Streaming-Umsätze steigen – „Besitz von Musik wird überflüssig“
Die Umsätze von Musik-Streaming-Diensten legen zu. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 stiegen sie um 41,6 Prozent, teilte der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Dienstag mit. Während der CD-Verkauf rückläufig ist, wuchs der Digitalmarkt insgesamt um 31,8 Prozent auf 143 Millionen Euro. 18 Millionen davon setzen inzwischen die Musik-Streaming-Dienste um. „Das Musik-Streaming ist momentan einer der am schnellsten wachsenden Nutzungstrends in der Musikwelt“, erklärte BVMI- Geschäftsführer Florian Drücke.
Der neue Markt ist hart umkämpft. Nachdem sich die Branche Ende 2011 mit der GEMA auf Tarife einigen konnte, steht den Streaming-Angeboten nichts mehr im Weg. Mittlerweile sind 12 legale Anbieter in Deutschland abrufbar. Am Mittwoch kündigte Nokia an, einen kostenlosen Streaming-Dienst (Nokia Music) in den USA zu starten, ließ die Einführung hierzulande allerdings offen.
Die Anbieter finanzieren sich über Werbung und Abonnements. Für den unbegrenzten Zugang zahlt der Nutzer zwischen 5 und 10 Euro im Monat. Die Auswahl an Liedern variiert. Mit 18 Millionen Musiktiteln wirbt beispielsweise der Musik-Streaming-Dienst Deezer. Der Nutzer kann die Musik aus dem Netz jederzeit und überall abspielen, etwa auf dem Smartphone oder dem Tablet. Über mobile Endgeräte erobern die Dienste potenziell auch das Auto.
„Niemand hortet noch Musikdateien“
Noch dominieren CDs und Downloads das Musikgeschäft. Streaming-Anbieter wie das Kölner Unternehmen Simfy sehen allerdings eine Art Revolution im Gang. „Der ‚Besitz‘ von Musik wird überflüssig, weil die permanente Verfügbarkeit mehr und mehr durch den Zugriff auf cloudbasierte Dienste gesichert ist“, sagte Simfy-Sprecher Marcus von Husen am Mittwoch gegenüber iRights.info. „Niemand hortet noch Musikdateien, wenn er sich jederzeit, immer und überall aus einem riesigen Repertoire bedienen kann.“
Den Trend zum Musik-Streaming bestätigt eine Umfrage des IT-Branchenverbands BITKOM (Juli 2012). Demnach nutzen rund 4,5 Millionen Deutsche regelmäßig Dienste wie Spotify, Napster oder Musicload Nonstop.
Wettrennen um die Märkte
Welche Unternehmen am Ende des Streaming-Hypes übrig bleiben, muss sich noch zeigen. Simfy revidierte gegenüber iRights.info eine Prognose zur Geschäftsentwicklung. Noch im März hatten die Kölner angekündigt, im 2. Quartal in die Gewinnzone zu kommen. Das Ziel wurde allerdings verfehlt. Der Sprecher erklärt: „Eine aktualisierte Angabe zum Erreichen der Rentabilität gibt es noch nicht.“ Als Grund nennt von Husen den Expansionskurs. Im August startete beispielsweise „Simfy Africa“. „Diese Entwicklung hat den Zeitplan ein wenig verändert“, so der Sprecher. Auch das schwedische Konkurrenzunternehmen Spotify fährt bislang Verluste ein. Medienberichten zufolge setzen auch die Schweden erst mal auf Wachstum, und expandieren nach Kanada, Asien und Südamerika.
Musikmarkt stabil
Die Zahlen des Bundesverbands Musikindustrie zeigen auch: Anders als es manche Diskussion um die Folgen der Internet-Piraterie vermuten lässt, steht die Musikindustrie nicht am Abgrund. So stieg das Gesamtvolumen des Musikmarkts im Vergleich zum ersten Halbjahr 2011 leicht um 0,2 Prozent auf 644 Millionen Euro. Der Digitalmarkt (Downloads + Streaming) trägt dazu rund 143 Millionen Euro bei, also etwa ein Viertel. Wo die Reise hingeht, zeigen möglicherweise die USA. Dort verkauften die Labels 2011 mehr Musiktitel digital als auf CD.
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