
iRights.info informiert und erklärt rund um das Thema „Urheberrecht und Kreativität in der digitalen Welt“. Alle Texte erscheinen kostenlos und offen lizenziert.
Wenn Sie mögen, können Sie uns über die gemeinnützige Spendenplattform Betterplace unterstützen und dafür eine Spendenbescheingung erhalten. Betterplace akzeptiert PayPal, Bankeinzug, Kreditkarte, paydirekt oder Überweisung.
Besonders freuen wir uns über einen regelmäßigen Beitrag, beispielsweise als monatlicher Dauerauftrag. Für Ihre Unterstützung dankt Ihnen herzlich der gemeinnützige iRights e.V.!
Tagesschau und Kolleg24: Viele Erklär-Clips unter freier Lizenz
In einem eigenen Beitrag erläutert die Tagesschau, diverse Erklärvideos fortan unter CC BY-SA zu stellen. Derzeit sind es bereits mehr als 50 Stück (hier eine Übersicht). Darunter vor allem kurze Clips mit Animationen, Grafiken und Daten, die einen bestimmten Sachverhalt aufbereiten. Etwa den politischen Konflikt zwischen China und Taiwan, wie das „Gerrymandering“ im US-Wahlsystem funktioniert oder was „exponentielles Wachstum“ bedeutet.
Die Lizenz CC BY-SA erfordert es einerseits, die Urheber*innen zu nennen (BY-Modul). Andererseits anzugeben, ob Änderungen vorgenommen wurden sowie die bearbeiteten Werke unter den gleichen Bedingungen weiterzugeben (SA-Modul, „share alike“). Ein kurzes Video erklärt die Lizenz (Download hier). Es ist im Hochformat gehalten (vermutlich optimiert für Smartphone-Nutzung) und natürlich selbst unter CC BY-SA lizenziert:
Auf CC BY-SA setzt auch der Bayerische Rundfunk (BR) in der Reihe Kolleg24. Die Sendung hat eine große Nähe zum Bildungsbereich, insofern dort Lehr- und Lernformate zur Verfügung stehen, mit denen sich Mittlere Reife oder Fachhochschulreife erwerben lassen. Die Sendung war früher als „Telekolleg“ bekannt und setzt ihren Bildungsauftrag nun digital um.
Wie die ARD bereits im Sommer 2022 schrieb, werden neben Video- auch Audio-Formate sowie Erklärgrafiken und Textdokumente frei lizenziert. So soll es allein für den Bereich Mathematik mehr als hundert Erklärvideos mit einer durchschnittlichen Dauer von acht Minuten geben.
Creative-Commons-Lizenzen ermöglichen es, Inhalte frei zu nutzen und zu verbreiten. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk aber sind sie derzeit noch eine Seltenheit. Die ARD will nun mehr Inhalte frei verfügbar machen und gibt ein neues CC-lizenziertes Lernformat bekannt. Was es bringt und was damit nun geht, erklärt Maya El-Auwad.
» mehr
Freie Lizenzen für ARD-Bildungsformat
Vorbild Terra X
Die ARD folgt damit dem Erfolgsbeispiel „Terra X“ vom ZDF, das bereits seit einigen Jahren Clips frei lizenziert und so eine hohe Reichweite im Netz generiert.
Doch so einfach die Lizenzwechsel jetzt klingen mögen – innerhalb der Rundfunk-Gremien waren dafür dicke Bretter zu bohren, wie Leonhard Dobusch berichtet. Als Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats (zuvor Fernsehrat) setzt er sich für die lizenzrechtliche Öffnung der Rundfunkanstalten ein und bloggt regelmäßig darüber bei netzpolitik.org. Seine Einschätzungen zum Lizenzwechsel hat Dobusch in fünf Learnings zusammengefasst. Eines davon lautet:
Ein klar dokumentiertes Erfolgsbeispiel ändert alles. Spätestens mit dem Ausbau des frei lizenzierten Terra-X-Angebots Mitte 2020 war klar: derartige Inhalte sind möglich und werden genutzt – und jeglicher Fundamental-Opposition („Das geht nicht.“) wurde so der Boden entzogen.
Zwar sind ARD und ZDF als Öffentlich-Rechtliche Rundfunkanstalten (ÖRR) nicht auf die Verwertung von Urheberrechten angewiesen. Denn finanziert werden die Angebote bekanntlich durch Rundfunkabgaben deutscher Haushalte. Trotzdem gab es lange Zeit starke Vorbehalte innerhalb der ÖRR gegenüber freien Lizenzen, da diese eher mit Kontrollverlust denn mit Bedeutungsgewinn assoziiert sind.
Seine eigenen Bildungsmaterialen als OER frei zu lizenzieren, ist im Kern eine urheberrechtliche Entscheidung. Aber es geht auch ums Loslassen: Man verzichtet darauf, den Werdegang der eigenen Werke zu kontrollieren. Diese Freigabe erhöht die Chancen, dass die Inhalte weiter genutzt werden und an Bedeutung gewinnen. » mehr
Loslassen als OER-Prinzip. Von Kontrollverzicht zu Bedeutungsgewinn
Kommt der Boost durch Wikipedia?
Loslassen braucht Mut, wird aber belohnt: Gerade die Einbindung in die Wikipedia dürfte die Reichweite der ÖRR-Clips ernorm erhöhen. Denn bei vielen prägnanten Suchbegriffen taucht die Internet-Enzyklopädie unter den ersten Treffern in der Google-Suche auf. Über die frei lizenzierten Clips werden Tagesschau, Kolleg24 und Terra X also sichtbarer im Netz.
Bisher war die Nutzung von Medienmaterialien aus den ÖRR in der Wikipedia vor allem über Links und externe Referenzen möglich. Das ist umständlich und weniger präzise, da Nutzer*innen hin- und herklicken müssen. Dass sich in der Wikipedia nun vermehrt redaktionell begutachtete und qualitativ hochwertige Inhalte aus den ÖRR wiederfinden werden, macht die Nutzung komfortabler und dürfte die Verweildauer erhöhen.
Und noch einen Vorteil haben die freien Lizenzen: Sollte ein Inhalt Überarbeitungsbedarf haben (etwa weil er veraltete Informationen bietet), so lässt die Lizenz eine Bearbeitung ganz einfach zu. Solange sich die Nutzer*innen an die Spielregeln der Lizenz halten, gibt es keine rechtlichen Hürden.
iRights.info informiert und erklärt rund um das Thema „Urheberrecht und Kreativität in der digitalen Welt“.
Wir sind auch in den Sozialen Medien zu finden: Folgen Sie uns auf Twitter, Facebook, Telegram oder LinkedIn!
Sie möchten uns unterstützen? Das geht ganz einfach über die Spendenplattform Betterplace!
Was sagen Sie dazu?