Creative-Commons-Werkzeuge
Die Geschichte geht weiter …
Creative Commons bietet Code an, um Kreativen eine einfache Möglichkeit anzubieten, ihre Werke mit den Freiheiten zu versehen, die sie ihnen mit auf den Weg geben wollen. Code in zweierlei Hinsicht: legaler Code (Lizenzen) und technischer Code (Software). Ich habe in diesen E-Mails viel Zeit damit verbracht, über den legalen Code zu reden. Aber die meisten wissen nicht viel über den technischen Code, den wir entwickelt haben, obwohl er, IMHO, zu dem Besten gehört, was wir produziert haben.
Aber lassen Sie uns hier zunächst noch einmal unsere Ziele klarstellen. Wir sind eine kleine gemeinnützige Institution. Wir können es uns nicht leisten, im großen Stil Code zu entwickeln und zu warten. So bauen alle unsere Codierungsprojekte Code auf die beste mögliche Weise – wir initiieren Projekte, die unter freien Softwarelizenzen (der GPL im Besonderen) lizenziert werden, unterstützen sie, und hoffen, dass diese Projekte schließlich ein eigenes Leben zu führen beginnen. Wir wählen die Projekte nach der Funktionalität aus, die wir verfügbar machen wollen. Nichts würde uns glücklicher machen, als wenn wir sehen würden, dass diese von uns gepflanzte Saat zu Millionengeschäften von anderen würde.
Der Code, den wir entwickelt haben, umfasst zum Beispiel Werkzeuge, die es Websites wie Flickr ermöglichen, unsere Lizenzmaschine in ihre eigene Plattform zu integrieren, oder das phantastische Plug-In für Mozilla-basierte Browser, das es leicht macht, Lizenzinformation über ein Seite zu sehen (einschließlich der winzigen Icons, die unten im Browser-Fenster erscheinen).
Weniger bekannt ist der Code, den wir entwickelt haben, um das Remixen des Materials im Internet einfacher zu machen.
Das einfachste und vermutlich offensichtlichste Beispiel ist ccPublisher. ccPublisher ist eine Desktopanwendung, die es den Leuten leicht macht, ihre Werke – versehen mit einer CC Lizenz – im Internet zu platzieren. Sobald man die Anwendung installiert, kann man einfach eine Datei auf ccPublisher ziehen. Es wird dann ein Vorgang gestartet, der zuerst nach einer CC-Lizenz für den Inhalt fragt, und ihn dann auf einen Server hoch lädt.
Der Server, der gegenwärtig voreingestellt ist, ist das Internetarchiv. Der Held des Internets Brewster Kahle hat sich dazu verpflichtet, jedem, der Inhalte unter einer CC-Lizenz zur Verfügung stellt, freien Speicherplatz und freie Bandbreite zur Verfügung zu stellen. Das Archiv gibt Ihrem Inhalt eine dauerhafte Heimstatt und eine URL gegeben, die Sie an andere weitergeben können. In drei einfachen Schritten ist Ihre Arbeit – wie umfangreich sie auch sein mag, wie schwierig sie auch zu befördern sein mag – auf ewig für jeden verfügbar.
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Wir haben auch einen einfachen Prüfer aufgebaut, den man für MP3-Dateien verwenden kann, die mit CC-Lizenzen versehen sind. Eine in eine Datei eingebettete Lizenz ist nur gültig, wenn es einen Rückverweis zu einer Website gibt. Dieses Werkzeug ermöglicht Ihnen, diesen Rückverweis auszuwerten, um Ihnen zu versichern, dass die Lizenz hält, was sie verspricht.
Aber der bei weitem coolste Code, den wir entwickelt haben, wurde von einer Gruppe von MIT-Studenten inspiriert und von dem außergewöhnlichen Musiker und Programmierer Victor Stone implementiert. Wir haben ihn ccMixter genannt.
ccMixter ist eine Art „Friendster“ für Musik (allerdings ohne die kommerzielle Seite des wirklichen Friendsters). Sie stecken dort Ihre Aufnahmen rein, und wenn andere sie remixen, überwacht das System den Remix. Für jedes Lied innerhalb ccMixter können Sie dann sehen, aus welchen Liedern es gemixt wurde (wenn überhaupt), und welche Lieder dieses Lied erneut gemixt haben (wenn überhaupt). Benutzer können Lieder bewerten, sie herunterladen oder streamen, oder aus dem ausgewählten Werk einen Podcast machen.
Die Idee war, aufbauend auf der Grundlage einer rechtlichen Plattform für Kollaborationen (den CC-Lizenzen), eine technische Plattform für Kollaborationen zu errichten. Ursprünglicher Inhalt von ccMixter waren die 16 Titel von der Wired-CD, darunter Musik von Gilberto Gil, den Beastie Boys, David Byrne, Chuck D und anderen. Es gibt inzwischen mehr als 1600 Titel auf der Website.
Meine Lieblingsgeschichte über ccMixter ist die eines Musikers namens „Minus Kelvin“. „Minus Kelvin“ ist High-School-Physiklehrer. Er macht bei ccMixter seit Februar 2005 mit. Auf seiner Profilseite sagte er, dass er „eine Plattenfirma“ suche. Im Juni wurde „Minus Kelvin“ von einer Plattenfirma unter Vertrag genommen, die ihn auf ccMixter entdeckt hatte. Und auch, wenn es nur einen „Minus Kelvin“ in der Welt gibt, gibt es dank ccMixter viele ähnliche Geschichten.
Wir haben vor, ccMixter für eine Weile zu beherbergen. Wir werden es international portieren, um iCommons zu unterstützen, und auch, um es in Bildungskontexten einzusetzen. Aber unser Traum ist, dass jemand einfach den Code nimmt und ihn zu einer Website mit Zehntausenden von Kreativen macht, die ganz legal die Werke der anderen „neu schöpfen“. In der Zwischenzeit schauen Sie doch mal bei ccMixter.org vorbei. Und helfen Sie, unsere Arbeit zu unterstützen und sie weiter zu verbreiten.
Nächste Woche: Mehr neue Projekte. Und in der Woche drauf die letzte dieser E-Mails.
Bevor ich diese E-Mail beende, will ich ein paar Korrekturen zu zwei früheren E-Mails anbringen. Die Reaktionen, die ich bekommen habe, haben deutlich gemacht, dass meine Aussagen nicht klar waren.
Erstens sagte ich in der E-Mail der letzten Woche bei der Beschreibung des Kampfes zwischen der „freien“ Software und „Open-Source“-Software-Bewegung: „Für einige war das eine Auseinandersetzung zwischen einer Bewegung, die an bestimmte Werte glaubte, und einer Bewegung, die an pragmatische Lösungen glaubte.“ Der Ausdruck „für einige“ war nicht deutlich genug. Nach meiner Erfahrung gehören jene, die die Open-Source-Software-Bewegung vorantreiben, zu den prinzipientreusten Seelen, die ich kenne. Wie auch immer einige diesen Kampf verstanden, nach meiner Meinung fand der wirkliche Kampf zwischen zwei Wertvorstellungen statt.
Zweitens sagte ich in der zweiten Woche: „Wie die Freie-Software-Bewegung glaubten wir, dass [Creative-Commons-Lizenzen] helfen würde[n], die Kreativität von einem Großteil der Last des Copyright zu befreien. Aber im Gegensatz zur Freie-Software-Bewegung war es nicht unser Ziel, die ‚proprietäre Kultur’ zu beseitigen (so wie einige in der Freie-Software-Bewegung proprietäre Software beseitigen möchten).“ Einige haben das so verstanden, dass die Freie-Software-Bewegung die „proprietäre Kultur“ beseitigen wolle. Das meine ich nicht. Ich meine einfach, dass zwar vielen Vorreitern der Freie-Software-Bewegung eine Welt ohne proprietäre Software gefallen würde, aber nicht, dass die Vorreiter der Freie-Software-Bewegung nach einer Welt ohne proprietäre Kultur streben.
Neues von der Spendensammelfront:
Schließlich etwas zur Spendensammlung. Wir kommen unserem Ziel nahe, aber in den letzten drei Wochen ist noch viel zu tun. Besonders dankbar sind wir RedHat und Six Aparts für ihre Unterstützung. Ein paar mehr solcher Partner und wir können sicher sein, unser Ziel zu erreichen.
Übersetzung: Robert A. Gehring. Englische Originalversion: creativecommons.org/weblog/entry/5726
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