Open-Access-Publizieren mit dem universitätsweiten Repositorium Phaidra
Ein Debattenbeitrag im Rahmen der Sendereihe „U-Ton. Urheberrecht im Digitalen Zeitalter“.
Phaidra (Permanent Hosting, Archiving and Indexing of Digital Resources and Assets) wurde von der Universitätsbibliothek Wien gemeinsam mit dem Zentralen Informatikdienst der Universität entwickelt und ist derzeit an mehreren in- und ausländischen Institutionen, unter anderem am Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) in Verwendung.
Das Programm basiert auf der Open-Source-Software Fedora, die für die Archivierung digitaler Objekte entwickelt wurde. Phaidra macht eine langfristige Sicherung wertvoller digitaler Inhalte möglich und ist seit 2008 online. Objekte in allen Formaten können – mit einem dauerhaften Identifier, Lizenzen und Klassifikationen versehen – archiviert werden.
Mit diesem Repository ist es ebenfalls möglich, sehr rasch und sicher zu publizieren. Sämtliche MitarbeiterInnen, Studierende und Personen, die einen Account der Universität Wien besitzen, haben die Möglichkeit, Objekte, versehen mit einem Zeitstempel und erläuternden Metadaten, zu archivieren und, soweit rechtlich möglich, weltweit freizugeben. Wertvolle Sammlungen, Archivmaterialien, Bücher, Bilder, Texte, Videos und Audiodokumente können sehr rasch verfügbar gemacht werden.
Weiterverwendung erlaubt
Die angegeben Lizenzen garantieren jede Weiterverwendung, die der „Owner“ – so wird jene Person genannt, die das Objekt in Phaidra hochlädt – des Objekts wünscht. Aber auch die Verwendung von offenen Standards und Schnittstellen erlaubt es, die Objekte in andere Kontexte zu stellen (mehr unter phaidraservice.univie.ac.at).
So wurden zum Beispiel im Rahmen des EU-Projekts Europeana Libraries zahlreiche Bilder des Instituts für Kunstgeschichte, Nachlassmaterialien, Bücher, Inkunabeln, Videos der Universitätsbibliothek und Materialien des Universitätsarchivs für alle zugänglich ins Internet gestellt.
Das Projekt „E-Books on Demand“ ermöglicht es, rechtefreie Büchern über das für Phaidra entwickelte Betrachtungsprogramm digital bereit zu stellen. Phaidra-User haben zusätzlich die Möglichkeit, mit dem in Phaidra angebotenen Phaidra-Importer selbst Bücher zu erstellen und über den Bookviewer anzubieten.
Phaidra ist eingebunden in die EU-Projekte OpenAIRE und OpenAIREplus. Das bedeudet, dass österreichweit alle Personen, die in einem Forschungsprojekt im Rahmen des FP7-Rahmenprogramms der EU tätig und vertraglich verpflichtet sind, ihre Ergebnisse offen zugänglich zu publizieren, Phaidra nutzen können.
Rechtefragen behindern Verfügbarkeit
Die Möglichkeit, die Objekte mehrsprachig beschreiben zu können, vermindert weitere Barrieren; ein weltweiter Austausch von wissenschaftlichen Informationen ist deshalb garantiert. Dennoch hat diese Freiheit Grenzen, nämlich dann, wenn die Rechte an einem Objekt nicht geklärt sind.
Laut den Nutzungsbedingungen von Phaidra dürfen nur Objekte archiviert werden, an denen der Owner die Rechte besitzt. Bei multimedialen Objekten, bei denen von allen Beteiligten die Rechte eingeholt werden müssten, kann dies ein langer Prozess sein.
Bei Materialien, die in der Lehre eingesetzt werden, besitzen die LehrveranstaltungsleiterInnen nicht immer sämtliche Rechte. Das bedeutet, dass diese Materialien nicht in Phaidra archiviert werden dürfen. Auch Sicherheitskopien von Objekten, deren Rechte nicht gänzlich geklärt sind, dürfen nicht in Phaidra archiviert werden. Eine Lockerung der derzeitigen Gesetze würde die Verbreitung des Open-Access-Gedankens sehr unterstützen.
Während in den Naturwissenschaften bereits einige Modelle des Open-Access-Publizierens in Verwendung sind, sind die Vorbehalte in den Geisteswissenschaften zum Teil noch sehr groß. Hier bedarf es eines Umdenkungsprozesses – die Werkzeuge wären jedenfalls schon vorhanden.
Susanne Blumesberger ist Germanistin und seit 1999 Mitarbeiterin des Projekts „biografiA. Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen“ am Institut für Wissenschaft und Kunst an der Unversität Wien und seit 2007 zuständig für Customer Management für Phaidra, das digitale Langzeitarchivierungssystem der Universität Wien.
1 Kommentar
1 Dr. Klaus Graf am 22. Januar, 2014 um 13:12
Im Vergleich zu anderen digitalen Sammlungen ist PHAIDRA benutzerunfreundlicher Pfusch, in dem der Durchschnittsnutzer erst einmal nichts findet.
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