Spotify lockt mit Gratis-Angebot – der Preis sind die Nutzerdaten
Zum Deutschland-Start bietet Spotify seinen Dienst, mit dem Musik über das Internet übertragen wirden, kostenlos an und setzt damit die Konkurrenz von Simfy, Grooveshark, und Co. unter Druck. Von langer Dauer wird das Angebot zum Nulltarif wohl nicht sein, hat Spotify doch in anderen Ländern spätestens nach 6 Monaten das Gratis-Angebot beendet und reguläre Preise eingeführt. Für 4,99 Euro im Monat bietet Spotify seinen Mitgliedern Zugang zu mehr als 16 Millionen Liedern an. Wer Musik auch auf sein Smartphone streamen möchte, muss 9,99 Euro pro Monat zahlen.
Spotify startet zunächst ohne Lizenzvertrag mit der GEMA. Harald Heker, GEMA-Vorstandsvorsitzender, bestätigte heute auf der GEMA-Bilanz-Pressekonferenz, dass ein Vertrag noch nicht unterschrieben sei und man erst am 26. März 2012 weiter verhandelt. Im Grunde sind sich beide Verhandlungspartner wohl einig, was den Start zum jetzigen Zeitpunkt erklären würde. Einzig die Verwendung der Musik über Spotify-Apps könnte noch ein offenes Verhandlungsthema sein, da diese bisher in Deutschland vom Start ausgenommen wurden.
Weitere Verhandlungen mit der GEMA
Doch das Geschäft lohnt sich für die GEMA genauso wie für Spotify. Nach den Vorstellungen des Unternehmens werden auf diesem Weg viele Nutzer von illegalen Piraterie-Angeboten weg gelockt und nach einer Eingewöhnungsphase, in der sie entdecken sollen, wie komfortabel das Musik-Streaming ist, an das Musik-Portal gebunden.
Stärkster Konkurrent auf dem deutschen Markt ist das Kölner Unternehmen Simfy, das im Preis- und Leistungsangebot nahezu identisch mit dem von Spotify ist. Simfy verkündete heute eine neue Finanzierungsrunde, mit der das Risikokapital auf insgesamt 30 Millionen Euro ansteigen soll. In Deutschland sind bereits zwei Millionen Kunden bei Simfy registriert. Wie viele der Simfy-Mitglieder für den Dienst zahlen, ist nicht bekannt, aber das Kölner Unternehmen soll Prognosen zufolge im zweiten Quartal 2012 Gewinn machen.
Spotify hat weltweit 10 Millionen Mitglieder, von denen bisher nur ein Drittel zahlen. Wie lange Spotify sein werbefinanziertes Gratis-Angebot beibehalten wird, ist unsicher.
Gestreamte Digitalmusik soll Downloads vollkommen ersetzen
Zwei Fakten fallen bei Spotify und den anderen Musik-Streaming-Angeboten auf. Wer Spotify nutzen will, braucht ein Facebook-Konto. Das soziale Netzwerk aus Paolo Alto bekommt damit mehr Daten über seine Mitglieder und erfährt zum Beispiel, wer gerade welche Band mag. Die Möglichkeiten für mobile Werbung sind für Social-Media-Anbieter sehr attraktiv.
Sieht Facebook, dass man zur Zeit eine bestimmte Band gerne hört, kann es etwa über Sonderangebote im Plattenladen um die Ecke oder das nächste Konzert der Band in der Stadt aufmerksam machen – und sich das von den Firmen vergüten lassen. Spotify postet automatisch auf die Facebook-Wall seiner Mitglieder, was diese gerade hören und informiert so einen riesigen potentiellen Kundenkreis über seinen Dienst. Social-Media-Firmen sind deshalb wichtige Kooperationspartner für Streaming-Angebote.
Dazu kommt, dass Unternehmen wie Spotify oder Simfy die Möglichkeit der Privatkopie untergraben. Keiner der Dienstanbieter bieten die Möglichkeit, die Musik, die man sich anhört, zu speichern. Technisch kann dies umgangen werden, ein Interesse haben die Streaming-Dienste aber nicht daran. Spotify-Manager Bringéus sagte auf Spiegel Online dazu, dass „Digitalmusik in Zukunft das einzige Modell sein“ werde und Downloads ein Übergangsphänomen sind.
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