Die Bewegung weitertragen
Aus der letzten Folge:
Folglich nutzen wir unsere Lizenzen, um die Freiheiten, die Autoren wünschen, auf ein stärkeres Fundament von „Fair use“-Freiheiten aufzubauen. Creative Commons ist daher „Fair use“-Plus: Ein Versprechen, dass die Freiheiten, die CC gibt, immer zusätzlich zu den gesetzlichen bestehen.
Das war’s zu den Hintergründen. Nächste Woche beschreibe ich einige der spannenden Entwicklungen, die Creative Commons angestoßen hat, und sage etwas mehr dazu, was wir vorhaben.
Die Geschichte geht weiter:
Vor etwa zwei Monaten fragte mich ein Freund:
„Ich verstehe nicht ganz, was Creative Commons ist, außer einem Haufen von Servern, die Leuten auf der ganzen Welt Lizenzen liefern. Warum solltet ihr Unterstützung brauchen?“
Die Frage war völlig verständlich. Die meisten Leute nehmen uns nur über unsere Lizenzen wahr. Aber wir machen eine ganze Menge mehr. Und das will ich in den nächsten paar Wochen beschreiben.
Diese E-Mail ist nur der Anfang – ich verspreche aber, mich kurz zu fassen. Mein Ziel ist es, den Grundgedanken von CC zu beschreiben.
Als Creative Commons im Dezember 2002 gegründet wurde, hatten wir eine ganz einfache , eng gefasste Zielsetzung – die Creative-Commons-Lizenzen zu verbreiten. Das Büro der Organisation befand sich im Keller der juristischen Fakultät der Stanford University. Die winzige Belegschaft arbeitete so hart, dass manche in Stanford dachten, sie würden dort wohnen.
Das Ziel war klar: zu erklären, warum die Creative-Commons-Lizenzen wichtig waren. Wir hielten Vorträgen, veröffentlichten Presseerklärungen und programmierten sogar Flash-Animationen.
Langsam fingen wir an, Fuß zu fassen. Das OpenCourseWare-Projekt des MIT (Massachusetts Institute of Technology) begann, CC-Lizenzen zu benutzen, um eine außerordentliche Vielzahl von Inhalten frei anzubieten. Dadurch konnte jedermann diese Inhalte erweitern oder weitergeben. Das Connexions-Projekt der Rice-Universität folgte. Und Tim O’Reilly vom O’Reilly Verlag gab uns über 500 Titel aus seinem Verlag, die wir unter freien Linzenzen veröffentlichen durften. Darunter waren auch einige, die unter einer besonderen Lizenz – dem so genannten „Founders’ Copyright“ – veröffentlicht wurden, womit die Schutzdauer freiwillig auf 14 (oder 28 Jahre) reduziert wurde.
Schon kurz nach Projektstart bekamen wir aus der ganzen Welt E-Mails mit Anfragen, wie man sich in anderen Ländern daran beteiligen könnte. Theoretisch waren unsere Lizenzen so gestaltet, dass sie auf der ganzen Welt funktionierten. Aber der Enthusiasmus ging weit über den Wunsch hinaus, ein paar US-basierte Lizenzen zu übernehmen.
Also riefen wir schon früh das iCommons-Projekt mit Sitz in Berlin ins Leben. Das Ziel des iCommons-Projektes war ursprünglich, die Freiwilligen aus der ganzen Welt zu koordinieren, während sie Versionen unserer Lizenzen entwickelten, die auf die jeweiligen nationalen Gesetze zugeschnitten waren. Japan war das erste Land, wo eine Lizenz entwickelt wurde, die auf dem japanischen Recht beruhte, aber in der ganzen Welt verwendet werden konnte. Diese an die lokalen Gegebenheiten angepassten Lizenzen werden auf eine Übersetzung der Commons-Lizenzurkunde („Commons Deed“) verlinkt (zur Erinnerung: dahinter verbirgt sich die allgemein verständliche Erklärung der Lizenz in englischer – und nun in japanischer, spanischer, französischer und so weiter – Sprache). Von dort geht es weiter zu universellen Metadaten, die die Freiheiten, die den Inhalten mitgegeben worden sind, in computerverständlicher Form aufbereiten.
Mehr zu iCommons findet sich hier: creativecommons.org/worldwide/
iCommons wuchs explosionsartig. Bald arbeiteten Freiwillige in mehr als 70 Ländern rund um die Welt daran, unsere Lizenzen an ihre lokalen Rechtssysteme anzupassen. Ich begann um die Welt zu reisen, um überall den Start von Creative Commons zu feiern. Mit der Gründung von Creative Commons in Slovenien sind inzwischen in 24 Ländern CC-Lizenzen verfügbar. Und eine Reihe weiterer Länder werden demnächst folgen.
Das steht im Mittelpunkt dessen, was CC sein möchte – freie Lizenzen zu entwickeln, wo wir nur können. Aber das ist erst der Anfang unserer Arbeit. Als nächstes werden wir das „Science Commons“ beschreiben. Und danach ein weiteres großes, internationales Projekt.
Bleiben Sie dran.
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Eine letzte Bemerkung zur Spendenkampagne von Creative Commons: Wie Sie wissen, schreibe ich diese Briefe als Teil unserer diesjährigen Spendenkampange. Dieser Brief hat Ihnen vielleicht klarer gemacht, wieso wir eine solche Kampagne brauchen. Aber ich will Ihnen ein weiteres Element der Kampagne vorstellen: Wir bitten unsere Unterstützer, einen „Creative Commons“-Button auf ihre Webseite zu stellen, um so auf die Bewegung aufmerksam zu machen und neue Interessenten zu gewinnen. Bitte unterstützen auch Sie uns, in dem Sie eine solche Grafik auf Ihre Webseiten stellen. Die Grafik finden Sie hier: creativecommons.org/support/getabutton.
Vielen Dank für Ihre Hilfe.
Übersetzt von Valie Djordjevic. Originalversion dieses Textes: creativecommons.org/weblog/entry/5689
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