Mehr DRM für Blu-ray-Disc
Der von mehreren großen Hollywood-Studios sehnsüchtig erwartete Kopierschutz BD+ ist fertig gestellt worden, wie die Firma BD+ Technologies bekannt gab, die mit der Lizenzierung beauftragt war. Ab sofort stehen die Spezifikation, die Schlüsselverwaltung, eine Testumgebung und eine Reihe von Verträgen, die den Einsatz von BD+ regeln, über die Website von BD+ Technologies zur Verfügung. Interessenten müssen sich registrieren, um sie abzurufen. Hersteller von Geräten und Blu-ray-Filmen können den zusätzlichen Kopierschutz ab sofort verwenden.
Das von einer Allianz um Sony entwickelte Blu-ray-Format steht in Konkurrenz HD-DVD-Format, das von Toshiba kommt und vor allem von Intel und Microsoft unterstützt wird. Während Sony das aktuelle Modell der Spielkonsole Playstation mit einem Blu-ray-Laufwerk ausstattet, verwendet Microsofts Konkurrenzangebot Xbox HD-DVD. Von verschiedenen Anbietern gibt es darüber hinaus separate Abspielgeräte, die noch keine große Verbreitung gefunden haben – nicht zuletzt, weil sie teuer sind und es nicht klar ist, welches hochauflösende Video-Format sich am Ende durchsetzen wird.
Anti-Hacker-Technologie BD+
BD+ basiert auf einer virtuellen Maschine für Abspielgeräte und soll Advanced Access Content System (AACS) ergänzen, das bisher verwendet wurde, um Blu-ray-Medien gegen unbefugte Nutzung und Vervielfältigung zu sichern. Der Schlüssel für AACS ist in der jüngsten Vergangenheit wiederholt kompromittiert worden.
Erstmals Ende des vergangenen Jahres gelang es angeblich einem Hacker, durch eine Lücke in einem Software-Player an die Schlüssel zu gelangen, die zur Entschlüsselung von Inhalten benötigt werden. Dadurch soll es möglich sein, Filme von Blu-ray- und HD-DVD-Discs auf die Festplatte zu kopieren und von dort abzuspielen. Eine unabhängige Bestätigung dafür steht jedoch noch aus. In den Folgemonaten schafften es verschiedene Hacker mehrfach, sich Zugang zu unterschiedlichsten Schlüsseln von HD-Datenträgern und Abspielsoftware zu verschaffen.
Sicherheitslücken dynamisch schließen
Die für die Verwaltung von AACS zuständige AACS LA reagierte auf diese Sicherheitslücken im DRM-Konzept, indem die entsprechenden Abspielgeräte auf eine schwarze Liste gesetzt wurden. Neuerscheinungen von Filmen auf HD-DVD und Blu-ray lassen sich dadurch mit den kompromittierten Playern nicht mehr abspielen. Alles in allem lief es bisher auf ein Hase-und-Igel-Spiel zwischen Filmstudios, AACS LA und Herstellern von Abspielgeräten beziehungsweise -Software auf der einen und Hackern auf der anderen Seite hinaus. BD+ soll nun dem Blu-ray-Lager den entscheidenden Vorsprung verschaffen.
BD+ besteht aus zwei sich ergänzenden Komponenten. Die erste Komponente bildet eine kleine virtuelle Maschine, die auf dem Abspielgerät läuft. Ihre Aufgabe ist es, unmanipulierte Abspielvorgänge im Abspielgerät zu überwachen, Inhalte zu entschlüsseln und gegebenenfalls Sicherheitslücken aktiv zu schließen. Die virtuelle Maschine ist im Abspielgerät fest eingebaut und wird gestartet, sobald eine BD+-Disc im Laufwerk erkannt wird.
Optional kommt eine zweite Komponente ins Spiel. Jede mit BD+ ausgerüstete Blu-ray-Disc kann Anweisungen für die virtuelle Maschine enthalten, die zur Laufzeit nachgeladen werden. Sollte ein BD+-Player kompromittiert werden, wäre es so möglich, bekannte Lücken später dynamisch zu schließen, indem entsprechender Code von der Disc gelesen und ausgeführt wird. Nach dem Auswerfen der Disc wird die virtuelle Maschine automatisch gelöscht.
Kopierschutz als Anreiz für Hollywood
Die neuen Möglichkeiten von BD+ könnten allerdings auch dafür genutzt werden, das legale Abspielen noch stärker zu kontrollieren als bisher. So wäre es etwa möglich, Filme mit einem „Abspielfenster“ zu versehen, das heißt, einen Zeitraum festzulegen, innerhalb dessen ein Film abgespielt werden kann – und danach nicht mehr. Es bleibt abzuwarten, wie die Filmindustrie von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen wird.
Das Blu-ray-Lager kämpft derzeit um die Unterstützung der großen Hollywood-Studios. Dass BD+ einen zusätzlichen Schutz vor unbefugter Nutzung und Vervielfältigung bietet, ist dabei ein entscheidendes Argument. Mehrere Studios halten sich bisher damit zurück, Filme in hochauflösenden Formaten zu veröffentlichen, darunter das Studio 20th Century Fox des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch. Beobachter erklären sich das damit, dass die Firmen Angst vor illegalen Kopien haben. Mit der Verfügbarkeit von BD+ könnte somit das Angebot an hochauflösenden Filmen steigen.
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