Neue Projekte
Die Geschichte geht weiter:
Also, was ist neu? Was werden unsere nächsten Schritte sein? Welche Projekte würde Creative Commons gerne realisieren, die durch diese Spendenkampagne unterstützt werden könnten?
In dieser vorletzten E-Mail beschreibe ich zwei Projekte, die wir beginnen möchten. Dies ist keine formale Ankündigung. Wenn Sie mich außerhalb dieser E-Mail nach diesen Projekten fragen, werde ich leugnen, irgendetwas über sie zu wissen. Beide sind zwar weit genug gediehen, um nach Unterstützung für ihren Start zu fragen, aber nicht weit genug, um sie richtig anzukündigen. Was sie über den kritischen Punkt bringen würde, wäre eine starke Unterstützungsreaktion von Ihnen (oder Ihren Freunden). Jetzt ist die Zeit, wo wir diese Unterstützung brauchen.
Ein Allmende-Wiki
Eines der Projekt, das wir in Kürze ankündigen werden, verbindet die Klugheit und Sachkenntnis des Wikipedia-Projekts mit dem außergewöhnlichen Weitblick einer großen Rechte- und Lizenzorganisation, die dazu beitragen möchte, die Grenzen der Allmende zu bestimmen. Das Projekt würde etwa folgendermaßen arbeiten: Die Rechte- und Lizenzorganisation (und wir können jetzt noch nicht verraten, um welche es sich handelt) würde uns Daten aus ihrer Datenbank zur Verfügung stellen, die sie über Autoren in einem bestimmten Land haben. Diese Datensätze würden einschließen die Geburtsdaten und, wenn verfügbar oder relevant, die Todesdaten der Autoren und die veröffentlichten Bücher. Mit Hilfe dieser Informationen könnte man ermitteln, für welche Werke der Urheberschutz abgelaufen ist [in Deutschland zum Beispiel läuft der Urheberschutz 70 Jahre nach dem Tod des Autors ab. Anm. d. Übersetzers]. Das Problem ist, dass die Angaben dazu, ob ein Autor gestorben ist, oft unvollständig und manchmal ungenau sind. Also stellt sich die Frage, wie wir diese Daten durch einen Gemeinschaftsprozess ergänzen können, was den Wert dieser Datenbank erheblich steigern würde.
Und hier kommen die Ideale eines Wikis in Spiel. Durch eine Website, die von Creative-Commons-Anhängern in dem Land, um das es geht, betrieben wird, werden wir eine Gemeinschaft aufbauen, die sich dem Ziel „die Wiederentdeckung der gemeinfreien Kultur in Land X“ verschrieben hat. Diese Gemeinschaft würde Verfahren entwickeln, die Daten über den Status eines Werkes zu aktualisieren – beispielsweise Verfahren dafür, die Genauigkeit der Daten sicher zu stellen, bevor sie dem Wiki hinzugefügt würden. Die Gemeinschaft würde außerdem dafür sorgen, dass der Datenbank weitere Informationen hinzugefügt würden, wie zum Beispiel Buchkritiken der Autoren, Hinweise zu Orten, wo die Bücher gekauft werden können, und Biographien von Autoren. Wir stellen uns vor, dass diese Website eine Goldgrube mit Informationen über die Autoren in Land X werden könnte, neue Aufmerksamkeit auf nicht länger verlegte und vergriffene Werke älterer Autoren lenken und neues Interesses an ihren Werken wecken könnte.
Wir würden dann einen Satz von APIs entwickeln – das ist eine definierte Schnittstelle zur Datenbank –, die jeder benutzen könnte, um die Datenbank nach Information zu einem bestimmten Werk abzufragen. Zum Beispiel könnte jemand (kostenlos) fragen, ob ein bestimmtes Buch von einem bestimmten Autor gemeinfrei ist oder nicht, und die Datenbank würde eine Antwort und einen Wert über die Zuverlässigkeit der Antwort zurückgeben. (Zum Beispiel: „Wir können mit einer 95%-igen Zuverlässigkeit sagen, dass dieses Buch gemeinfrei ist.“) Diese Daten könnten dann von den Leuten verwendet werden, um zu entscheiden, welche Bücher im Internet verfügbar gemacht werden können, oder welche Erlaubnis gebraucht wird, um das Buch in einem Uni-Seminar zu verwenden.
Dieses Projekt, WikiPD genannt, hat gerade eine Anfangsfinanzierung erhalten. Damit wir uns für das Projekt engagieren, bräuchte es noch einen Haufen öffentlicher Unterstützung. Hier die Frage an Sie: Sollen wir?
Rückgabe von Autorenrechten
Das zweite Projekt, an dem wir heimlich gearbeitet haben, ist ein Plan, Kreativen eine Chance zu geben, Rechte zurück zu bekommen, die sie vor vielen Jahre übertragen haben, und die sie sich von Gesetz wegen wiederholen können. Gemäß dem US-Copyright-Gesetz hat ein Schöpfer das Recht jede Übertragung von Rechten 35 Jahre nach der Übertragung „zu beenden“. Aber das zu tun, erfordert eine irrsinnig komplexe Folge von Schritten – wozu den meisten Kreativen die Zeit oder das Wissen fehlt. Zwar gibt das Gesetz Autoren dieses Recht, doch ist es so irrsinnig kompliziert, dass Kreative eine schwere Zeit haben würden, wollten sie es ausüben.
Wir können dabei helfen. Im letzten Jahr haben wir ein Computerprogramm entworfen – eine Art Assistenten für die Beendigung von Rechteübertragungen –, das Kreative verwenden können, um herauszufinden, ob sie Rechte haben, die sie sich zurückholen können, und Autoren zu helfen, sich ihre Rechte wiederzuholen. Um unseren Assistenten zu nutzen, würde ein Schöpfer zunächst Informationen eingeben, wohin er oder sie die Rechten übertragen hätte. Der Assistent würde dann anzeigen, welche Möglichkeiten bestünden. Und, wenn die Schöpfer es wollten, würde das System ihren Fall an eine Rechtshilfestelle oder an ehrenamtliche Rechtsanwälte weiterleiten, so dass sie sich ihre Rechte mit der Hilfe eines geübten Beraters zurückholen könnten. Wir würden dieses Werkzeug kostenlos anbieten. Und während wir den Kreativen selbstverständlich die Freiheit geben würden, wieder gewonnene Rechte unter einer Creative-Commons-Lizenz anzubieten, würden wir nicht verlangen, dass sie es tun. Unsere einzige Absicht ist es, das Gesetz einfacher nutzbar zu machen, so dass es den Leute zugute kommt, für die es gedacht war: den Kreativen.
Dieses Projekt wird einige überraschen – jene, die (zu Unrecht) annehmen, dass wir gegen das Urheberrecht sind. In der Tat ist dieses Projekt nach meiner Ansicht der beste Ausdruck der Ideale von Creative Commons: Einen Weg zu finden, den Umgang mit dem Gesetz einfacher zu machen, und einen Weg zu finden, es Kreativen leichter zu machen, zu bekommen, was sie wollen.
Auch dieses Projekt braucht eine Menge Unterstützung. Wir werden eine Beta-Version wahrscheinlich bis Anfang Februar fertig haben. Doch für Tests und Implementierung benötigt das Projekt eine Menge Infrastruktur. Hier haben Sie einen weiteren Grund, warum Sie auf den Unterstützungslink unten klicken sollten. Oder besser noch, einen weiteren Grund, warum Sie den Unterstützungslink Ihren 10.000 besten Freunden zuschicken sollten. Wenn wir diese Projekte möglich machen wollen, müssen wir die benötigte Infrastruktur bereitstellen. Und, während manche dort draußen für das Gehalt arbeiten, das auch ich von CC bekomme (nämlich nichts!), können sich nicht alle in unserem Team diese Art von Engagement leisten. Also klicken Sie und unterstützen Sie uns, oder schicken Sie E-Mails an andere und bitten Sie um Unterstützung für uns.
Nächste Woche kommt die letzte dieser E-Mails.
Übersetzung: Robert A. Gehring. Originalversion dieses Artikels: creativecommons.org/weblog/entry/5734
Was sagen Sie dazu?