Ratgeber unterstützt Open-Access-Vermittlung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen

Cover der Handreichung (Collage: iRights.info).
Der Ratgeber richtet sich an alle Multiplikator*innen, die Schulungen und andere Veranstaltungen zum Thema Open Access durchführen. Darunter beispielsweise Mitarbeiter*innen von Bibliotheken, Open-Science-Offices oder Forschungsreferaten. Aber auch für Forschende und Studierende ist das über 200 Seiten starke Dokument interessant. Denn es bietet einen soliden Zugang zu zahlreichen Open-Access-Themen.
Open Access
bezeichnet den offenen Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen. Open-Access-Literatur im engeren Sinn ist online kostenfrei zugänglich und unter offenen Lizenzen veröffentlicht, die die weitere Nutzung erleichtern. Es gibt mehrere Ansätze: Anderswo veröffentlichte Publikationen können online zugänglich gemacht werden („Green Road“) oder in eigenen Open-Access-Zeitschriften erscheinen („Golden Road“). Beim Diamond-Open-Access-Modell fallen weder für Autor*innen noch Leser*innen Gebühren an; finanziert wird die Publikationsinfrastruktur hier von wissenschaftlichen Einrichtungen oder Wissenschaftsverbänden. In Deutschland gilt seit 2014 unter bestimmten Voraussetzungen ein Zweitveröffentlichungsrecht für Wissenschaftler*innen.
„Train the Trainer“ in 18 Modulen
Der Aufbau des Handbuchs ist nach dem „Train-the-Trainer“-Konzept gestaltet: In insgesamt 18 Modulen können sich Interessierte in diverse Open-Access-Themen einlesen und mit didaktischen Ansätzen arbeiten. Das soll sie in die Lage versetzen, andere Interessierte zu schulen und fortzubilden.
Anhand von didaktischen Methoden und beispielhaften Szenarien bespricht der Ratgeber typische Fragen, die bei Open Access, Open Science und dem Publizieren wissenschaftlicher Forschungsergebnisse auftreten (können).
Aufbau der Module
So erklärt der Ratgeber in Modul 5 etwa die „Grundlagen zu Open Access“ (S. 81-94). Das Modul enthält fünf Schritte: Zuerst gibt es eine praktikable Definition von Open Access (1) und der Unterschied zwischen dem grünen und dem goldenen Weg wird erklärt (2).
Anschließend stellt der Ratgeber die Vorzüge von Open Access (gegenüber geschlossenen Publikationsformen) heraus (3). Diesem Teil folgt eine Auflistung typischer Vorbehalte, die gegen Open Access vorgebracht werden – und wie Ausbilder*innen diesen stichhaltig entgegnen können (4). Der letzte Schritt ist dem Entstehungskontext von Open Access gewidmet, gibt also historische Hintergrundinformation über die Entwicklung offener Publikationsformate (5).
Das Modul schließt mit einigen Vorschlägen für didaktische Übungen, einer weiterführenden Literaturliste sowie einem sogenannten „Lehrdrehbuch“: Dieses skizziert einen detaillierten Vorschlag zum Ablauf des Moduls.
Die restlichen Module folgen einem ähnlichen Aufbau. Thematisch decken sie ein breites Spektrum ab: Von didaktischen Grundlagen und Erklärmethoden über Fragen zu Qualitätssicherung und offenen Lizenzen bis hin zu Vorschlägen, wie sich Engagements und Vernetzung für Open Access ausbauen lassen.
Reaktion auf gestiegenen Informationsbedarf
Der umfangreiche Ratgeber ist offen unter CC BY-4.0 lizenziert. Verfasst hat das Papier eine Gruppe erfahrener Open-Access-Vermittler*innen: Das Kollektiv der Autor*innen besteht aus Katarzyna Biernacka, Verena Halbherr, Marc Lange, Linda Martin, Christine Mieck und Nadine Reimer. Sie alle sind in unterschiedlichen Rollen an Universitäten und Forschungseinrichtungen in die Open-Access-Transformation involviert.
Fragen und Diskussionen um das richtige Open-Access-Publizieren dürften sie alle aus erster Hand kennen. Die Handreichung lässt sich damit auch als Reaktion auf einen gestiegenen Bedarf zu offenen Publikationsformen in Forschung, Wissenschaft und Verwaltung verstehen.
Aus den 18 Modulen lassen sich vielfältige Workshops und Schulungen zimmern. In diesen können Trainer*innen auf individuelle Bedarfe und Themen der Teilnehmenden reagieren. Mittlerweile kursieren auch zahlreiche technische und bibliothekarische Abkürzungen im Open-Access-Diskurs. Diese sind auf drei Seiten zum Nachschlagen zusammengefasst.
Wie kommerziell wird Open Access zukünftig werden?
Klar ist aber auch: Die Handreichung kann nicht die breite Diskussion um die Ausgestaltung von Open Access ersetzen. Eben diese Diskussion ist seit einigen Jahren im Dreieck von Wissenschaftsverlagen, Bibliotheken und Autor*innen zugange. Zuletzt schaltete sich der Wissenschaftsrat in einem umfangreichen Positionspapier in die Debatte ein.
Gerade die neuerlichen, von großen Wissenschaftsverlagen aufgerufenen Wucherpreise für Open-Access-Publikationen sind Anzeichen für einen Wandel. Dazu kommen neue kommerzielle Geschäftsmodelle und Datentracking-Praktiken im Verlagswesen. Die Entwicklungen sprechen dafür, dass sich die Öffnung des akademischen Publikationswesen in eine Richtung entwickelt, die ungewünschte Auswirkungen auf Forschung und Wissenschaftsfreiheit haben kann – weil sie Großverlage über Gebühr stärkt und bestehende Abhängigkeiten festigt.
Die Open-Access-Bewegung hatte sich ursprünglich für das Gegenteil, nämlich mehr Unabhängigkeit von Verlagen und kostenneutralen Zugriff eingesetzt. Mittlerweile deutet aber einiges daraufhin, dass es in den nächsten Jahren tatsächlich digitaler und offener wird – aber auch teurer, insbesondere für Autor*innen. Mehr denn je sind sind daher kritisch informierte und in Open-Access-Fragen geschulte Wissenschaftler*innen gefragt. Diese finden in dem vorgestellten Ratgeber wertvolles Schulungsmaterial und Einstiegspunkte für einen reflektierten Umgang mit Open Access.
iRights.info informiert und erklärt rund um das Thema „Urheberrecht und Kreativität in der digitalen Welt“.
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