Respekt für vertrauenswürdige Musik
Mit dem Austritt des Verbandes unabhängiger Tonträgerunternehmen, Musikverlage und Musikproduzenten e.V. (VUT) aus der deutschen Landesgruppe der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) Ende 2005 wollen die Unabhängigen klar machen, dass sich die Auffassungen ihrer Mitglieder in vielen Punkten nicht mit denen der großen Musikkonzerne decken: „Selbstverständnis und Anliegen der VUT-Mitglieder sind nicht in allen Bereichen identisch mit denen, die die so genannten Phonoverbände vertreten“, erläutert der Vorstandsvorsitzende Peter James die Gründe für den Austritt.
„Respect the Music“
Unabhängigen Musikunternehmen üben mit Initiativen wie „Majors Kill Music“ und „Bestecher sind Verbrecher“ schon länger heftige Kritik am Geschäftsgebahren der großen Musikkonzerne. Ihre eigenen Positionen wollen sie der Öffentlichkeit jetzt mit der Kampagne „Respect the Music“ vorstellen. Dabei stehen nach eigener Aussage drei Punkte im Mittelpunkt, die auf der Webseite erläutert werden:
„(1) DRM und Kopierschutz sind nicht die Lösung des Problems der Musikindustrie. So, wie diese Techniken bislang gestaltet werden, helfen sie eher, auch noch die letzten ‚ehrlichen’ Musikkäufer zu verprellen und in die Piraterie zu treiben.
(2)Wir brauchen ein starkes Urheberrechtsgesetz, das die neuen digitalen Formen von Musikverbreitung und Konsum unterstützt und die Voraussetzungen für zeitgemäße Vergütungsmodelle schafft. Es muss faire Bedingungen für die kreative Branche schaffen und bedarf deshalb einer grundsätzlichen Überarbeitung.
(3) Die strafrechtliche Verfolgung von P2P Usern löst das Problem der Piraterie nicht und macht Fans zu Kriminellen.“
Die Unabhängigen stellen ausdrücklich klar, dass sich ihre Aktion nicht gegen den Urheberrechtsschutz für Musik richtet. Sie setzen aber auf Aufklärung statt Abschreckung: „Ziel der Kampagne ist es, darüber aufzuklären, dass es für den Erhalt einer vielfältigen Musikkultur lebensnotwendig ist, dass man sie auch respektiert“, heißt es auf der Website von „Respect the Music“.
Den Anlass für die Kampagne boten die jüngsten Ereignisse rund um Kopierschutzverfahren und der vom Bundesjustizministerium vorgelegte Referentenentwurf zum so genannten Zweiten Korb der Urheberrechtsnovelle. Für die VUT-Mitglieder ist es damit „höchste Zeit, dass Musikwirtschaft und Musikschaffende auf die fehlgeleitete Politik der Musikindustrie reagieren“, wie in der Pressemitteilung der VUT erklärt wird.
Die Kampagne bietet auch ein Logo an, das Interessierte auf ihre Veröffentlichungen anbringen können um ihre Unterstützung zu signalisieren.
„Trusted Music“
Der VUT ist nicht der einzige Musik-Verband, dem die Politik der Major-Label nicht passt: Eine ähnliche Kampagne startete Ende vergangenen Jahres auch der Verband SAVEMUSIC – Bundesverband für Musikkultur unter dem Namen „Trusted Music“. Die Initiatoren lehnen Kopierschutzverfahren als diskriminierend und kontraproduktiv ab und wollen mit einem eigens entworfenen Logo den Käufern von Musik signalisieren, dass sie für ihr Geld bekommen, was sie erwarten.
Das „Trusted Music“-Logo darf nur auf CDs und DVDs angebracht werden, die weder Kopierschutz noch DRM-Technologie nutzen. Das gleiche gilt für Webseiten, wie Künstler- oder Labelseiten und Online-Shops. Zusätzlich soll bei Musikdateien die Qualität bestimmten Mindeststandards genügen. Auch die Verwendung von Wasserzeichen, mit denen das Nutzungsverhalten von Usern verfolgt werden kann, lehnt der Verband ab. Das Gütesiegel dürfen auch Nichtmitglieder kostenlos nutzen, sofern sie die genannten Bedingungen einhalten.
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