Nutzer möchten lieber Musik ohne DRM
Für die Studie, die im Rahmen des EU-Projekts INDICARE (Informed Dialogue About Consumer Acceptability Of DRM Solutions) entstanden ist, wurden 4852 Nutzer aus Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Ungarn, den Niederlanden und Schweden befragt. Ziel war es, verlässliche Daten darüber zu erhalten, wie europäische Konsumenten digitale Musik verwenden, was sie über DRM wissen und inwieweit sie diese Technik akzeptieren.
Zu diesem Zweck wurden die Nutzer zum Beispiel gefragt, ob sie schon einmal Musik auf dem Computer gehört, diese gerippt oder heruntergeladen haben, ob sie schon einmal Internet-Radios, Filesharing- oder Download-Dienste verwendet, CDs gebrannt oder Musikstücke im Familienkreis getauscht haben und wie sich ihr Kaufverhalten nach der Entdeckung eines neuen Künstlers im Internet entwickelt hat (zum Beispiel ob sie nachher mehr oder weniger Musik dieses Künstlers gekauft haben).
„Trotz der Popularität von digitaler Musik in Europa, wissen die meisten Nutzer nicht, was DRM ist, wissen nichts über oder interessieren sich nicht für Urheberrecht und sind nicht informiert über rechtliche Fragen bei der Nutzung von digitaler Musik“, resümiert die Untersuchung.
Interessante Ergebnisse hat die Studie in Bezug auf die Akzeptanz von DRM-Systemen zutage gefördert. Hier wurde untersucht, wie Verbraucher zu Nutzungsbeschränkungen stehen. Zu diesem Zweck wurden den Befragten verschiedene Fragen mit dem Inhalt „Was wäre Ihnen lieber“ unter Gegenüberstellung von jeweils zwei Möglichkeiten gestellt. Zum Beispiel: „Würden Sie eher 50 Cent für einen Song zahlen, den man nur einmal kopieren und dreimal brennen kann oder 1 Euro für einen Song, den man nutzen kann wie man will (etwa beliebig oft kopieren)?“ 63 Prozent der Nutzer gab hierzu an, mehr Geld für mehr Nutzungsmöglichkeiten ausgeben zu wollen. Die Verfasser der Studie folgern aus einer Reihe ähnlicher Erkenntnisse: „Nutzer akzeptieren keine Musik-Services, die sie in ihrer Flexibilität einschränken, auch wenn diese für weniger Geld angeboten werden“.
Auch das Rechtsbewusstsein der Verbraucher wurde untersucht. Neben Detailaspekten wurde abgefragt, ob es die Nutzer interessiert, dass Musik durch das Urheberrecht geschützt wird. Hier gaben je 43 Prozent der Befragten an, sich dafür zu interessieren beziehungsweise sich hierfür nicht zu interessieren. Immerhin 14 Prozent der Nutzer gaben aber zu, nicht genau zu wissen, was Urheberrecht eigentlich bedeutet. Während es in Deutschland immerhin 64 Prozent der Befragten interessiert, dass Musik urheberrechtlich geschützt ist, kümmern sich in Schweden nur 35 Prozent und in Ungarn sogar nur 34 Prozent um die rechtlichen Aspekte der Nutzung digitaler Musik. Eine große Kluft klafft auch zwischen den Altersgruppen: Während sich im gesamt-europäischen Vergleich nur 29 Prozent der Zehn- bis Neunzehnjährigen um das Urheberrecht Gedanken machen, trifft das bei den über Vierzigjährigen auf immerhin 54 Prozent der Nutzer zu.
Beim Thema DRM gaben 63 Prozent der befragten Nutzer an, von diesen Systemen noch nie etwas gehört zu haben. 23 Prozent wussten nicht, worum es sich hierbei genau handelt. Auch sind sich die Nutzer von Online-Musik-Diensten meist nicht bewusst, ob die dort erworbenen Files technisch geschützt sind, oder wie sie DRM-geschützte Dateien nutzen dürfen. Dies ist angesichts der Tatsache beachtlich, dass allein Apple bis Anfang Mai dieses Jahres 400 Millionen Songs über seinen Download-Dienst iTunes verkaufen konnte.
Auch das Kaufverhalten in Bezug auf Musik-CDs wurde untersucht. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die meisten interessierten Internet-Nutzer viel Geld für den Kauf von CDs investieren. Der Abschlussbericht folgert: „Das Internet ist ein exzellentes Mittel, um neue Musik zu fördern. … Die Musikindustrie sollte es für den Verbraucher leicht machen, neue Musik im Internet zu finden, etwa indem Austausch und Empfehlungsfunktionen geboten werden.“ Selbst Filesharing-Nutzern wird ein reges Kaufverhalten attestiert. Sie nutzen nach den Umfrageergebnissen überdurchschnittlich oft auch kostenpflichtige Download-Angebote und kaufen beinahe so viele CDs wie der durchschnittliche Nutzer digitaler Musik. Das Resümee: „Filesharing-Nutzer sind nicht reine Trittbrettfahrer, sondern eine interessante Zielgruppe für die Musikindustrie.“
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