Studie: DRM schreckt Nutzer ab
In der Studie, die das IDMT im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erarbeitet hat, wurde neben der Nutzerakzeptanz untersucht, ob und wie marktübliche DRM-Systeme Datenschutz und Datensicherheit berücksichtigen.
Die weit verbreiteten DRM-Systeme genügen den Ansprüchen der Autoren nicht. Johann Bizer vom beteiligten Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) zieht das Fazit: „Die bisherige Strategie der Rechteverwerter ist kläglich gescheitert: Die heutigen DRM-Systeme sind nichts anderes als Zwangsjacken für die Nutzer und die empfinden dies auch so. Ihre Kennzeichen sind Nutzerprofile und fehlende Gebrauchstauglichkeit.“
Die Autoren der Studie „Datenschutzverträgliches und nutzungsfreundliches Digital Rights Management – privacy4DRM“ führen das auf „einen Konflikt zwischen der Sicherung der Urheberrechte und dem Anspruch auf eine freie Nutzung durch die Konsumenten“ zurück. Das Urteil der Gutachter fällt deutlich aus: „Die vorhandenen DRM-Mechanismen sind unhandlich, intransparent, bedrohlich und isolieren die legalen Kunden auf zersplitterten Marktinseln.“ Allerdings hat sich keiner der Autoren generell gegen den Einsatz von DRM-System ausgesprochen.
Untersuchte Systeme und Kriterien
Die Forscher haben fünf verschiedene DRM-Systeme untersucht um herauszufinden, welche technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen sie haben.
– „Fairplay“ von Apple, eingesetzt bei iTunes und iPod;
– Microsofts „Windows Media Rights Manager“ (WMRM), eingesetzt für den Musicload– Dienst von T-Online;
– „OpenMG“ (Open Magic Gate) von Sony, eingesetzt für Sony-BMGs Online-Musikshop Connect-Europe;
– das um DRM-Funktionen erweiterte Adobe PDF, wie es im Digital Media Store von Adobe eingesetzt wird;
– das am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der TU Ilmenau (IfMK)konzipierte „Potato-System“, das Bevision-Shop verwendet.
Besonderen Wert wurde auf die Analyse von Datenströmen und Datenspuren gelegt, die die Privatsphäre der Nutzer bedrohen können.
Ergebnis: Die meisten Systeme erheben bei den Nutzern Daten, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang damit stehen, ob die Nutzer Musik kaufen oder nutzen. Als einzige Ausnahme greift das so genannte „Potato-System“ nicht unmittelbar in Nutzungshandlungen ein und sammelt auch keine Daten über die individuelle Mediennutzung. Das IfMK, wo das System entwickelt wurde, war an der DRM-Studie beteiligt.
Musikindustrie vergibt Chancen
DRM-Hersteller konzentrieren sich auf die Technik und halten an den klassischen Geschäftsmodellen der Inhalteanbieter fest, die die Systeme dann einsetzen. Daher verlieren sie die Bedürfnisse der Anwender aus dem Blick, kommentierte Wolf-Michael Catenhusen, Staatssekretär im Forschungsministerium, die Ergebnisse der Studie. Catenhusen weiter: „Ich verstehe, wenn sich die Nutzer durch hohen Aufwand und hohe Kosten von konkurrierenden DRM-Systemen abgeschreckt fühlen.“
Das könnte ein Grund dafür sein, warum Musikinteressierte ihre Nachfrage weiter in Musiktauschbörsen befriedigen. Die aktuelle „Brennerstudie 2005“ der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) kommt zu dem Ergebnis, dass die Zahl von 475 Millionen Musik-Downloads 2004 im Vergleich zum Vorjahr praktisch konstant geblieben ist. Nur 19,5 Prozent der Downloads erfolgten aus legalen Angeboten.
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